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Impressionismus in Frankreich am Beispiel von Renoir

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Der Impressionismus ist erstmals nach 1860 in Paris entstanden und hat sich bis zum deutsch-französischen Krieg 1870/71 in Frankreich verbreitet. Namensgebend für den Impressionismus ist ein Gemälde von Claude Monet mit dem Titel „Impression, soleil levant“ aus dem Jahre 1872. Die Reichsgründung des Deutschen Reiches im Spiegelsaal von Versailles und die nachfolgenden sogenannten „Gründerjahre“ sind in Frankreich als Hungerjahre geprägt. Die bedeutendsten Vertreter des französischen Impressionismus sind Auguste Renoir und Claude Monet. Renoir war der Sohn eines Schneiders. Er kam 1841 in Limoges zur Welt, wuchs aber in Paris auf. Dort absolvierte er eine Lehre als Porzellanmaler und besuchte ab 1862 eine Kunstakademie, die er jedoch schnell wieder verließ, um in einem Atelier zu arbeiten. Obwohl sich Renoir damit einen Namen machte, lebte er in Armut, da sich seine Werke schlecht verkaufen ließen. Ab ca. 1870 nahm er an mehreren impressionistischen Ausstellungen teil. Nachdem er durch Algerien und Italien reiste wandte er sich vom Impressionismus ab. Später kehrte er jedoch wieder in seinen alten Stil zurück. Ab 1903 erkrankte er, sodass er ab 1912 im Rollstuhl saß. Seine Söhne und seine Geliebte Aline Charigot unterstützten ihn jedoch beim weitermalen. 1919 verstarb Renoir in Nizza.

Renoir hat viele Genres bedient, darunter auch die Aktmalerei. So ist auch sein bekanntes Werk „Akt in der Sonne“ aus dem Jahre 1875 in diese Kategorie einzuordnen. Typisch für den Impressionismus ist die Wahl der Natur als Malort, sodass es sich hierbei nicht um Salonmalerei handelt. Besonders die Erfindung der Farbtube ermöglichte und vereinfachte das Malen außerhalb des Salons. Die mit Eigelb und Öl angerührten Naturfarben („Eitempera-Farben“) wurden nun sukzessive durch chemisch-erzeugte Farben ersetzt. Zum einen brauchten die Tubenfarben nicht angerührt zu werden, da es die Farben i.d.R. bereits fertig zu kaufen gab. Zum anderen konnten die Naturmaler die Gemälde nicht lange draußen stehen lassen, da sich zum Beispiel die Wetterbedingungen schlagartig ändern können. In der Folge wurden die Gemälde binnen wenigen Tagen, nicht selten an einem einzigen Tag, fertiggestellt. Ateliermaler dagegen konnten ihre Gemälde länger planen und auch im Atelier länger stehen lassen (z.B. zum Trocknen). Um die Bilder zügig fertiggestellt zu bekommen wählten Impressionisten häufig kleine Gemäldeformate. Gängiges Format im Impressionismus war 70 x 100 cm.

Da die Impressionisten aufgrund der oben genannten Erwähnungen keine Vorzeichnungen anfertigen konnten verlief die Malarbeit spontan, wobei auf die Arbeit mit verschiedenen Farbschichten verzichtet wurde. Stattdessen wurde Nass-auf-Nass ohne Farbüberlagerungen gemalt, was man fachlich als „à la prima“ bezeichnet. Bei der pastösen Malweise à la prima werden zudem die Farben direkt aufgetragen. Der Begriff „à la prima“ vermittelt bereits, dass der erste, i.e. primäre, Eindruck stehen bleibt. Typisch für den Impressionismus ist zudem die Arbeit mit klappbaren Staffeleien, die der Maler vor Ort aufbauen konnte. Dem Maler wurde damit eine ungezwungene Atmosphäre beim Malen ermöglicht. Aufgrund des Zeitdruckes wurde aber nicht besonders sauber gearbeitet, sodass impressionistische Bilder oft den Eindruck des Unfertigen vermitteln, da z.B. Ränder manchmal nicht richtig bemalt wurden.

Das Gemälde „Akt in der Sonne“ zeigt eine junge Frau, die Spaß daran hat sich auszuziehen (d.h. es wird kein mythologisches Thema aufgegriffen) und auf einer Wiese oder einem Feld sitzt. Es ist zudem davon auszugehen, dass sie im Schatten eines Baumes sitzt, was durch schattenartige Flecken auf der Haut angedeutet wird. Zudem ist das Bild impressionistisch-typisch mit einer gewissen Unschärfe gemalt. Da Konturen und Linien fehlen gibt es keine konkrete Schattenbildung, jedoch wurde der Hell-Dunkel-Kontrast berücksichtigt. Diese Unschärfe wird durch eine leichte Verklecksung verdeutlicht. Dies zeigt sich zum Beispiel durch die Flecken auf der Haut der Frau, womit auch die Makellosigkeit, so wie sie im Klassizismus dargestellt wurde, verloren geht. Der Hintergrund ist nicht realitätsgetreu gemalt. Er wirkt unnatürlich oder chaotisch, was dazu führt, dass die Frau in den Vordergrund hervorsticht. Auf der Figur wird die Farbe etwas dünner aufgetragen, sodass Vordergrund und Hintergrund zwei Elemente bilden. Die Farben gehen dabei teilweise ineinander über. Erst wird der helle Teil gemalt, danach erst der dunkle, was für stärkere Kontraste sorgt, als dies beim Klassizismus der Fall war.

