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Jan Achberger war ein schleimiger Mittvierziger mit nassen Lippen und Basedowaugen. Er hatte Gold im Mund, um den Hals und an den Fingern.

Sein „Büro“ befand sich im verrauchten Hinterzimmer einer Kneipe. Sein Geschäft ging so gut, dass Katja fast eine Stunde warten musste, bis er für sie Zeit hatte. Zerlumpte, ausgemergelte Gestalten schlurften an ihr vorbei. Desperados, mit Geld von Achberger in der Tasche, das ihnen für kurze Zeit über die Runden half. Ob sie wussten, wie sie es zurückzahlen konnten? Katja bezweifelte es.

Die Ärztin war entschlossen, alle Anstrengungen zu unternehmen, um Norberts Hals zu retten, und sie hatte nur eine einzige Bedingung daran geknüpft: Ihr Mann musste sich therapieren lassen. Wenn er damit nicht einverstanden gewesen wäre, hätte das Katjas Liebe erheblich abgekühlt, denn lieben heißt, bereit sein, für den andern Opfer zu bringen, und das gilt für beide Seiten.

Als sie Jan Achberger endlich gegenübersaß, öffnete er die eiserne Kasse, die neben ihm auf dem Tisch stand, und holte den Schuldschein ihres Mannes heraus.

Er rauchte Zigarre, und sein Gesicht war vom Schnaps gerötet. Ungesunder konnte man kaum leben. Mit gelangweilter Miene hörte er sich an, was Katja ihm vorschlug. Er wusste, dass sie Ärztin war und in der Paracelsus-Klinik arbeitete, und er sagte, dass er sich normalerweise nicht auf Ratengeschäfte einlassen, in ihrem Fall aber eine Ausnahme machen würde.

Die Ratenhöhe, die Katja ihm anbot, entlockte ihm dann aber nur ein mitleidiges Lächeln, und er sagte, er habe keine Lust, ewig auf sein Geld zu warten. Katja war gezwungen, ihr Angebot zu erhöhen. Sie tat es in kleinen Schritten, und er schüttelte so lange den Kopf, bis ihr Angebot doppelt so hoch war wie ihr ursprüngliches.

Mehr dürfe sie jederzeit abzahlen, aber nie weniger, machte er ihr unmissverständlich klar. „Und“, sagte er mit erhobenem, nikotinbraunem Zeigefinger, „ich berechne Ihnen ein Prozent pro Tag.“ Man hätte meinen können, das wäre nicht viel, aber aufs Jahr umgelegt waren das 365 Prozent! Und nicht vom fallenden Kapital, sondern immer von den ganzen zweihunderttausend Mark, wie Jan Achberger durchtrieben lächelnd hinzufügte.

Katja musste schlucken.

„Sind wir uns einig?“, erkundigte sich der Wucherer. Katja versuchte, ihn auf ein halbes Prozent zu drücken, doch er blieb hart. Ihre Schönheit fiel dabei überhaupt nicht ins Gewicht. Wenn er Geschäfte machte, hatte er für so etwas kein Auge. „Sie können meine Bedingungen akzeptieren oder mir mein Geld auf einmal zurückgeben“, sagte er kühl.

Katja schüttelte immer wieder den Kopf. „Ein Prozent …“

Jan Achberger breitete die Arme aus. „Je höher Ihre Raten ausfallen, je rascher ich mein Geld wiederhabe, desto weniger werden Ihnen die Zinsen weh tun.“

Arztroman Sammelband 8 Romane Februar 2020

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