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Janet Carino räkelte sich auf dem großen Ledersofa. Sie trug nichts weiter als ein Negligé. Die aufregenden Rundungen ihres Körpers wurde dadurch eher betont als verborgen.

In ihren meergrünen Augen blitzte es kalt.

Kalt wie der Tod selbst.

Beinahe zärtlich strich ihre Hand über den Griff der goldfarbenen Pistole. Sie überprüfte die Ladung im Magazin, lud die Waffe dann mit einer energischen Handbewegung durch.

Sie lächelte verhalten.

Und vor ihrem inneren Auge erschien ein Bild. Eine Erinnerung. Sie war als Tochter sittenstrenger Mormonen in Ogden, Utah aufgewachsen. Das lag alles lange hinter ihr.

Aber in Momenten wie diesem sah sie den Prediger mit den hellblauen Augen und den nach oben gebogenen dunklen Brauen vor sich, vor dem sie sich als Kind immer so gefürchtet hatte. "Der Engel des Todes wird all jene richten, die dem Bösen verfallen sind!", so hallten seine Worte in ihrem Kopf wider. Sie dachte oft daran, obwohl sie eigentlich schon seit vielen Jahren nicht mehr gläubig war.

Ich bin der Engel des Todes, ging es ihr durch den Kopf. In gewisser Weise jedenfalls...

"Mein ist die Rache, spricht der Herr!", so klangen die Worte des Predigers in ihrem Kopf.

Und dann sah sie ein anderes Bild vor sich. Ebenfalls eine Erinnerung. Ihr Gesicht verzog sich wie vor Schmerz.

"Nein", flüsterten ihre Lippen. Sie schloß die Augen, kniff sie zusammen.

Aber das Bild war noch immer da.

Blut.

Alles rot...

Sie schüttelte sich, stieß einen kurzen Schrei aus und atmete heftig.

Ein Klingelsignal riss sie aus ihren Gedanken. Das erste Mal seit Minuten konnte sie wieder klar denken. Sie schluckte.

Das muss Kelly sein, ging es ihr durch den Kopf.

Sie legte die Pistole unter eines der Seidenkissen, die auf dem Ledersofa herumlagen.

Dann stand sie auf. Es klingelte erneut. Ihre Wohnung war ziemlich weiträumig. Eine ehemalige Fabrikhalle. In SoHo und in Greenwich Village war das keine Seltenheit.

Janet ging auf die große Stahlschiebetür zu. Sie blickte auf den kleine Monitor an der Seite. Draußen stand tatsächlich Kelly in Begleitung seiner Leibwächter.

Janet öffnete.

Kelly trat ein.

Er sah kurz an ihr herab und grunzte etwas Unverständliches.

Janet sah spöttisch auf Kellys Begleiter. "Brauchst du jetzt schon Begleitschutz, wenn du zu mir kommst, Kelly?"

Kelly verzog das Gesicht, wirkte etwas ärgerlich. Dann drehte er sich herum. "Ihr wartet draußen, okay?"

Die Gorillas nickten und drehten sich herum. Kelly schloss die Tür.

Er sah sie an.

Er kam gleich zur Sache.

"Ich werde mich mit Lebediov einigen", sagte er.

"Ach!"

"Das Wasser steht uns bis zum Hals... Die Ukrainer sitzen einfach am längeren Hebel..."

Janet verzog spöttisch das Gesicht.

"Ist das der mutige Arnold Kelly, der es wagte, beim Putsch gegen den großen Parisi die Fäden zu ziehen?"

"Das Spiel ist zu Ende, Baby. So einfach ist das."

"Und wir hatten so große Pläne..."

"Parisi war ein kleiner Fisch gegen die Haie, mit denen wir es jetzt zu tun haben. Die Organisation bricht auseinander. Jeder muss sehen, wo er bleibt..."

"Du hast mir versprochen..."

"Loomis' Kopf?"

"Schön, dass du dich wenigstens erinnerst!"

Kelly verzog das Gesicht. "Schätzchen, ich hätte dir Loomis' Leiche gerne vor die Füße gelegt. Aber jetzt geht es für mich darum, mit einem blauen Auge aus der Sache herauszukommen!"

