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|11|I Biografie und Werkgeschichte 1.1 Kindheit und Jugend: Erste Wege zur Freiheit

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Gotthold Nathan Ambrosius Hasenhüttl wurde am 2. Dezember 1933 in Graz, der Hauptstadt des österreichischen Bundeslandes Steiermark, als zweites Kind der Eheleute Franz Hasenhüttl (1888–1976) und seiner Ehefrau Margarete, geb. Simml (1903–1980) geboren. Bereits fünf Jahre zuvor war der erstgeborene Bruder Gottlieb (1928–1999) zur Welt gekommen.

Die Herkunft des Namens „Hasenhüttl“ verdankt sich wohl der Belagerung von Graz im 1. österreichischen Türkenkrieg (1526–1566), in dem viele Nichtmuslime aus Serbien, Bosnien, Bulgarien oder Griechenland – also meist orthodoxe Christen – im osmanischen Heer vertreten waren. Viele Türken ließen sich nach dem Krieg auf dem Gebiet Österreichs nieder. Der türkische Name „Hasan“ könnte die Vorstufe des Namens „Hasenhüttl“ sein: „Das Haus des Hassan“ oder „Hassan-Haus“.

Franz Hasenhüttl war Redakteur der Tageszeitung „Grazer Volksblatt“. Diese christlich-sozial ausgerichtete Zeitung war das Hauptorgan der steirischen Katholiken. Bis 1900 erschien sie unter dem Motto „Liebet die Wahrheit – die Tochter Gottes“. Herausgegeben wurde sie ab 1869 vom „katholischen Preßverein“ der Diözese Graz, der ab 1880 unter dem Namen „Styria“ publizierte. Gotthold Hasenhüttls programmatische Schrift „Kritische Dogmatik“ (1979) erschien später in diesem Verlag. Nachdem die Nationalsozialisten 1938 auch in Österreich die Macht übernommen hatten, musste das „Grazer Volksblatt“ an den „Südostdeutschen Zeitungsverlag“ in München zwangsverkauft werden. 1939 wurde das Erscheinen des Blattes eingestellt. Die Chefredakteure und Herausgeber waren inzwischen in ein Konzentrationslager deportiert, die Redakteure wie Franz Hasenhüttl fristlos entlassen worden. Für die Familie Hasenhüttl bedeutete dies, dass sie ein ganzes Jahr ohne Einkommen leben musste. Danach erhielt die vierköpfige Familie 120 Reichsmark im Monat, was heute etwa 600 Euro entspricht. Nur durch das Berufsunfähigkeitsgutachten eines befreundeten Arztes konnte verhindert werden, dass Franz Hasenhüttl dem Befehl zur Zwangsarbeit in einer Rüstungs- und Munitionsfabrik nachkommen musste. Als Sohn Gottlieb noch im März 1945 zum Militär einberufen wurde, konnte er untertauchen und so einem Einsatz in den letzten Kriegswochen entgehen.

|12|Margarete Hasenhüttl musste bereits nach der Eheschließung 1925 ihre bisherige Tätigkeit als Lehrerin aufgeben, wie es das österreichische Gesetz vorsah. Nur wenn ein Ehemann selbst im Schuldienst arbeitete, durfte seine Frau auch nach der Ehe diesen Beruf ausüben. Nachdem ihr Mann arbeitslos geworden war, besserte Margarete das Familieneinkommen durch Aushilfsarbeiten und Putzstellen auf.

Die Söhne erinnern sich lebenslang an die Repressalien und Verfolgungen der Juden in ihrer Heimatstadt. Wie Sigmund Freud es anschaulich aus Wien berichtete, wurden Juden vom Gehsteig heruntergestoßen, wenn sie „arischen“ Volksgenossen begegneten, oder mussten gar mit einer Zahnbürste die Straße reinigen. Vergleichbare Vorfälle auch in Graz haben sich tief ins Gedächtnis der Hasenhüttl-Kinder eingegraben.

Gotthold Hasenhüttl

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