Читать книгу Killer im August: 11 Thriller - A. F. Morland - Страница 38
Оглавление32
Edward Loomis sah zu, wie einer seiner Leibwächter die Tür zu der Luxuswohnung im 25. Stock öffnete.
Loomis hatte Angst.
Vor allem, seit er von Kellys Ende erfahren hatte.
Einerseits sagte Loomis sich, dass ihm nichts passieren konnte. Schließlich war er ja auf der richtigen, das hieß der stärkeren Seite. Aber andererseits traute er Lebediov nicht über den Weg. Er musste auf der Hut sein.
Und dann war da immer noch die geheimnisvolle Macht im Hintergrund, von der Basil gesprochen hatte.
Ganz zu schweigen vom FBI, dessen Schnüffelei ihm ganz gehörig gegen den Strich ging. Loomis wurde observiert. Er wusste es. Aber er hatte für diese Tatsache nichts weiter als ein Schulterzucken übrig. Wenigstens gibt es dann Zeugen, wenn Lebediovs Bluthunde mich doch noch aus irgendwelchen Gründen umlegen wollen...
Er atmete tief durch.
Geschäftlich stand er vor dem Ruin.
Zu sehr war seine Firma mit dem Parisi-Imperium verwoben gewesen.
Die drei Männer betraten die Wohnung. Einer der Bodyguards verschloss sorgfältig die Tür.
"Macht es euch gemütlich, Jungs", meinte Loomis. "Ich denke nicht, dass heute noch irgendetwas passieren wird!"
Die beiden Leibwächter quittierten das mit dumpfem Brummlaut.
Einer der beiden durchquerte mit gezogener Automatik den Empfangsraum in Richtung der offenen Wohnzimmertür. Loomis folgte ihm mit dem anderen Bodyguard.
Alle drei erstarrten in der nächsten Sekunde zur Salzsäule.
Zweimal kurz hintereinander machte es plop.
Ein Geräusch wie ein kräftiges Niesen.
Auf dem Gesicht des ersten Bodyguards bildete sich ein großes, rotes Loch. Er taumelte zurück und sackte zu Boden.
Blut rann auf die edlen Terrakotta-Fliesen.
Seine eigene Waffe hatte er nicht mehr abfeuern können, so überraschend schnell war der Angriff gewesen.
Den zweiten Leibwächter erwischte es in der Herzgegend.
Ein Schuss von mörderischer Präzision. Die Automatik hatte der Leibwächter halb aus dem Futteral herausgezogen, als er mitten in der Bewegung erstarrte und hart zu Boden fiel.
Loomis wurde bleich wie die Wand.
Mit großen Augen schaute er auf die große Couch.
Eine Frau saß dort. In der Rechten hielt sie eine Pistole, die golden schimmerte.
Ein Schalldämpfer war vorne auf den Lauf geschraubt. Die Waffe war direkt auf Loomis gerichtet.
"Janet!", entfuhr es Loomis entsetzt. Sie lächelte kalt, erhob sich dabei.
Die toten Leibwächter würdigte sie keines Blickes. Sie stemmte die Linke in die Hüfte. Sie blickte Loomis mit eine Blick an, aus dem nackte Grausamkeit sprach.
"Erstaunt?", fragte sie.
Loomis zitterte. Er biss sich auf die Lippe.
Er öffnete halb den Mund, wollte etwas sagen. Aber es kam kein Laut heraus.
Janet Carino sagte: "Versuche keine Tricks, Loomis! Deine Gorillas hatten schon keine Chance gegen mich - und du erst recht nicht! Nicht einmal, wenn du jetzt eine schussbereite Maschinenpistole in den Finger halten würdest..."
"Janet, ich...", brachte Loomis nun heraus. Er wich einen Schritt zurück. Sein Hirn arbeitete fieberhaft. Irgendetwas musste passieren... Ganz schnell, sonst war er verloren.
"Bist du nicht überrascht, mich hier zu sehen?", fragte sie dann mit zynischem Unterton. "Ich hatte nämlich unangenehmen Besuch..."
"Das FBI?"
"Die meine ich nicht."
"Nein?"
"Ich spreche von den Ukrainern... Jedenfalls nehme ich an, dass sie es waren, die mich um ein Haar umgelegt hätten..."
Sie trat nahe an ihn heran. Der Schalldämpfer berührte seinen Bauch.
Er schluckte.
"Was für eine Rolle spielst du eigentlich in dieser ganzen Angelegenheit, Janet?"
"Wie es scheint habe ich dir in diesem Punkt etwas an Wissen voraus. Denn ich kenne deine Rolle besser als du ahnst, Loomis..."
"So?"
"Was glaubst du wohl, weshalb die Ukrainer so plötzlich vor meiner Tür standen, Loomis. Für mich gibt es da nur eine Erklärung. Es muss sie jemand mit der Nase auf meine Person gestoßen haben, denn an sich bin ich für die doch völlig uninteressant."
"Die Gespielin des alten Parisi vielleicht", erwiderte Loomis. "Aber bei einer Vertreterin des Bostoner Syndikats sieht das natürlich ganz anders aus."
"Das hast du ihnen also erzählt..."
"Nichts habe ich!"
"Du lügst, Loomis. Mann kann es riechen, dass du lügst. Genau so, wie man deine Angst riechen kann. Ich weiß, dass du dich mit den Ukrainern geeinigt hast... Es wird dir nichts mehr nutzen. Parisi, Kelly... Du bist der Letzte in der Reihe, Loomis!"
"Warum?"
"Du weißt es nicht?"
Loomis starrte auf die Pistole. Seine Augen traten aus den Höhlen heraus.
