Читать книгу Liebeswirren auf der Bergalm: Roman Paket 9 Heimatromane - A. F. Morland - Страница 13

Оглавление

3



Es war Winter. Wie an jedem Abend so füllte er auch jetzt den Kamin mit dem Holz, das er im Sommer geschlagen und zerkleinert hatte. Er trug einfache Kleidung. Obwohl er sehr viel tat, so waren seine Hände noch immer schmal und edel. Aus dem ganzen Mann sprach eben etwas Besonders, und auch jetzt noch war er ein schöner Mann.

Er hatte gerade ein besonders großes Stück in den Kamin geworfen, als er den seltsamen Schrei vernahm. Seine Frau saß etwas abseits vom Kamin und starrte ihn wie üblich mit ihren dunklen Augen an.

»War da nicht etwas?«, fragte er.

»Quatsch«, sagte sie, »hast du je erlebt, dass uns hier oben einer besucht? Die im Dorf fürchten dich wie den Satan höchstpersönlich. Bild dir also nicht ein, dass da jemand wär.«

Dann vernahm er einen dumpfen Laut. Nun wurde er aber doch unruhig.

»Ich werde nachschauen«, sagte er und erhob sich. Er klopfte sich die Hosenbeine ab und ging zur Haustür hinüber. Als er sie öffnete, schlug ihm gleich die Kälte ins Gesicht und zerriss die Haut.

Als er niemanden gewahrte, blickte er zum Himmel. Es wird bald Sturm geben, dachte er bei sich. Hoffentlich haben sie die Lawinenbretter richtig stehen, sonst wird es wieder so ein Unglück wie im letzten Jahr geben.

Der Vorwind wird etwas an die Tür geschleudert haben, dachte er weiter und blickte unwillkürlich zu Boden, und dort entdeckte er zu seinem Erstaunen ein recht großes Bündel. Zuerst hielt er es für Tannenzweige oder ähnliches aus dem Wald. Aber dann, als sich sein Auge an die Dunkelheit gewöhnt hatte, da sah er zu seinem Entsetzen eine Hand!

»Jesus Maria«, stammelte er und bückte sich hastig.

Er sah ein Frauengesicht vor sich. Dieses hielt die Augen geschlossen, und der Atem war kaum wahrnehmbar.

»Was ist? So schließ endlich die Tür, es wird kalt«, herrschte ihn seine Frau an.

»Da liegt jemand auf der Schwelle«, sagte er und bückte sich danach.

»Quatsch!«

Ignaz schob seine Arme unter die Gestalt und hob sie dann hoch. Sie war für seine Bärenkräfte ziemlich leicht. So trug er sie in den Hauptraum.

»Es ist eine Frau!«

Mit dem Fuß schlug er die Tür hinter sich zu.

Sonja starrte auf das seltsame Bündel auf den Armen ihres Mannes.

»Was hat das zu bedeuten?«

»Das weiß ich nicht«, gab er zurück.

»Wir sind keine Herberge und kein Hotel!«

»Willst du damit sagen, ich soll sie draußen liegen lassen?«

»Sie wird uns nur Ärger machen. Schick sie ins Dorf, zeig ihr den Weg.«

»Sie ist ohnmächtig, und außerdem kommt gleich ein Sturm auf. Ich bring sie in die blaue Kammer.«

Ohne auf eine Antwort noch zu warten, trug er sie durch den langen Gang, öffnete dann eine Tür und legte sie vorsichtig auf das Bett. Seinerzeit hatte er so viele Kammern errichten lassen, weil er sich Besuch kommen lassen wollte und dann hatte er auch noch gedacht, Sonja würde noch Kinder bekommen. Aber es war ja alles anders gekommen, und nun standen die Kammern leer, das ganze Jahr über.

Lilly Eibensteiner spürte gar nicht, wie sie in eine warme Stube getragen wurde. Und sie merkte auch nicht, wie der Mann ihr behutsam die Schuhe und den Mantel auszog. Er hörte, wie die Frau auf den Krücken näher kam. Als sie dann neben der Fremden stand und in das blasse Gesicht sah und bemerkte, wie jung diese noch war, kniff sie ihre Lippen zu zwei Strichen zusammen.

»Was will sie?«

»Das weiß ich nicht. Sie scheint sich verlaufen zu haben.«

»So, mitten im Winter, dass ich nicht lache. Vielleicht hat sie dich gesucht?« Es klang höhnisch und es sollte ihm weh tun. Aber das tat es schon lange nicht mehr. Ruhig machte er weiter.

»Ich werde das Bett beziehen und ihr dann einen Glühwein geben. Bestimmt wird sie gleich wieder zu sich kommen.«

»Der barmherzige Samariter«, höhnte sie weiter.

Ignaz ging und holte die Bettlaken. Es war gar nicht so einfach, sie zu beziehen, während das Mädchen noch dort lag. Immer wieder blickte er in das stille Gesicht, und er sah im Schein der Lampe den wehen Zug um ihre Lippen. Da ahnte er, dass es sich nicht um eine verirrte Urlauberin handelte. Dazu war auch gar nicht die rechte Zeit. Erst einen Monat später würden die Abhänge wieder von Menschen wimmeln. Dann musste er sich noch mehr zurückziehen, weil er doch so menschenscheu geworden war.

Ob sie wohl den Tod gesucht hat?, grübelte er weiter. Aber sie ist doch noch so jung! Für mich hat es oft auch Zeiten gegeben, wo ich gedacht habe, mach mit allem Schluss. Das Leben ist für dich nur noch eine Qual. Dann hast du endlich Ruhe und Frieden. Doch dann blieb er, weil er es für feige hielt, wenn er sich heimlich davonstahl. Ja, und dann hatte er doch jetzt auch die Verantwortung für den Sepp übernommen. Der hatte keine Angehörigen mehr. Im Dorf würde er bestimmt keine Arbeit finden. Damals hatte er ihn doch aus dem Elend geholt und zu sich. Hinten am Stall hatte er ihm eine kleine Wohnung gebaut. Recht hübsch für einen Knecht war sie. Mit einer Wohnstube, einer kleinen Küche, und sogar ein Bad besaß er zu seinem großen Entzücken. Sepp war ihm ja so dankbar für alles.

Ignaz wusste sehr wohl, wenn er nicht mehr war, dann würde die Frau sofort alles verkaufen und den Sepp zum Teufel jagen und in die Stadt ziehen.

Da saß sie nun draußen am Feuer und schimpfte vor sich hin und zeigte kein Erbarmen. Müde erhob er sich und holte noch eine Decke. Er machte sich langsam Sorgen um die lange Ohnmacht! Was sollte er nur tun? Zwar kannte er eine Menge Hausmittel von damals, als er noch bei den Eltern lebte, da war man nicht immer gleich zum Doktor gerannt. Dazu reichte auch das Geld nicht, und obwohl man wusste, er würde auch ohne Geld seine Patienten behandeln, so hatte man doch seinen Stolz. Aber wie sollte er jetzt ins Dorf kommen? Die Wege waren seit Tagen dick zugeschneit. Mit dem Auto war da kein Durchkommen. Und der Schneepflug war noch immer nicht eingetroffen. Es gab auch mal Zeiten, da waren sie über eine Woche von der Außenwelt abgeschlossen. Aber das kannte man, da richtete man sich drauf ein.

Er war bis an die Tür gekommen, da hörte er die Fremde aufstöhnen.


Liebeswirren auf der Bergalm: Roman Paket 9 Heimatromane

Подняться наверх