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Drei Stunden später saßen wir im Büro unseres Vorgesetzten.

Mister McKee war der Chef des FBI-Districts New York im Rang eines Special Agent in Charge. Seine Miene war ernst. Und dazu hatte er auch allen Anlass.

Außer Milo und mir waren noch einige andere G-men bei dieser Besprechung anwesend. Darunter die Special Agents Orry Medina und Clive Caravaggio. Außerdem Agent Robert J. Leslie, der eine Weile als verdeckter Ermittler in Parisis Organisation tätig gewesen war.

"Der Tod von Parisi könnte der vorläufige Höhepunkt dieses unseligen Gangsterkrieges sein, der zwischen Parisis Organisation und den Ukrainern aus Brooklyn seit einiger Zeit herrscht", meinte Mister McKee. Beide Gruppierungen bemühten sich darum, den Müll-Markt unter ihre Kontrolle zu bekommen.

Und die Methoden waren alles andere als zimperlich. Mehrere Tote hatte es im Verlauf der letzten Wochen bei bewaffneten Auseinandersetzungen gegeben. Zumeist kleine Leute aus beiden Organisationen. Mittelsmänner und Lastwagenfahrer. Oder Leute, die unter falschem Namen Grundstücke ankauften, auf denen Sondermüll, der eigentlich teuer hätte entsorgt werden müssen, einfach abgeladen wurde. Irgendwann waren diese Strohmänner dann verschwunden und der Allgemeinheit blieb ein lebensgefährliches Dreckloch zurück. Oft fiel so etwas erst dann auf, wenn es zu verheerende Folgen kam. Etwa in der letzten Woche, als ein illegales Plastikmüll-Lager in der Bronx sich selbst entzündete und eine Dioxin-Wolke Richtung Connecticut zog.

"Die Parisi Leute werden vermutlich nicht allzu viel Zeit verstreichen lassen, um sich an den Ukrainern zu rächen", meinte Agent Medina. "Der Konflikt ist in eine neue Eskalationsstufe getreten."

"Die Täter könnten allerdings auch aus dem Inneren des Parisi-Syndikats kommen", meldete sich nun Robert J. Leslie zu Wort. Er kannte diese Organisation wie kein zweiter im District. "Es gab da Gruppen, die zweifellos die erstbeste Gelegenheit genutzt hätten, um John Parisi abzuservieren. Im übrigen ließ der alte Herr schon zu der Zeit, als ich noch verdeckt arbeitete, eine gewisse Führungsschwäche erkennen..."

"Und Sie meinen, so etwas wird früher oder später ausgenutzt", meinte Mister McKee.

Leslie nickte. "So ist es. Ich würde zum Beispiel mal einen gewissen Loomis fragen... Der brannte immer schon vor Ehrgeiz... Und dem würde ich es auch am ehesten zutrauen, eine Koalition zustande zu bringen, die stark genug ist, um den großen Boss einfach abzuservieren."

"Dann fragen Sie ihn doch", schlug Mister McKee vor.

"Ich fürchte, er mag mich nicht besonders", meinte Leslie. "Schließlich wäre es mir um ein Haar gelungen, ihn ins Gefängnis zu bringen..."

"Nehmen Sie Jesse und Milo als Verstärkung mit." Mister McKee wandte sich dann an Orry und Clive. "Sie versuchen bitte herauszufinden, ob sich bei den Ukrainern irgendetwas finden lässt."

"In Ordnung, Sir", sagte Clive.

Mister McKee fuhr fort: "Wir müssen diesen Krieg schnellst möglich beenden. Sonst gerät das ganze außerhalb jeder Kontrolle."

Es war uns allen klar, dass wir ganz dicht vor diesem Punkt standen.

"Über zwei Dinge komme ich einfach nicht hinweg", meinte ich schließlich, nachdem ich meinen Pappbecher mit dem vorzüglichen Kaffee zum Mund geführt hatte, den Mandy, die Sekretärin unseres Chefs braute. Ich fuhr fort: "Da ist einerseits diese Zigarette, die der Tote umklammert hielt, als würde sein Leben davon abhängen..."

"Es wird gerade im Labor daraufhin untersucht, ob sich genügend Speichelspuren isolieren lassen um einen DNA-Test durchzuführen", unterbrach mich Mister McKee.

Ich zuckte die Achseln.

"Ich glaube jedenfalls nicht, dass es Zufall war, dass Parisi diesen Zigarettenstummel umklammerte!"

Mister McKee fragte an Agent Leslie gewandt: "War Parisi eigentlich Raucher?"

"Nur ab und zu ein paar dicke Havannas", erwiderte Robert J. Leslie. "Eigentlich hätte er sich nichtmal die erlauben können. Sein ärztliches Bulletin sah miserabel aus."

Mister McKee hakte nach: "Keine Zigaretten?"

"Er pflegte immer zu sagen, dass Zigaretten etwas für Proleten seien. Und dazu zählte er sich nun weiß Gott nicht..."

"Der Punkt lässt sich ja überprüfen", meinte Milo.

Ich sagte: "Die zweite Sache, die mir keine Ruhe lässt, ist die Art und Weise, in der John Parisi hingemetzelt wurde. Der Täter hat ihn mit seiner .45er förmlich zerfetzt. Wenn Sie mich fragen, sieht das nicht nach einem eiskalten Profikiller aus, der seinen Job tut und für den jede Patrone die Betriebsunkosten seines schmutzigen Geschäftes erhöht. Hier scheint mir sehr viel Gefühl im Spiel gewesen zu sein!"

Mörderdutzend: 12 Thriller - Sammelband 1200 Seiten Krimi Spannung

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