"Es gibt nicht viele Waffen, die wie diese aussehen, nicht wahr? Eine Spezialanfertigung mit Goldüberzug...", stellte Janet fest. "Ein ganz besonderes Stück..." Sie hob die Waffe, richtete sie auf das Gesicht ihres Gegenübers. Die Pistole war so nahe an Loomis' Gesicht, dass dieser das Monogramm lesen konnte, das darin eingearbeitet war.
R.L.
"Auch diese Buchstaben werden dir nichts sagen, Loomis. Jedenfalls nicht auf Anhieb... Ich möchte, dass du die letzte Zeit, die dir bleibt, pausenlos mit dieser Frage beschäftigt bist. Dass du dir das Gehirn zermarterst! Und dass die Angst an dir frisst, so dass du schließlich als halb Wahnsinniger in den Tod gehst, Loomis... Ich habe lange auf diesen Moment gewartet. Einen so leichten Tod wie er Kelly und Parisi vergönnt war, wirst du nicht bekommen!"
"R.L... Mein Gott, ich kenne niemanden, der diese Initialen hat..."
"Gib dir Mühe, Loomis. Du kommst schon drauf..."
"Hör zu, worum immer es auch geht, können wir uns nicht einigen? Ich habe Geld..."
"Nicht genug, Loomis. Nicht genug, um dein Schuld damit zu begleichen."
"Welche Schuld, verdammt nochmal?"
"Früher hast du mit der Waffe in der Hand getötet, wenn andere mit dem Finger geschnippt haben. Jetzt gehörst du zu denen, die mit dem Finger schnippen!" Janet lachte heiser. In ihren Augen blitzte es. Eine leichte Röte überzog ihr Gesicht. Tränen der Wut glitzerten auf ihrer Wange.
Sie reichte ihm einen kleinen Zettel.
"Was ist das?", fragte er.
"Der Text, den du gleich aufsagen wirst!"
"Was?"
"Wo ist dein Telefon?"
"Im Arbeitszimmer..."
"Dann los!"
Sie führte ihn vor sich her. Durch eine Tür ging es ins Arbeitszimmer, in dem sich ein riesenhafter Schreibtisch aus Teakholz befand. Durch das Panoramafenster konnte man über den East River bis weit nach Queens sehen.
"Wie bist du überhaupt in meine Wohnung gelangt?", fragte Loomis.
"Ich habe so etwas gelernt", sagte sie. "Ich habe gelernt zu schießen und Türen zu öffnen... Und außerdem noch ein paar andere Dinge, die ich brauchte, um meine Rache zu vollenden."
"Ich habe dir nie etwas getan, Janet!"
"Ach, hör auf!"
"Ich dachte wirklich, dass du zu den Bostonern gehörst und es irgendwie geschafft hast, Kelly unter deinen Einfluss zu bekommen..."
"Ich will dein Gewinsel nicht hören, Loomis! Du widerst mich an..." Janet deutete auf das Telefon auf dem Schreibtisch. "Wähl die Nummer, die ich dir sage, Loomis."
Loomis nahm den Hörer.
Er hatte den Verdacht, dass jemand sein Telefon abhörte.
Vermutlich das FBI. Deshalb benutzte er die normalen Leitungen gar nicht mehr. Aber in dieser Situation konnte ihm das vielleicht das Leben retten... Eine letzte, verzweifelte Hoffnung, der Gewalt dieser Wahnsinnigen doch noch zu entgehen.
Loomis atmete tief durch.
Janet diktierte ihm eine New Yorker Nummer. Sie setzte ihm dabei die Mündung ihrer Waffe an die Schläfe.
"Sobald sich jemand meldet, sagst du den Text!"
"Was ist das für ein Anschluss?"
"Der von Lebediov. Ich weiß nicht, ob du wichtig genug bist, um mit ihm persönlich sprechen zu können. Aber im Grunde spielt das keine Rolle. Lebediov wird von dem Anruf erfahren. So oder so..."
Loomis schaute auf den Zettel. Er schluckte.
Auf der anderen Seite der Leitung nahm jemand ab.
Loomis schwitzte, als er zu sprechen begann. Seine Stimme war brüchig. Todesangst glänzte in seinen Augen. "Hier spricht Loomis. Ich habe Mister Lebediov eine wichtige Mitteilung zu machen", las er von dem Zettel ab. "Ich habe Janet Carino in meiner Gewalt. Sie hat versucht, mich umzubringen, so wie Parisi und Kelly. Wenn ihr sie haben wollt, wenn ihr sie lebend haben wollt, müsst ihr euch beeilen. Mir ist es lieber, Sie machen mit ihr kurzen Prozess, als wenn ich hier in der Wohnung eine Leiche beseitigen muss..."
Janet lächelte kühl.
Mit einer Handbewegung bedeutete sie Loomis aufzulegen.
"Und was soll das Ganze?", fragte Loomis.
Sie zuckte die Schultern. "Du hast dafür gesorgt, dass diese ukrainische Meute mir an den Fersen kleben wird. Ich brauche zumindest so etwas wie einen fairen Vorsprung. Und den werde ich mir verschaffen..." Sie schwenkte die Pistole etwas seitwärts. "Los, komm..."
"Was hast du vor?"
"Du wirst die Leichen der beiden Leibwächter aus dem Wohnzimmer holen. Das sieht einfach nicht gut aus, wenn wir gleich Besuch bekommen!"
Loomis schüttelte den Kopf.
"Was glaubst du denn, wer hier gleich auftaucht? Lebediov selbst wird sich kaum hier her bemühen..."
"Nein, aber die Leute, die die Schweinereien für ihn machen."
"Und du denkst, dass du die ausschalten kannst!"
"Zerbrich dir deinen eigenen Kopf, Loomis!", versetzte sie. "Und sei Sie froh, dass du überhaupt noch einen hast!"