Читать книгу Liebeswirren auf der Bergalm: Roman Paket 9 Heimatromane - A. F. Morland - Страница 12

2

Оглавление


Ignaz Monnschein stand vor dem Kamin und schichtete das Holz auf. Die Flammen züngelten empor und warfen einen hellen Schein auf seinen wirren Bart. Fremde fürchteten sich mitunter vor ihm, und in Eichberg sah man ihn auch lieber von hinten als von vorn. Sie hielten ihn alle für einen Sonderling und keiner hatte so rechten Kontakt mit ihm. Den Ignaz störte es nicht im Geringsten, er war froh, wenn man ihn in Ruhe ließ. Hier oben in den Bergen lebte er, und er hoffte, bis zum Schluss hierbleiben zu können. Damals hatten die Eltern dieses Häuslein gebaut. Ja, sie waren arm gewesen, der Vater und die Mutter. Sie hatten von früh bis spät bei den reichen Bauern arbeiten müssen, bis sie nicht mehr konnten.

Das Häuschen war nicht mehr klein und auch nicht mehr so bescheiden wie einst. Im Sommer kamen viele Ausflügler hier herauf und besahen es sich aus der Ferne. Es war ein sehr schönes Haus, obwohl es anders war, als es hier üblich war. Das Haus hatte sehr große Glasfenster und eine breite Veranda. Auch drinnen war alles anders, wertvolle Möbel standen da, und Bilder und Teppiche hingen an der Wand. An die fünf Zimmer außer dem Hauptraum hatte das Haus.

Nach seinen Plänen hatte man es bauen müssen. Damals hatte er es nur als Sommerfrische gedacht, zum Ausruhen. Als er den Auftrag zum Bau dieses Hauses gegeben hatte, hatte er noch nicht gewusst, dass er sehr bald für immer hier wohnen bleiben würde.

Ignaz war ein großer breitschultriger Mann. Er hatte etwas Schwermütiges an sich. Dass er jetzt kaum mehr mit den Dörflern Kontakt aufnahm, das hatte seinen Grund. Man hatte ihm zu viel und zu sehr weh getan, und da zog er sich denn lieber zurück. Er lebte in der Einsamkeit und versuchte aus dem Rest des Lebens noch einen Sinn zu machen, obwohl dies auch recht schwer war.

Zuerst war da mal die Vergangenheit. Die ließ einen oft nicht mehr los. Immer wenn man dachte, nun hat man es überstanden, vergessen, dann steht es wieder auf, dann ist es da und alles noch so frisch wie früher.

Damals, das hieß vor gut vierzig Jahren, hatte man es schon in der Schule bemerkt, wie wundervoll er singen konnte. Man hatte ihn gleich in den Kirchenchor geholt, und da hatte er nur die Solostimmen bekommen. Der Lehrer war hell begeistert gewesen und hatte den Eltern erzählt, dass man diese Stimme ausbilden müsse.

Sie waren dazu zu arm gewesen, aber der Lehrer war begeistert gewesen und hatte an Gott und die Welt geschrieben und nicht locker gelassen. Damals war es schon eine Sensation gewesen, der arme Häuslerbub, der Monnschein-Ignaz sollte nach Klagenfurt auf die Schule und später dann nach Salzburg oder Wien und Musik studieren. Das ganze Dörfchen hatte auf dem Kopf gestanden.

Ignaz war alles recht gewesen, als er hörte, er würde nicht Bauer werden müssen oder Knecht. Auf dem kleinen Ackergrund konnte man kein eigenes Vieh großziehen. Und damals verkaufte noch kein Bauer Land, und woher sollte er denn auch das Geld nehmen.

Er hatte von der Regierung ein Stipendium bekommen und allen seinen Gönnern auch große Ehre gemacht. Mit Bravour durchlief er alle Schulen, und sein Gesang wurde immer besser. Als er fertig war, erhielt er gleich Angebote und wurde sehr schnell berühmt.

