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Auf der Jagd nach dem Sündenbock

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Zum Unschuldslamm gehört ein weiteres Tier, unser absoluter Favorit. Es handelt sich nicht etwa um Hund, Hauskatze oder Meerschwein, sondern um den auf allen Kontinenten der Erde heimischen Sündenbock.

Dieser taucht immer dort auf, wo man ihn braucht, in der Krise, besser gesagt, wenn emotionale Berührungen unangenehm unter die Haut gehen. Und hat man gerade keinen zur Hand, so kann man etwas oder jemanden dazu machen.

Sündenböcke müssen nicht biologisch sein, man kann notfalls einen gegenständlichen Sündenbock an imaginären Haaren herbeiziehen. Zum Sündenbock eignen sich, außer Menschen und Tieren, auch Maschinen, Umstände und vieles andere. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Unser Denken ist polar. Wir beurteilen automatisch alles als gut oder schlecht, sogar dann, wenn es uns überhaupt nicht betrifft. Gut ist natürlich alles, was problemlos ist und Spaß macht und schlecht ist, was unsere Harmonie stört, uns bremst, behindert, schmerzt, uns also in irgendeiner Weise aus dem Konzept bringt oder irgendwie nicht in den Kram passt. Dass jemand uns ungute Gefühle auslöst, gehört in diese Kategorie.

Für „positive“ Dinge übernehmen wir gern die Verantwortung. Überall sonst muss ein Sündenbock her. Auch das dient der Verminderung von seelischem Druck. Doch da gäbe es konstruktivere Mittel, die viel besser helfen würden, beispielsweise indem man zu etwas steht, was man angestellt oder falsch gemacht hat oder sich mit Hintergründen und Zusammenhängen befasst statt zu verurteilen, indem man es von verschiedenen Seiten betrachtet. Das wahrscheinlich Schlimmste, was uns passieren kann, ist, zum Sündenbock gemacht zu werden – egal, von wem, auch von uns selbst.

Das verhindern wir, indem wir allen Vorwürfen zuvor kommen und selbst einen bestimmen. Und haben wir dann lange genug mit dem Finger darauf gezeigt, gemeinsam mit anderen gebuht und nach Bestrafung gerufen, sind wir eines Tages sogar selbst davon überzeugt, dass der Sündenbock ein gemeiner Hund, und wir selbst Unschuldslämmer sind. Letzteres ist zwar eine andere Spezies, sie ist jedoch immer im näheren Umkreis von Sündenböcken zu finden. Eine Paarung zwischen den beiden ist nicht ausgeschlossen.

Jeder schießt mal einen Bock, aber kaum jemand schafft es, dazu zu stehen. Das würde einmal mehr bedeuten, über seinen Schatten zu springen und gegen einen Urtrieb anzukämpfen, und das ist keine leichte Sache. Doch, wer es wagt, kann sicher sein, dass er enorm an Größe, Charakterstärke und Selbstachtung gewinnt.

Partnerschaft - Der Schleichweg zum ICH

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