Renoir deutet in seinem Werk Dinge an, welche er sieht, verzichtet jedoch auf Konturen. Die Hände zum Beispiel erscheinen ungenau und die Finger sind nicht deutlich erkennbar. Es stechen keine Merkmale heraus, was den Eindruck erweckt, dass das Gemälde laienhaft bzw. dilettantisch gemalt wurde. Dieser nicht-akademische Stil ist aber von Renoir beabsichtigt. Es soll bewusst ein Widerspruch gegenüber der akademischen Malerei erzeugt werden.

Von besonderer Bedeutung ist auch die Farbgebung. Impressionisten verwenden eher hellere leuchtende Farben, wobei den Impressionisten vor allem die Lichtgebung interessiert. Zudem malen die Impressionisten die Natur nicht als solche, sondern als Phänomene. Neben dem Farbspiel in der Natur und der Lichtbrechung spielt das gefilterte bzw. reflektierte Phänomen blau-grauer Schatten eine große Rolle. Je weiter die Natur dabei vom menschlichen Auge entfernt ist, desto dunkler wird die Schattierung, also die Verblauung. Damit ist neben der Unschärfe die Verblauung gen Horizont ein zweites wichtiges charakteristisches Merkmal für den Impressionismus. Dabei werden Dinge, die weiter entfernt sind auch jeweils unschärfer gemalt. Nähere und dichtere Objekte erscheinen dagegen oft in Rottönen. Es gibt keine braunen oder schwarzen Schatten, was mit der Lichtbrechung einhergeht. Die Schattenfarbe ist lediglich eine Verdunklung im gleichen Farbbereich und ersetzt daher keine anderen Farben. Die Verblauung ist ähnlich dem Schatten im Schnee, welcher typischerweise blau-grau erscheint. Man bekommt daher das Gefühl, dass das Licht von der Sonne reflektiert wird.

Zudem hebt der Maler die Lebendigkeit hervor, indem Bewegungen und atmosphärische Erscheinungen im Gemälde dargestellt werden, indem sie indes gespiegelt werden. Das Licht und Schattenspiel muss nicht der Realität entsprechen, dennoch nutzt der Impressionist Erkenntnisse (wie z.B. die blaue Schattenfarbe des Schnees), die man von fotographischen Phänomenen kennt.

In dem Gemälde von Renoir ist die Frau der „Katalysator“ für das Farbenspiel. Sie sitzt vermutlich unter einem Baum. Auf Grund des Windes verschwimmt sie jedoch, da der Wind die präzisen Schatten verändert („Schattenveränderung“).

Ein weiteres Werk Renoirs (und zudem eines der bekanntesten) ist der „Ball in der Moulin de la Galette“ aus dem Jahre 1876, welches mit einem Maße von 131 x 175 cm sehr groß für die impressionistische Zeit ist. Das Gemälde besitzt hauptsächlich bläuliche Schatten und sehr viele dunkelblaue Töne. Die Damen tragen hauptsächlich weiße Kleidung, die Herren dagegen schwarze oder dunkelblaue. Es stechen nur wenige Ausnahmen als „Chaos“ heraus. Der Schatten des Kiesbelages ist zudem auch bläulich (vgl. „Schneemotiv“). Es entsteht ein deutliches Räumlichkeitsgefühl. Im Vordergrund ist die Motivik deutlich gemalt. Im Hintergrund dagegen verschwimmt sie, was durch Farbtupfer angedeutet wird.

Es ist davon auszugehen, dass es sich hierbei um ein Sonntagsvergnügen handelt, da zur damaligen Zeit samstags noch gearbeitet wurde. Damals wurden alte Mühlen in Montmartre (das 18. Arrondissement von Paris) zu Tanzlokalen umfunktioniert. Die Frauen auf dem Gemälde schauen zum Betrachter, sodass es hier wirkt, als wenn es sich um ein fotografisches Bild handelt und es entsteht der Eindruck, dass die Frauen in eine Kamera schauen. Die Schatten sind in dem Gemälde detaillierter wie in „Akt in der Sonne“. Manche Personen sind am Rand abgeschnitten, was den Eindruck eines Schnappschusses (also einer Momentaufnahme) hinterlässt. Die Bewegungen sind zudem verschwommen. Die Position des Malers ist im Gemälde zentral und leicht erhöht. So könnte er vielleicht auf einer Treppe stehen. Bei dem Klientel handelt es sich um junge Leute. Sie sind Freunde des Malers, darunter sind auch andere bekannte Maler und Schriftsteller. Einige junge Mädels sind seine Freundinnen, welche für ihn posieren. Das Gemälde fällt damit ungefähr in die Zeit der Belle Époque, die man nicht genau datieren kann, i.d.R. nimmt jedoch die Zeit von 1880 bis 1914. Renoir gilt als Chronist dieser Zeit.

Im Jahr 1989 ist das Gemälde für 132 Mio. DM versteigert worden. Es ist damit das teuerste Gemälde, was je von einem Impressionisten verkauft wurde und zugleich das epochenprägendste.

Schlussendlich soll noch darauf hingewiesen werden, dass Impressionisten oft keine ernsten Themen behandelten, sondern sich den Sinneseindrücken, der Impression, verschrieben, welche für diese Epoche namensgebend ist.

Veröffentlicht am 22. Juli 2019

Politische und Philosophische Analysen

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