"Und ich hatte gedacht, du hättest wirklich das Format, in Parisis Fußstapfen zu treten!"

"Man kann sich eben täuschen", erwiderte Kelly ätzend. Dann zuckte er die Schultern, musterte sie kurz von oben bis unten. "Ich habe mir angewöhnt, immer das Positive zu sehen. Wir hatten guten Sex, Baby. Das ist doch auch etwas..."

Er versuchte, sie zu berühren.

Janet wich vor ihm zurück.

Sie bewegte sich rückwärts in Richtung des Ledersofas...

Dorthin, wo ihre Pistole unter einem Seidenkissen lag.

"Wie viel gibt dir Lebediov?", fragte sie.

"Vielleicht gar nichts... Ich habe noch nicht mit ihm verhandelt. Aber wenn ich mich zurückziehe, wird er mich nicht umlegen..."

"Bist du bescheiden geworden, Kelly!"

"Das Leben ist 'ne harte Schule, Schätzchen."

"Was du nicht sagst!"

Kelly setzte zwei Finger an die Schläfe und vollführte eine zackige Geste.

"So long, Baby!"

Er wandte sich zur Tür, öffnete sie.

Die schwere Stahltür glitt zur Seite. Die Leibwächter standen vor der Tür. Aber anstatt ihrem Boss platzzumachen blieben sie einfach stehen. Ihre Gesichter waren regungslos.

"Heh, Carlos, was soll das?", stammelte Kelly.

Carlos packte Kelly am Kragen und schleuderte ihn quer durch den Raum. Kelly kam hart auf den Boden. Er starrte seine Männer ungläubig an.

Sie kamen herein.

Ihre Arme waren vor der Brust verschränkt. Sie musterten ihren Boss kühl.

Kelly rappelte sich auf.

Ungläubig starrte er auf Janet.

"Heh, was soll das?"

Janet hatte die Pistole unter dem Seidenkissen hervorgerissen. Der Lauf zeigte auf Kelly. Lautlos wie eine Katze näherte sie sich.

Kelly sah seine untätig dastehenden Leibwächter fassungslos an.

Er verzog das Gesicht zu einer wölfischen Grimasse. Langsam fiel bei ihm der Groschen.

"Sie hat euch gekauft, ja?"

Die Männer schwiegen. Ihre Gesichter waren wie Wachsmasken.

Janet sprach für sie.

"Sie wissen, dass du auf dem absteigenden Ast bist, Kelly!", erklärte sie kalt.

Kelly machte einen Schritt auf sie zu.

"Seit wann planst du das, du Luder?"

"Schon sehr lange... Überrascht, Kelly? Du stehst auch auf meiner Liste. Schon lange..."

"Aber..."

"Es ist sinnlos, es dir zu erklären. Du würdest es doch nicht verstehen. Das einzige, was ich will ist, dass du etwas Todesangst schmeckst..."

Janet ging an einen Schrank, zog eine Schublade heraus. Sie holte einen länglichen Gegenstand heraus. Einen Schalldämpfer. Den schraubte sie auf die goldfarbene Pistole.

Kelly ließ seine Hand zum Gürtel fahren. Er schlug sein Jackett zur Seite. Der Griff einer Pistole wurde sichtbar.

Janet streckte einfach den Arm aus und feuerte. Sehr schnell, sehr sicher.

Ein zweiter und dritter Schuss folgten im nächsten Sekundenbruchteil. Kelly zuckte zusammen. Der Griff seiner Rechten krampfte sich um die Waffe an seinem Gürtel. Schwer sackte sein Körper zu Boden.

Janet trat an ihn heran.

Mit einem Fußtritt gegen die Schulter drehte sie die Leiche herum. Als sie in das erstarrte Gesicht des Toten sah, begann ein beinahe sanftes Lächeln ihre vollen Lippen zu umspielen.

Dann wandte sie sich an die beiden Bodyguards.

"Räumt hier auf, Boys!"

Killer im August: 11 Thriller

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