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Moni Wolfram, Dr. Härtlings tüchtige Sekretärin, betrat mit der Unterschriftenmappe sein Büro. Moni war mit dem jungen Assistenzarzt Dr. Michael Wolfram glücklich verheiratet. Sie trug ein schlichtes cremefarbenes Kleid,aus dessen Brusttasche ein weinrotes Stecktuch hing.

Sören Härtling klappte die Mappe auf und las sich jedes Schriftstück aufmerksam durch, bevor er es unterzeichnete.

„Gut“, sagte er, nachdem er seinen Namen zum letzten Mal schwungvoll geschrieben hatte. Er warf einen Blick auf die Uhr, die neben dem Foto seiner Familie auf seinem Schreibtisch stand. In zwanzig Minuten begann die Vormittagssprechstunde. Er hatte also noch Zeit für eine Tasse Kaffee.

Als er das sagte, flitzte Moni sogleich hinaus, um die Maschine anzuwerfen.

Sörens Telefon läutete. Er schnappte sich den Hörer. „Ja?“

„Ihre Schwester, Chef“, sagte Moni Wolfram.

„Schicken Sie sie herein.“

„Sie ist nicht hier. Sie ist am Telefon.“

„Stellen Sie sie durch“, verlangte der Klinikchef.

„Okay.“

Gleich darauf hatte Sören Härtling seine Schwester an der Strippe. „Trixi, wie geht’s?“

„Gut.“

„Was kann ich dir antun?“

„Was sagt dir der Name Wolf-Dietrich Bockmayer?“, erkundigte sich Trix Lassow.

„Sehr viel. Wer noch nie von unserem großen Mode-Zaren gehört hat, muss blind und taub sein.“

„Er möchte, dass ich seine Kreationen auf einer Benefiz-Veranstaltung vorführe.“

„Gratuliere!“

„Ich weiß noch nicht, ob ich es machen werde …“

„Was hast du für Bedenken?“, wollte Dr. Härtling wissen. Moni Wolfram trat mit dem Kaffee ein, stellte die Tasse auf den Schreibtisch und ging wieder hinaus.

„In meinem Alter über einen Laufsteg trippeln … Ich weiß nicht …“

„Wenn Bockmayer es dir zutraut, dann kannst du das auch“, sagte Sören Härtling überzeugt,

„Die Models sind heutzutage sechzehn bis zwanzig Jahre alt“, gab Trix zu bedenken. „Mit dreißig gehen die meisten schon in Rente. Und dann kommt eine daher, die ist über vierzig.“

„Aber noch phantastisch erhalten“, wandte Dr. Härtling ein.

„Ich habe Angst, mich lächerlich zu machen.“

„Wie ist Bockmayer auf dich gekommen?“, fragte Sören.

Trix erzählte es ihm.

„Also, ich würd’s machen, wenn ich du wäre“, sagte Dr. Härtling. „Du wirst dich bestimmt nicht blamieren. Hast du schon mit Axel darüber gesprochen? Was sagt er dazu?“

„Er hat einen Gerichtstermin. Ich kann ihn nicht erreichen, deshalb habe ich dich angerufen, um deine Meinung zu hören. Du rätst mir also dazu.“

„Unbedingt“, sagte der Klinikchef. „Und ich werde in der ersten Reihe sitzen und dir stolz applaudieren, wenn du über den Catwalk gehst.“

„Das war eine Ansicht“, sagte Trix Lassow. „Ich werde auch noch andere einholen.“

Arztroman Sammelband 8 Romane Februar 2020

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