Ja, das war was in Eichberg! Da waren sie stolz und taten alle so, als hätten sie selbst den Ignaz gemacht! Er war in der ganzen Welt herumgereist und hatte an allen großen Opernbühnen gesungen. Damals hatte man ihm gesagt: »Du wirst eines Tages der beste Sänger der Welt sein. Bald hast du dich vervollkommnet, dann reicht keiner mehr an dich heran.«

Obwohl man ihn mit vielen Ehrungen überhäufte und er auch sehr viel Geld verdiente, so war er doch immer sehr bescheiden geblieben. Er hatte nie vergessen, wie es war, wenn man so arm war, dass man mitunter hungrig zu Bett gehen musste.

Aber dann lernte er eines Tages die schöne Sonja kennen. Sie war ein zauberhaftes Geschöpf, aber mit kaltem Herzen, was er jedoch nicht wusste. Sonja tanzte im Ballett an der Wiener Staatsoper. Als Ignaz sie sah, war er ihr gleich verfallen. Oder er war einfach reif für ein Abenteuer, und zum ersten Male sollte er auch länger an einer Stelle bleiben.

Er liebte sie leidenschaftlich. Für Sonja hätte er die Sterne vom Himmel geholt. Nie war er so glücklich gewesen wie damals, als die Liebe in ihm reifte.

Sonja genoss es sehr wohl. Als sie merkte, dass Ignaz sie wirklich mochte, da hatte sie nur noch eins im Sinn, ihn für immer an sich zu binden. Sie tat es mit allen Raffinessen. Man warnte ihn, aber er hörte nicht zu. Er liebte sie so sehr, dass er sie sehr bald heiratete. Und ziemlich bald kam dann auch ihr Sohn Mathias zur Welt. Jetzt hätte eigentlich das Glück vollkommen sein müssen. Bis jetzt hatte Ignaz oft bedauert, dass er keine Familie besaß, kein Heim. Jetzt hatte er es. Aber nach dem ersten wilden Rausch, da fühlte er undeutlich, dass Sonja das Kind nicht so liebte, wie sonst eine Mutter ihr Kind hebt. Es war ihr einfach lästig. Sie hatte Ignaz ja auch nur geheiratet, weil er für sie das Tor zur ganz großen Welt war. An seiner Seite wurde sie fotografiert, an seiner Seite wurde sie überall empfangen. Und Sonja wusste sich sehr wohl zu postieren und sich ins rechte Licht zu setzen.

Mathias wurde einer Kinderfrau anvertraut. Man ging ja fast täglich auf Bälle und Empfänge, immer musste alles vom Besten und Schönsten sein. Sie war in allem maßlos und genusssüchtig. Aber er liebte sie noch immer leidenschaftlich und tat ihr jeden Gefallen.

Doch mit der Zeit hielt er es nicht mehr so gut durch. Da musste er erst über vier Stunden auf der Bühne stehen. Eine Oper war nun mal für einen Hauptsänger sehr anstrengend. Und anschließend dann die Feste. Mit der Zeit fühlte er sich müde und erschöpft. Immer wieder sagte man ihm, dass er sich schonen müsse, sonst leide die Stimme darunter.

Er sprach mit Sonja darüber, aber sie hatte kein Verständnis und drängte ihn weiter, sie zu begleiten. Bis dann der Punkt kam, wo er zusammenbrach und das so gründlich, dass er viele Wochen in ein Sanatorium musste. Und auch dann war er noch nicht ganz ausgeheilt. Niemals mehr würde er eine Oper durchsingen können. Als Kammersänger konnte er auftreten, sein Stern war aber sofort im Sinken.

Ignaz war damals schon vierzig Jahre alt gewesen, und eigentlich sehnte er sich nach Ruhe. Das Herumziehen war er leid, und er wollte jetzt sesshaft werden. Geld hatte er noch immer genug. Er konnte sich einen sorgenfreien Lebensabend gönnen und brauchte sich noch nicht mal einschränken. In dieser Zeit war es auch, als das kleine Elternhaus vollständig umgebaut worden war. Man konnte es also beziehen. Was lag da näher, es gleich zu tun.

