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Wer angreift, will sich verteidigen

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Fühlt sich das Tier in uns bedroht oder angegriffen, egal, ob körperlich oder auch nur im Gespräch, geht es instinktiv in die Defensive.

Eines der größten Missverständnisse im Zwischenmenschlichen ist, zu glauben, dass andere uns schaden oder verletzen wollen. In Wahrheit sind alle mit sich, ihrem Schutz und ihren eigenen Problemen beschäftigt.

Selbsterhaltungstriebe treiben uns zur Selbstverteidigung um jeden Preis und mit allen Mitteln. Dazu gehören auch verbale Waffen wie Rechtfertigung und Herabsetzung. Erst rechtfertigen wir uns, dann machen wir den anderen runter, um besser dazustehen und uns sicherer zu fühlen, größer zu erscheinen. Der Gesprächspartner reagiert gleich, er hat denselben Instinkt.

So entsteht Streit – dabei haben wir einander wahrscheinlich nur unabsichtlich einen verborgenen, emotionalen Knopf gedrückt, eine Angst oder Unsicherheit ausgelöst, einen wunden Punkt berührt. Je unsicherer und unbewusster wir sind, desto mehr solcher wunden Punkte gibt es, und umso mehr glauben wir, kämpfen und streiten zu müssen. Wir fühlen uns sofort bedroht, angegriffen, herabgewürdigt, obwohl selten ein Grund dazu besteht. Im Zwischenmenschlichen befinden sich sehr viele im Dauerkriegszustand.

Die Lösung besteht auch hier wiederum darin, zu lernen, nicht mehr instinktiv zu reagieren, wenn jemand unsere „Knöpfe“ drückt, unsere wunden Punkte berührt, nicht jedoch darin, emotionalen Berührungen aus dem Weg zu gehen. Wir brauchen auch weder auf mehr Rücksicht von anderen zu hoffen, noch darauf zu warten, dass sie endlich Samthandschuhe anziehen. Wir können selbst etwas tun, nämlich unsere Einstellung ändern und uns um das Ausgelöste kümmern, anstatt um den Auslöser.

Das Gegenüber ist meist kein Feind, es weiß in der Regel nichts von dem, was es auslöst, es ist wie gesagt mit sich selbst beschäftigt. Also brauchen wir dort nicht zu räsonieren, müssen uns weder behaupten, beweisen, noch rechtfertigen. Noch wenn wir tatsächlich absichtlich verletzt würden, brächte es nichts, weil es dem anderen sogar jetzt um sich selbst geht, nicht um uns.

Wir wollen einander im Grunde nicht wehtun. Wir sind froh, wenn wir wissen, wo andere ihre Grenzen und Wunden haben und nehmen normalerweise Rücksicht darauf. Wir fühlen uns sonst schuldig und Schuldgefühle sind unerträglich.

Es geht immer nur darum, über die Runden zu kommen und nicht unterzugehen. Noch wenn jemand absichtlich verletzt, geht es ihm in Wahrheit um Verteidigung, auch wenn es auf den ersten Blick nicht danach aussieht. Es ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass er sich in irgendeiner Weise unsicher, bedroht, klein oder unterlegen fühlt. Trotz aller Rücksicht und Vorsicht ist es unvermeidbar, dass wir einander im Gespräch oder schon bei der Begegnung, Emotionen auslösen, positive wie negative.

Das soll auch nicht vermieden werden, weil wir sie sonst nicht wahrnehmen könnten. Bewusstsein ist wie gesagt das Ziel, das bewusste Erkennen unserer Emotionen, der unsichtbaren Antriebskräfte, die im Unterbewusstsein förmlich darauf warten, endlich von uns erkannt zu werden. Das Bewusstsein wächst über sie hinaus, ohne sie zu unterdrücken, zu verdrängen oder zu missachten. Sind sie erkannt und integriert, reagieren wir nicht mehr blind aus ihnen heraus.

Doch, damit wir trotz Flucht- und Angriffsreflexen zueinander finden, dafür sorgt eine weitere starke Strömung im Unterbewusstsein, sonst wären wir schon längst ausgestorben, ausgestopft im Museum, zwischen Versteinerungen, Sauriern und Mammuts. Es handelt sich um

Partnerschaft - Der Schleichweg zum ICH

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