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Segensreiches Wagnis

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Der erste Ökumenische Kirchentag in Berlin 2003 stand unter dem Motto „Ihr sollt ein Segen sein“. An dem Gottesdienst im Kontext dieses Kirchentags, dem Gotthold Hasenhüttl vorstand und bei dem die evangelische Pfarrerin Brigitte Enzner-Probst assistierte, nahmen über 2000 Mitfeiernde teil. Viele konnten wegen Überfüllung der Kirche nicht mehr eingelassen werden. Manche sprachen von einem „Pfingstereignis“ und lobten die spirituelle Dichte dieser Feier. Das Medienecho war enorm, das Ereignis wurde am 29. Mai 2003 unter anderem die erste Meldung der Nachrichtensendung „Tagesschau“ in der ARD. Bei einem alternativen protestantischen Gottesdienst unter Anwesenheit des katholischen Priesters Bernhard Kroll, wurde auch den Katholiken das Abendmahl gereicht, wie dies der allgemeinen Einladung der Kirchen der Reformation an die Katholiken entspricht. Da Pfarrer Kroll an diesem Abendmahl teilnahm, wurde er umgehend von seinem Eichstätter Bischof Walter Mixa zur „Bekehrung“ in ein Kloster geschickt. Auch wurde ihm eine Umschulung ermöglicht.

Die „offene Kommunion“ oder „eucharistische Gastfreundschaft“, wie sie in Berlin praktiziert wurde, sieht Hasenhüttl als gerechtfertigt an – auch unter Berücksichtigung offizieller kirchlicher Verlautbarungen unter Einschluss des Kirchenrechts, das diese in Ausnahmefällen vorsieht. Hierdurch |43|eröffnen sich für ihn konkrete Möglichkeiten einer ökumenischen Begegnung: „Christen anderer Konfessionen werden, wenigstens in Ausnahmefällen bzw. zu besonderen Anlässen, zur Abendmahlsgemeinschaft eingeladen. Demjenigen, der beim Gottesdienst anwesend ist und Gemeinschaft mit Jesus Christus haben möchte, steht der Empfang der Eucharistie offen. Diese gegenseitige Zulassung setzt keine offizielle Abmachung zwischen den Kirchen voraus. Sie ist jedoch getragen von dem Gedanken, dass Jesus Christus niemanden ausschloss, der zu ihm kommen wollte, und dass dadurch Versöhnung und Verständigung in Einheit ermöglicht wird“ (2010, S. 114f.).

Hasenhüttls Handlung geschah somit nicht spontan oder unüberlegt. Sie ist theologisch und menschlich begründet und nachvollziehbar. Deswegen kann und muss er zum geforderten Widerruf sagen: „Ich würde mein ganzes Lebenskonzept, meine Theologie und meine Überzeugungen verraten, wenn ich unterschriebe“ (Interview, in: Publik-Forum 2006, Nr. 9. S. 44). Die Einladung aller Mitfeiernden zum eucharistischen Mahl ist tief in der Theologie Hasenhüttls verankert und erschließt sich folgerichtig aus dieser.

Gotthold Hasenhüttl

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