Читать книгу Partnerschaft - Der Schleichweg zum ICH - Tina Peel - Страница 14

Projektionen

Оглавление

Damit Begegnungen trotz Selbsterhaltungstrieben und Fluchtreflexen möglich sind, machen wir uns vom ersten Moment an ein Bild von anderen. Jedoch nicht nur von Personen, auch von neuen Umständen und sogar von uns selbst – auch wir sind uns mehr oder weniger fremd.

Wir suchen in Fremdem nach Vertrautem und je größer der Wiedererkennungseffekt ist, umso sicherer fühlen wir uns. Das Gehirn benötigt fürs Abtasten und Projizieren Sekunden, blitzschnell entsteht ein Bild und die Vorstellung steht. Dank diesem Bild glauben wir nun, das Gegenüber zu kennen und je nach Art des Bildes ist eine Annäherung möglich oder nicht.

Alles wird also gewissermaßen blitzschnell „schubladisiert“, in ein Raster gepresst, das über Sympathie und Antipathie bestimmt, über Anziehung und Abstoßung. Dabei sehen wir ja im Grund nur die eigene Projektion, also uns selbst, und die sagt wesentlich mehr über uns aus als über den anderen.

Unser Urteil ist also – Menschenkenntnis und Intuition hin oder her – ein Vor-Urteil, das uns helfen soll, uns sicherer zu fühlen, was ja auch funktioniert. Doch es behindert eben auch. Wir gehen nicht unbelastet an Menschen und Situationen, ans Leben überhaupt, heran. Und je nach dem, was wir in jemandem sehen, kann er machen, was er will. Er erhält von uns unter Umständen keine Chance oder umgekehrt unzählige, obwohl er sie nicht verdient.

Das Bild, das wir uns machen, geprägt von der Art unseres Denkens, bestimmt also über den Umgang mit einer Person, ob wir uns annähern oder nicht, ob sie uns sympathisch ist oder nicht, welche Erwartungen wir hegen, welche Entscheidungen wir treffen. Projektionen lösen Gefühle aus, positive wie negative. Sie bestimmen, ob wir uns verlieben, Freundschaft schließen, jemanden ablehnen. Also beginnt jede Art von Beziehung zunächst im „Geist“, im Denken, mit einem Bild.

Aus Angst vor Enttäuschung betrachten wir Fremde, das Leben und vieles, was darin geschieht, von Natur aus negativ. Wir meinen, wenn wir das Schlimmste erwarten, ist alles besser, was tatsächlich geschieht. Nur fällt mit einer negativen Sichtweise Positives aus dem Blickfeld hinaus, es kann nicht wahrgenommen werden. Wir fokussieren den Blick aufs Negative, halten wenig bis nichts von unseren Mitmenschen wie auch von uns selbst. Die Welt wird zu einem feindlichen und bedrohlichen Ort. Das funktioniert umgekehrt übrigens genauso. Einer grundsätzlich positiven Sichtweise präsentiert sich alles besser. Das mag ebenfalls eine Projektion sein, doch sie löst bedeutend weniger Stress aus.

Was können wir tun? Wir können dem Verstand nicht sagen, er soll sich keine Bilder machen und das Polarisieren lassen. Das geht nicht, er funktioniert so, und wir brauchen das. Diese Bilder beziehungsweise Vorstellungen haben eine wichtige Funktion, eben die, dass wir uns an Fremdes und Neues heranwagen. Wenn wir wissen wollen, wie etwas wirklich ist, was hinter der Projektion steckt, müssen wir hinter die Fassade schauen, Menschen und Situationen näher kennen lernen. Sind wir bereit für die Wahrheit, finden wir sie auch.

Gehen wir den Dingen – und Menschen – auf den Grund, sieht alles anders aus, viel klarer, einfacher und vor allem schöner. Wir lernen Menschen und Situationen kennen wie sie wirklich sind und machen ganz andere Erfahrungen. Wir lieben in einem Partner nicht mehr unser selbst produziertes Bild, sondern ihn selbst.

Es ist sicher manchmal auch ratsam, sich von etwas oder jemand fernzuhalten. Ob die inneren Alarmglocken nun aber schrillen aufgrund einer Projektion oder aufgrund von Intuition, ist nicht auf Anhieb zu erkennen. Mit etwas Übung lernen wir zu unterscheiden, wann es ratsam ist, auf die Instinkte zu hören und wann es nur um irrationale Ängste aufgrund negativer Projektionen geht. Je besser der Zugang zu den eigenen Gefühlen ist, umso besser kann man zwischen Intuition und Projektion unterscheiden.

Partnerschaft - Der Schleichweg zum ICH

Подняться наверх