Читать книгу Wahre Wunder geschehen manchmal: Arztroman Sammelband 4 Romane - A. F. Morland - Страница 37

Оглавление

31


Himmel, das geht schief!, dachte Robert Rahner erschrocken. Sein Herz wurde zu einem zuckenden Klumpen. Sie ist schlecht abgekommen!, durchfuhr es ihn.

Er sprang entsetzt auf, hielt den Atem an, verfolgte bestürzt Stefanies Flug. Er wusste besser als jeder andere, dass dieser Sprung mit einer Katastrophe enden würde.

Er sah, wie Stefanie sich verzweifelt bemühte, Flugwinkel und Körperhaltung zu korrigieren, und ihm war klar, dass sie das nicht schaffen würde.

Die Zeit reichte nicht mehr. Das Wasser war schon zu nahe. Das Wasser, das hart wie Beton war, wenn man aus so großer Höhe draufprallte.

Die Zuschauer begriffen erst, als die Katastrophe bereits passiert war, Robert Rahner sich in Jeans und Hemd ins Wasser gestürzt hatte und mit schnellen, kräftigen Zügen das Bassin durchpflügte.

Jetzt tauchte er unter und holte Stefanies leblosen Körper an die Oberfläche. Er brachte sie keuchend zum Beckenrand, und man hob die Verunglückte so vorsichtig wie möglich aus dem Wasser.

Dr. Härtling verließ die Tribüne und hastete um das Bassin herum. Zwei Männer stellten sich ihm in den Weg. „Ich bin Arzt“, sagte er atemlos.

Die Männer ließen ihn durch. Sanitäter eilten herbei. Dr. Härtling untersuchte die Bewusstlose. „Sieht nach einer Wirbelsäulenverletzung aus“, stellte er fest.

Der Sportarzt kam hinzu. „Da ist beim Transport allergrößte Vorsicht geboten“, sagte der Mann mit sorgenvoller Miene.

„Sie muss schnellstens ins Krankenhaus“, sagte Dr. Härtling. „Ich bin Leiter der Paracelsus-Kinik ...“

„Ich fordere einen Rettungshubschrauber an“, sagte der Kollege und eilte davon.

Zehn Minuten später traf der Helikopter ein. Brausend und dröhnend schwebte er auf eine Liegewiese, die man rasch geräumt hatte, herab.

Männer duckten sich im Rotorsturm und legten eine Vakuummatratze neben Stefanie Behrensen. Man hob sie ganz behutsam darauf. Bei diesem Transportmittel handelte es sich um einen Plastikbehälter in Matratzenform, der winzige Kunststoffkugeln enthielt. Sobald man Stefanie darauf gebettet hatte, wurde die Luft herausgesaugt, wodurch die Kugeln formschlüssig und unverschiebbar gegen die Hautoberfläche lagerten, so dass die Matratze wie ein gut anmodelliertes Gipsbett wirkte. Die junge Sportlerin wurde zum Hubschrauber getragen. Dr. Härtling begleitete sie.

In der Paracelsus-Klinik wurde Stefanie dann gründlich geröntgt. Biegungsstauchungsbruch lautete die Diagnose. Zwei Wirbelkörper drückten auf das Rückenmark und verursachten eine Querschnittslähmung der Patientin. Dr. Daniel Falk, der Chef der Chirurgie, entschied sich zu einer Laminektomie, um das Rückenmark freizulegen, das gegen Sauerstoffmangel ähnlich empfindlich ist wie das Gehirn.

Nur wenige Minuten genügen zur Nervenzellenerstickung. Man musste die drückenden Knochenbruchstücke schnellstens entfernen und brachte die Patientin deshalb unverzüglich in den Not-OP. Glück im Unglück war es für Stefanie Behrensen, dass sich die Schädigung nicht oberhalb des vierten Halssegments befand, denn in diesem Fall hätte der Ausfall des Zwerchfellnervs für sie spätestens nach wenigen Tagen tödliche Folgen gehabt.

Laminektomie, das ist nichts für Grobschmiede. Das ist allerheikelste Millimeterarbeit. Dr. Falk führte die Operation in Seitenlage der Patientin durch.

Der erfahrene Chirurg führte einen Längsschnitt über die Domfortsätze in Höhe der gebrochenen Wirbel und bemühte sich, dem Rückenmark Luft zu verschaffen.

Abschließend würde er zur Ableitung der Nachblutung eine Drainage einlegen, und dann würde man die Patientin auf die Intensivstation bringen...

Wahre Wunder geschehen manchmal: Arztroman Sammelband 4 Romane

Подняться наверх