Zu seiner Frau sagte er: »In der Bergwelt werde ich wieder zu mir zurückfinden. Die Ruhe und die gute Luft werden mir guttun.«

Sonja dachte gar nicht daran, sich aus dem Trubel herausziehen zu lassen. Aber im Augenblick sah selbst sie ein, dass er der Schonung bedurfte. Und für den Knaben sollte es jetzt auch besser werden, aber Sonja schickte ihn auf ein Internat mit den Worten: »Soll er vielleicht ein Bauernlümmel werden, Ignaz?«

Hatte er da schon begriffen, wie kalt ihr Herz war? Er hatte sie recht eigentümlich angeblickt und kurz gemeint: »Du hast wohl vergessen, dass ich auch einst ein Bauernlümmel war, und doch ist etwas Rechtes aus mir geworden.«

Da hatte sie sich hastig umgedreht.

So war man denn nach Eichberg zurückgekommen. Sonja erregte großes Aufsehen im Dorf, und für einen Augenblick genoss sie es auch. Aber als sie dann sah, wohin der Mann sie entführen wollte, da war sie doch sehr empört.

»Am Ende der Welt soll ich leben«, sagte sie böse auflachend. »Das ist doch nicht dein Ernst!«

»Ich brauche Ruhe und Erholung, und man wird den Weg festmachen, so dass ich dann auch meinen Wagen nachholen kann. Immer wenn du Lust hast, können wir nach Klagenfurt fahren, das ist nicht sehr weit, und natürlich werden wir auch nach Wien fahren.«

»Soll das vielleicht heißen, dass du jetzt hier immer wohnen willst? «

»Ja«, sagte er ruhig. »Ich bin müde und ausgelaugt, und dies ist meine Heimat. Aber wenn du nicht willst, Sonja, so kann ich dich nicht daran hindern.«

Sie hatte ihn angestarrt.

»Du willst mich fortjagen?«, keuchte sie.

Ruhig antwortete er: »Nein, aber ich will dich nicht mit Gewalt zurückhalten. Du kennst jetzt meinen Standpunkt, also überleg es dir, Sonja!« Und dabei hatte er sich das Leben so schön vorgestellt. Hatte sie damals nicht zu ihm gesagt, sie wolle überall dort sein, wo er auch sei? Er hatte das mit Liebe verwechselt und nicht geahnt, dass sie es ganz anders meinte.

Sonja hatte kurz nachgedacht. Sie war schon fünfunddreißig Jahre, und auch an ihr fing das Leben zu nagen an. Sie musste schon sehr viel Schminke auflegen, um die Falten nicht zu sehen. Die vielen Nächte, die man durchtanzt hatte, das Rauchen und Trinken, es rächte sich jetzt. Und sie überlegte weiter, ihr Beruf war damals das Tanzen gewesen, aber das konnte sie schon lange nicht mehr und war auch viel zu alt. Sie würde zwar aus Ignaz eine Unterstützung herauspressen können, aber bestimmt nicht so viel, dass sie sorgenfrei würde leben können. Das hieß dann, auf alles zu verzichten, ganz klein anfangen, sich irgendwo eine Stelle suchen.

So hatte sie denn gedacht, bleib erst mal bei ihm, du kannst das Rad noch immer drehen, und es sollte wirklich mit komischen Dingen zugehen, wenn ich es nicht schaffen würde, ihn nach Wien zurückzubringen oder Paris oder London.

Sie zogen also auf den Berg, und wenig später kam auch das prachtvolle Auto an. Ignaz lebte gleich wie ein schlichter einfacher Bauer. Er hatte sich sehr viel Land dazu gekauft, hielt sich jetzt auch Kühe und hatte sogar einen Burschen, der ihm in der Landwirtschaft half. Das war der halbtaube Sepp, der war ihm wie ein höriger Untertan, obwohl Ignaz das gar nicht wollte. Er mochte den Sepp sehr gern. Oft stiegen sie zusammen auch in die Berge und blieben einige Tage auf einer Hütte droben. Und der Ignaz konnte sich mit dem Sepp auch gut unterhalten. Er ging ganz auf ihn ein und verstand ihn auch.

