Читать книгу Killer im August: 11 Thriller - A. F. Morland - Страница 30
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Es war Agent Medina gewesen, der Milo angerufen hatte.
Zusammen mit Clive Caravaggio stand er in einer kleinen Nebenstraße, zu der der Hinterausgang des Nachtclubs GALINA führte. Dieser Club gehörte einem Mann namens Lester Morgan, von dem wir mit ziemlich großer Sicherheit wussten, dass es sich um einen Strohmann Lebediovs handelte. Die Millionen, die Lebediovs Organisation in der Müll-Branche machte, mussten ja irgendwo gewaschen werden. Und da war ein Laden wie das GALINA geradezu ideal.
Die kleine Nebenstraße in Süd-Brooklyn war mit Einsatzfahrzeugen des NYPD vollgestellt. Überall blitzen die Blinklichter auf. Uniformierte und Nichtunformierte liefen durcheinander. Ein Gerichtsmediziner war da.
Kellys Leiche befand sich bereits in einem dunkelblauen, undurchsichtigen Plastiksack und war fertig zum Abtransport.
Wie Schlafsäcke sahen die Dinger aus. Schlafsäcke für jenen Schlaf, aus dem es kein Erwachen mehr gab.
Clive stand etwas abseits und unterhielt sich mit Lieutenant Meltzer von der Mordkommission des nächsten NYPD-Reviers. Orry wandte sich derweil dem Gerichtsmediziner zu.
"Sie wollen die Todeszeit wissen, nehme ich an", sagte der Pathologe. Er war noch sehr jung.
Orry nickte, während er zusah, wie zwei Männer Kellys Leiche wegtransportierten.
"So konkret wie möglich", sagte Orry.
"Gestern Nacht zwischen zehn Uhr abends und Mitternacht."
"Kaliber 45?"
"Ja, vermute ich auch. Die Kugeln stecken noch. Es hat mehrere Einschüsse gegeben..."
"Entfernung?"
"Vielleicht zwei Meter."
Parisi, Lawton, McCarthy und jetzt Kelly. Alle diese Männer waren von einem Kaliber derselben Waffe auf ähnliche Art und Weise getötet worden. Lediglich der Attentatsversuch auf die Parisi-Witwe fiel etwas aus dem Rahmen.
"Ich danke Ihnen", sagte Orry. Clive kam auf ihn zu. Der Lieutenant befand sich in seinem Schlepptau.
"Das GALINA stand unter Lebediovs Kontrolle. Was kann Kelly hier gesucht haben?", murmelte Clive.
"Vielleicht war er hier, um sich mit Lebediov zu einigen."
"Allein?"
"Vielleicht finden wir seine Leute ja noch! Oder sie sind geflohen."
"Oder der Mord geschah nicht hier!"
Orry deutete auf die Hinterfront des GALINA. Von vorne war das ein Glitzerladen mit aufwendiger Leuchtreklame. Die Rückfront sah eher trostlos aus. "Knöpfen wir uns das Personal dort mal vor! Irgendjemand muss doch etwas gesehen oder gehört haben!"
"Dies ist Lebediovs Gebiet!", gab Clive zu bedenken.
"Glaubst du, es wird hier irgendjemand den Mund aufmachen?"
"Warten wir es ab..."
Ein uniformierter Officer der City Police kam auf die beiden Special Agents des FBI zu. Neben ihm humpelte ein Mann in einem langen, für die Jahreszeit viel zu warmen Mantel.
Dazu trug er eine Strickmütze und Turnschuh. Ein Obdachloser.
Er schien nicht so recht zu wissen, ob er dem Officer wirklich folgen sollte.
Der Officer deutete auf seinen Begleiter.
"Dieser Mann hier sagt, er könne eine Aussage machen!"
Orry und Clive näherten sich ihm.
Der Lieutenant folgte ihnen, blieb aber etwas abseits.
Clive zog seinen Ausweis und hielt ihm dem Obdachlosen hin.
"Ich bin Agent Clive Caravaggio vom FBI", sagte er. "Sie haben etwas gesehen, was mit dem Toten zu tun hat, der hier aufgefunden wurde?"
Der Obdachlose blickte sich etwas misstrauisch um. Aus seiner Manteltasche ragte eine Flasche heraus. Seine Augen waren glasig, die Nase rot. Seine Fahne war deutlich zu riechen, und Clive zweifelte nicht eine Sekunde daran, einen Alkoholiker vor sich zu haben.
Der Mann nickte schließlich.
"Ja."
"Erzählen Sie!"
"Ich habe heute Nacht hier geschlafen!" Er streckte den Arm aus, deutete zu einer Gruppe von Müllcontainern. "Dort hinten! Sehen Sie den Hauseingang?"
"Sehe ich", sagte Clive.
"Nachts kommt hier kein Wagen her. Die Beleuchtung ist defekt. Und das GALINA hat auf der anderen Seite genug Parkplätze. Eigentlich hat man hier seine Ruhe..."
"Aber gestern Nacht nicht?"
"Ein Wagen kam hier her."
"Können Sie sich an den Typ erinnern?"
"Nein. Irgendetwas Größeres. 'Ne Limousine oder so. Ein paar Leute stiegen aus. Ich hatte einiges getrunken, deswegen war ich nicht sofort wach. Erst als ich die Stimmen hörte und mir klar wurde, das da irgendetwas vor sich ging. Man muss aufpassen, wenn man nachts draußen schläft... Verdammt aufpassen! Ich war also innerhalb von Sekunden wach und nüchtern!"
"Was haben Sie also gesehen?", versuchte Clive auf den Kern der Sache zu kommen.
Der Obdachlose rülpste. Er griff zu einer Flasche, nahm einen Schluck und steckte sie wieder ein.
"Sie gingen an den Kofferraum, zerrten irgendetwas heraus und warfen es auf die Straße. Wie ein Kartoffelsack wirkte das, nur größer... Dann stiegen sie wieder ein und fuhren davon. Ich stand auf, ging hin und sah, dass es sich um eine Leiche handelte..."
"Sie haben niemandem Bescheid gesagt?"
"Erst dachte ich, ich hätte wohl doch zuviel getrunken. Mir war schwindelig. Außerdem - sehe ich aus, als hätte ich ein Handy? Tut vielleicht irgendjemand was für mich?" Er machte eine wegwerfende Geste und knurrte etwas Unverständliches vor sich hin. "Außerdem kümmere ich mich normalerweise nur um meinen eigenen Kram, verstehen Sie?"
"Aber jetzt haben Sie sich das anders überlegt?"
"Jetzt bin ich nüchtern", sagte er.
Clive warf einen kurzen Blick auf die Flasche in der Manteltasche. Sie war halb leer.
Orry mischte sich jetzt ein. "Ist Ihnen an den Leuten, die aus der Limousine stiegen irgendetwas aufgefallen? Irgendetwas, was sie identifizieren könnte?"
"Hm..."
"Oder an dem Wagen? Bitte denken Sie nach, jede Kleinigkeit kann wichtig sein!"
"Ich habe nur schattenhafte Umrisse gesehen", berichtete der Mann. Sein Blick war nach innen gerichtet. "Wie Schemen... Aber..."
"Ja?", hakte Orry nach.
"Es waren drei. Drei, die ausgestiegen waren, aber ich glaube, es saß noch jemand am Steuer. Und von den Dreien, die ausgestiegen waren, war einer eine Frau, glaube ich..."
"Woraus schließen Sie das?"
"Der Gang. Nein, ich bin mir sicher, so geht kein Mann! Außerdem habe ich eine hohe Stimme gehört."