Читать книгу Wahre Wunder geschehen manchmal: Arztroman Sammelband 4 Romane - A. F. Morland - Страница 38
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Niemand durfte sie auf der Intensivstation besuchen. Sie brauchte absolute Ruhe. Ein als Arzt verkleideter Reporter schlich sich in die Paracelsus-Klinik ein und wollte Bilder von der Sportlerin schießen, doch man entdeckte ihn und warf ihn hinaus.
Im Hause Wylander herrschte eine sehr gedrückte Stimmung. Jan Wylander suchte das Gespräch mit seinem Sohn. „Ein schwerer Schicksalsschlag“, sagte er ernst. „Sehr tragisch.“
Die beiden Männer waren allein. Matthias saß mit hängenden Schultern auf dem Ledersofa und starrte Löcher in den Teppich. Sein Vater setzte sich neben ihn und seufzte schwer. Sie sahen einander nicht an.
Jan Wylander schüttelte den Kopf. „Eine solche Schönheit, jung, lebensfroh und dynamisch. Von einer Sekunde zur anderen ein Wrack. Gelähmt. Für immer an den Rollstuhl gefesselt. Warum muss es immer die Besten treffen?“
Matthias schwieg.
„Als du sie in unser Haus brachtest, war sie uns auf Anhieb sympathisch“, fuhr der Fabrikant fort. „Sie eroberte unsere Herzen im Sturm. Ich sagte zu deiner Mutter: ‘Der Junge hat endlich die Richtige gefunden.’ Das machte uns beide sehr glücklich. Und nun, nun liegt sie in diesem Krankenhaus und wird nie wieder gehen können ... Es ist mir unbegreiflich, warum das Schicksal immer wieder so grausam sein muss.“
Matthias knirschte so laut mit den Zähnen, dass sein Vater es hörte.
Jan Wylander legte seinem Sohn den Arm um die Schultern. „Wir sind manchmal schon sehr hart zusammengekracht, mein Junge, aber wir waren deshalb niemals richtige Feinde, und dieser tragische Schicksalsschlag schmiedet uns noch ein wenig mehr aneinander, so empfinde ich es jedenfalls.“
Matthias nickte schweigend.
„Wir haben Stefanie immer noch sehr gern“, sagte Jan Wylander dumpf. „An unseren Gefühlen für sie hat sich nach diesem Unfall nichts geändert.“
„An meinen Gefühlen auch nicht “, sagte Matthias mit belegter Stimme.
„Du liebst sie noch?“
„Ja, Vater“, krächzte Matthias.
„Sie ist gelähmt.“
„Sie kann nichts für dieses Pech“, gab Matthias düster zurück.
Jan Wylander fuhr sich mit der Hand über die Augen und leckte sich die Lippen. „Sie ist keine richtige Frau mehr ... Wenn du verstehst, was ich meine. Sie ist vom Bauchnabel abwärts gefühllos.“
„Ich bleibe trotzdem bei meinem Entschluss: Ich werde sie heiraten.“
„Hast du dir das auch gut überlegt?“
„Da gibt es nichts zu überlegen. Stefanie Behrensen wird meine Frau.“
„Die Ehe mit ihr wird eine schwere Last sein“, gab Jan Wylander zu bedenken.
„Meine Liebe wird mir helfen, sie zu tragen.“
Jan Wylander schüttelte überrascht den Kopf. „Da hat man einen Sohn, glaubt, ihn gut zu kennen, und plötzlich verblüfft er einen mit einem solch edlen Charakter. Junge, du hast ein Herz aus Gold, ich bin sehr stolz auf dich, und ich möchte dich bitten, mir zu verzeihen, dass ich dich all die Jahre verkannt habe.“ Vater und Sohn umarmten sich gerührt.