Читать книгу Mörderdutzend: 12 Thriller - Sammelband 1200 Seiten Krimi Spannung - A. F. Morland - Страница 46
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Wir wussten, wie der Täter aussah und wie er hieß. Nur sein Aufenthaltsort blieb uns bislang verborgen. Er konnte überall in der Stadt untergetaucht sein und ganz in Ruhe abwarten, bis eine günstige Gelegenheit kam, um seinen Racheplan zu vollenden.
Er hatte alle Zeit der Welt dazu.
Nur wir standen unter einem ganz erheblichen Druck, denn jedem, der an den Ermittlungen bisher beteiligt gewesen war, musste klar sein, dass unsere Chancen umso schlechter wurden, je mehr Zeit verging.
Im Hauptgebäude des Polizeipräsidiums Frankfurt angekommen, wurde Hermlinson zunächst einmal in einen Besprechungsraum gebracht. Rudi und ich gingen erst einmal zum Kollegen Gieselher, um mit ihm das weitere Vorgehen abzusprechen. Da Gieselher die besten Kontakte zur Justiz hatte, sprach er anschließend mit dem Staatsanwalt.
„Außerdem brauchen wir für Herrn Hermlinson einen Anwalt, damit die ganze Sache wasserdicht wird”, meinte Kollege Gieselher. „Besprechen Sie das mit ihm und dann soll sein Rechtsbeistand sich ebenfalls hier einfinden.”
„Und anschließend haben wir dann hoffentlich eine Aussage, die Licht ins Dunkel bringt”, meinte ich. „Allerdings rechnet Hermlinson damit, dass er die Kronzeugenregelung bekommt.”
„Dazu müsste man erstmal wissen, wessen man ihn überhaupt heute noch anklagen könnte” erwiderte Gieselher. „Hermlinson wird einiges bieten müssen.”
Es dauerte eine Weile, bis wir schließlich alle zusammen im Besprechungszimmer saßen und uns Hermlinsons Aussage anhören konnten.
Der Anwalt, den Hermlinson sich genommen hatte, war alles andere als eine temperamentvolle Erscheinung. Zuerst hatte ich schon Sorge, dass die ganze Sache noch platzte. Aber schließlich kam die Einigung dann doch schneller zu Stande, als ich erwartet hatte.
„Stellen Sie Ihre Fragen”, sagte Hermlinson. „Ich werde umfassend dazu aussagen, soweit es mir möglich ist.”
„Kennen Sie einen gewissen Walid - genannt Will - Al-Hamadi?”, fragte ich.
„Der Name ist mir noch in Erinnerung”, gab Hermlinson zu. „Das war das einzige überlebende Mitglied der Shisha Clika. Ich weiß noch, dass Gunnar außer sich war, weil der Kerl davongekommen ist.”
„Was ist schief gelaufen?”, fragte ich.
„Jemand hat nicht sorgfältig genug gearbeitet. Das ist schief gelaufen.”
„Und wer war das?”
Herr Hermlinson zögerte. Der Staatsanwalt machte ihn nochmal darauf aufmerksam, dass er zugesagt hatte, wirklich vorbehaltlos und umfänglich auszusagen.
Er sagte: „Sehen Sie, ich war nicht wirklich in die Einzelheiten involviert”, behauptete er. „Aber ich habe einiges gehört. Wenn man damals in der Abteilung gegen organisiertes Verbrechen war, dann war es unmöglich, nicht davon zu hören.”
„Wovon haben Sie gehört?”, hakte ich nach.
„Von der Todesschwadron und allem, was mit diesen Gerüchten zu tun hatte. Jeder von uns wusste, wie das lief, aber nur wenige waren in die Einzelheiten eingeweiht.”
„Wie lief das denn?”
„Es gab da einen Lohnkiller, der quasi einen Freibrief bekam, solange er nur Leute aus dem Organisierten Verbrechen erledigte. Keine Unbeteiligten oder gar Polizisten. Gangster, die durch Gangster sterben, das fand damals niemand in der Abteilung wirklich schlimm, verstehen Sie?”
„Mein Verständnis für so etwas ist sehr eng begrenzt”, sagte ich. „Hieß dieser Lohnkiller zufällig Günter Pressburger?”
„Ja, dieser Name ist gefallen”, gab Hermlinson zu. „Pressburger hat die Drecksarbeit gemacht, so war niemand aus der Abteilung an den Morden beteiligt, wenn jemand aus dem Weg geräumt werden sollte, gegen den es einfach nicht genug Beweise gab, um ihn verhaften zu können. Leute, die sonst einfach munter ihre miesen Geschäfte weiter betrieben hätten, wenn sie nicht auf diese Weise gestoppt worden wären.”
„So wie die Mitglieder der Shisha Clika”, schloss ich.
„Ja, ich weiß, jetzt wird es wieder heißen, dass die meisten von denen noch halbe Kinder waren.”
„Stimmt das denn nicht?”
„Sie waren die aggressivste Drogen-Gang, die Frankfurt bis dahin erlebt hatte. Etliche Morde gingen auf ihr Konto. Sie haben rücksichtslos die Dealer anderer Gangs aus dem Weg geräumt, um Platz für ihre eigenen Leute zu schaffen. Nur beweisen ließ sich davon wenig, weil diese Gangs durch eine Mauer des Schweigens und der Angst geschützt wurden.”
„Wer hat darüber entschieden, welche Jobs Günter Pressburger zu erledigen hatte?”, wollte Rudi wissen.
„Das Gremium. So nannten die das.”
„Die?”, echote der Staatsanwalt. „Das klingt immer so, als wären Sie gar nicht dabei gewesen.”
„Doch, ich war auch mal dabei. Es gab einige ständige Mitglieder dieses Gremiums. Dazu gehörten Ronald Thorensträter und Gunnar Bellenborn. Die anderen wurden zugelost. Auf diese Weise waren viele beteiligt und wurden zu Komplizen, wenn man das so nennen will.”
„Das sollte man so nennen”, fand ich. „Auch wenn es sich um Polizisten handelt.”