Sie waren noch keine zwei Monate droben, da kamen eines Tages ein paar Herren ins Dorf und fragten nach dem berühmten Ignaz Monnschein. Als man ihnen sagte, dort droben hause er, da staunten sie nicht schlecht, und als sie oben ankamen und weder ein pompöses Wohnhaus noch eine alte Burg vorfanden, da waren sie noch umso erstaunter. Was sie denn wollten?, fragte der Sänger. Dann machte man ihm den Vorschlag, da er ja jetzt nicht mehr an den großen Bühnen der Welt singen konnte, ob er denn nicht zur leichten Muse überwechseln wolle, damit würde man auch sehr viel Geld verdienen, schon sein Name, da brauchte man kaum Werbung, seine Platten würden sich von ganz allein verkaufen.

Mit anderen Worten, er sollte Schlagersänger werden mit viel Schmalz in der Stimme. Das hatte Sonja eingefädelt, wie er später feststellte. Aber Ignaz wollte nichts davon wissen.

»Nein, ich sing nicht mehr, vielleicht im Kirchenchor von Eichberg, aber sonst nimmer, ich will endlich meine Ruhe.«

Sie konnten ihm noch so viel Geld bieten, er schlug alles ab.

»Ich hab Geld genug, ich leb ganz sorgenfrei, ich brauch nichts. Gehen Sie, ich hab jetzt keine Zeit mehr.«

Da gingen sie denn fort. Anschließend gab es eine sehr hässliche Szene mit der Frau, und sie rannte fort und wollte die Männer zurückholen. Dabei stürzte sie so unglücklich über einen großen Steinbrocken, dass Sepp sie bewusstlos fand. Ignaz fuhr sie gleich in die Stadt zum besten Professor. Aber er konnte ihm auch nur sagen, dass sie sich die Wirbelsäule verletzt habe.

»Aber jetzt wird sie wohl immer mit Krücken laufen müssen«, sagte der Mann resigniert. »Da gibt es nix zu heilen, das ist so eine Sach.«

Ignaz stöhnte vor sich hin. Das hatte er Sonja nun wirklich nicht gewünscht. Das war ja wirklich schrecklich, dann würde sie ja nie mehr tanzen können.

Als sie dann aus der Narkose erwachte, versuchte er ihr mit behutsamen Worten alles zu erklären. Oh, wie böse war sie da und haderte mit Gott und verfluchte sich und den Mann und die ganze Welt.

Als sie soweit wieder hergestellt war, dass sie die Klinik verlassen konnte, holte Ignaz sie heim. Mit den Krücken konnte sie sich im Haus fortbewegen, sie hätte auch noch so vieles machen können, aber dazu war sie viel zu fein. Es machte ihr auch nichts aus, dass Ignaz sie bedienen musste. Personal für das Haus und die Küche hatte er nicht angestellt. Erstens lag das Haus viel zu weit vom Ort entfernt, und da ging man sehr ungern hinauf, weil der Weg schon so beschwerlich war, und zum anderen wollte Ignaz es auch nicht, weil Sonja mit der Zeit immer böser und launischer wurde und bestimmt einem jungen Ding das Leben zur Hölle gemacht hätte.

Da hockte sie nun den lieben langen Tag im Hauptraum und bezankte den Mann. Nie machte er ihr was recht, immer hatte sie etwas zu nörgeln. Anfangs hatte er noch gedacht, wenn ich recht oft mit ihr ausfahre, dann wird sie sich freuen und nicht mehr so zänkisch sein. Aber sie war ja halb gelähmt, und da wollte sie sich vor den andern Leuten nicht sehen lassen.

»Nein«, sagte sie wütend. »Jetzt will ich nicht mehr.«

Dann hatte er ihr einen Rollstuhl kaufen wollen.

»Damit kannst du dich draußen bewegen und brauchst dich nicht anzustrengen«, hatte er gesagt.

»So«, hatte sie spitz geantwortet. »Du willst ja nur, dass ich dann das Übergewicht krieg und in die Schlucht stürze und mir den Hals breche, dann bist mich gut los und kannst dir eine Junge nehmen. Aber den Gefallen tu ich dir nicht, Ignaz.«

Über so viel Bosheit wurde sein eigenes Herz ganz krank und wund. Schon lange nicht mehr hatte er gelacht, still und in sich gekehrt lebte er dahin. Nur selten ließ er sich im Dorf blicken, und weil man nichts Rechtes glaubte, so machte man sich über ihn so seine Geschichten, und jeder dichtete etwas hinzu. Es dauerte nicht lange, so war der Ignaz Monnschein, der einstige große Sänger, so etwas wie ein Kinderschreck. Schon längst hatte man ihn vollkommen vergessen. Nur wer noch seine Platten besaß, ein wirklicher Kunstliebhaber, der wusste, was er war. Jetzt kamen auch schon lange keine Fremden mehr, um sich nach ihm zu erkundigen. Er war vergessen und für viele war das schlimm, aber Ignaz war froh, so hatte er seinen Frieden.

