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Jean-Paul Sartre

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Noch in der Tübinger Zeit konnte Hasenhüttl seine wissenschaftliche Arbeit über Jean-Paul Sartre (1905–1980) zu Ende bringen, mit dessen Schriften er sich seit seiner Schulzeit beschäftigte. Nachdem er bereits früher alle Vorleistungen an der römischen Gregoriana abgeschlossen hatte, verteidigte er 1971 dort seine zweite, jetzt philosophische Dissertation. Betreut wurde die Arbeit von Frank O’Farrell S.J., dem Spezialisten für Metaphysik an der Gregoriana. Hasenhüttl erkannte, dass Sartre wichtige und aktuelle Fragen stellte, auf die er in seinem eigenen Werk antworten wollte.

Als diese Dissertation 1972 unter dem Titel „Gott ohne Gott. Ein Dialog mit Jean-Paul Sartre“ im Druck erschien, fügte Hasenhüttl ihr eine eigene Übersetzung des Weihnachtsspiels „Bariona oder Der Donnersohn“ von Sartre hinzu. Dieser hatte das Stück für die französischen Gefangenen geschrieben, die mit ihm den 24. Dezember 1940 in einem Konzentrationslager der Deutschen in der Nähe von Trier feiern mussten. Unter ihnen waren auch mehrere Jesuiten. Dieses Datum gilt auch gleichsam als Tag der Uraufführung des Schauspiels. Sartre wollte damit inmitten von Trostlosigkeit und Krieg ein wenig Hoffnung schenken. (Zum biografischen Hintergrund Sartres vgl. Cohen-Solal 1989, S. 249–265). Zudem „fühlte er sich den Priestern geistig verwandt. Trotz endloser Diskussionen über der Glauben“ (ebd., S. 257). Sartre schreibt selbst darüber |32|in seinen Kriegstagebüchern: „Wenn ich meinen Stoff der christlichen Mythologie entnommen habe, so bedeutet das nicht, dass sich die Richtung meines Denkens während der Gefangenschaft auch nur einen Moment lang geändert hat. Es ging einfach darum, in Übereinstimmung mit den gefangenen Priestern einen Stoff zu finden, der an diesem Weihnachtsabend die breiteste Gemeinschaft von Christen und Nichtchristen herstellen konnte“ (ebd., S. 261).

Die Hauptfigur des Stückes, Bariona, zweifelt zunächst am christlichen Dogma von der Menschwerdung Gottes: „Ein Gott-Mensch, aus unserem gedemütigten Fleisch gebildet. Ein Gott, der erfahren wollte, wie der Salzgeschmack auf unserer Zunge schmeckt, wenn uns alles verlassen hat, ein Gott, der all das Leiden im voraus auf sich nähme, das ich heute leide … Nein, ein Unsinn“ (1972, S. 310). Erst durch die Begegnung mit dem Neugeborenen in der Krippe erwächst in ihm Hoffnung. Diese äußert sich auch darin, dass er die schwangere Sarah bittet, entgegen ihrer früheren Absicht das von ihr erwartete Kind trotz der unmenschlichen äußeren Umstände auszutragen. Der Kampf für die Freiheit wird wie zur Zeit des Königs Herodes auch in der Zeit des Nationalsozialismus erfolgreich zu Ende gehen: „In der Freude. Ich gehe über vor Freude, wie eine übervolle Schale. Ich bin frei, ich halte mein Geschick in meinen Händen. Ich zieh aus gegen die Soldaten des Herodes, und Gott geht an meiner Seite. Wie leicht mir ist, Sarah, wie leicht, o wenn du wüsstest, wie leicht mir ist. O Freude! Freude! Tränen der Freude! Leb wohl, meine süße Sarah! Hebe deinen Kopf, lächle mir zu! Fröhlich musst du sein: ich liebe dich und Christus ist geboren“ (ebd., S. 335). Zum Schluss des Stückes sagt Bariona direkt an die gefangenen Zuschauer gewandt: „Ihr seid nicht glücklich, und vielleicht ist manch einer unter euch, der diesen Geschmack von Galle, diesen bitteren und salzigen Geschmack, von dem ich gesprochen, in seinem Mund gespürt hat. Aber ich glaube, dass es auch für euch an diesem Weihnachtstag – und an allen anderen Tagen – noch Freude gibt“ (ebd., S. 336).

Gotthold Hasenhüttl

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