Wenn nur die Frau nicht so böse wäre, dann hätte man alles viel leichter haben können. Hier oben, weit und breit kein Haus, nur die schneebedeckten Berge, die weiten Almen und der Hochwald, alles war so schön, so wundervoll, jeder fand hier oben seinen inneren Frieden zurück, nur Sonja nicht.

Einmal hatte es auch eine Zeit gegeben, da hatte er an Scheidung gedacht. Das war vor gut fünf Jahren gewesen, aber dann hatte er es doch nicht getan, weil da ja noch der Bub war. Ihm wollte er nicht das Zuhause nehmen.

Mathias war seine letzte Hoffnung. Durch den Sohn würde er das Glück finden, so hoffte und glaubte er inständig. Und er bemühte sich um seine Liebe und Zuneigung. Er wusste ja, dass es nicht sehr einfach war, denn als er klein war, hatte er sich kaum um ihn kümmern können. Aber jetzt! Anfangs hatte es auch so ausgesehen, als würde sich Mathias ihm zuwenden, aber da schob Sonja einen Keil zwischen die beiden.

Stets waren ihre Worte spitz und vergiftet. Und sie gönnte ihm keine Freude. Sie selbst mochte den Buben nicht, er war ihr einfach lästig, und doch krallte sie sich an ihm fest, und sie schaffte es auch, in ihm all das Böse zu wecken. Bald musste er glauben, der Vater sei an allem schuld, sein eigenes Versagen, die Krankheit und der Sturz der Mutter. Damals war er noch jung gewesen und sein Herz frei, und so hatten die Worte den Boden gefunden. Weil Ignaz zu allem schwieg, weil er den Dingen seinen Lauf ließ, weil er so müde war, darum musste der Bub einfach glauben, was die Mutter ihm sagte, das stimmte schon.

So war er dann älter, und sein Hass blieb. Hinzu kam auch noch, dass Ignaz wollte, dass etwas Rechtes aus ihm wurde. Er war nur mäßig begabt. Und so sollte er ein gutes Handwerk erlernen. Durch die Schulen hatte er sich nur mit Mühe geschleppt. Aber Sonja hatte immer seinen Rücken gestärkt und ihn mit Geld versorgt. So kam es, dass der Bursche, als er heranwuchs, überhaupt keine Lust zu irgendeiner Arbeit hatte.

Ignaz wurde böse und meinte: »Glaubst du vielleicht, ich werde dich dein ganzes Leben lang unterstützen? Du wirst jetzt für dich sorgen. Du bist jetzt fünfundzwanzig Jahre und gesund und hast gerade Glieder. Jeder in deinem Alter hat sich schon etwas aufgebaut, nur du nicht. Hängst noch immer an den Rockschößen deiner Mutter.«

Mathias war böse und verbockt, und zornig gingen sie damals auseinander. Er lebte in Klagenfurt und versuchte auf alle mögliche Art und Weise, sich das Geld für den Unterhalt zu beschaffen. Hin und wieder, wenn ihm mal das Wasser bis zum Hals stand, dann hielt er sich ein paar Tage daheim auf, und dann verschwand er wieder.

Ignaz war jetzt fünfzig Jahre alt, konnte also noch viel leisten. Er stand sozusagen im besten Mannesalter. Sepp wusste, dass er längst ausgeheilt war, und oft auf seiner Wanderung in der Bergwelt sang er dann auch. Die Senner, die es hörten, denn das Echo trug die Stimme weit weg, verharrten dann still und lauschten.

Aber Ignaz war nicht mehr in der Lage, aus eigener Kraft sein Leben zu ändern.


Liebeswirren auf der Bergalm: Roman Paket 9 Heimatromane

Подняться наверх