Читать книгу Küsse im Paradies mit dir: Liebe und Schicksal Großband 3 Romane 10/2021 - A. F. Morland - Страница 23

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Solveig Abel und Sven Kayser lernten in den nächsten Tagen die Schönheiten ihrer Insel kennen. Sie unternahmen auf eigene Faust eine abenteuerliche Jeep Expedition zu einem der größten Vulkankrater von Rarotonga, wanderten über erstarrte Lavazungen und steile Aschenhänge, sprangen über aufgebrochene. Gesteinsformationen und zwängten sich durch enge Felsspalten.

„Hier oben sieht es aus wie auf dem Mond“, sagte Solveig.

Dr. Kayser schmunzelte. „Warst du da schon mal?“

Solveig bohrte dem Arzt ihren Finger in die Seite. „Ich habe Fotos gesehen.“

Übelriechende Schwefelablagerungen bedeckten blassgelb die Halde, die sie überquerten.

„Hast du nicht auch das Gefühl, nicht mehr auf unserer guten Mutter Erde zu wandeln?“, fragte Solveig. Sie trug, wie Sven, Jeans und festes Schuhwerk.

„Doch“, gab Sven Kayser zu. „Irgendwie schon.“ Er warf einen Blick über seine Schulter. Der Passatwind trug schwere schwarze Wolken heran.

„Mir gefällt nicht, was sich da hinter uns auftürmt“, sagte er.

„Sieht nach Regen aus“, bemerkte Solveig.

„Ja. Wir sollten umkehren.“

„Meinst du, die Wolken kommen auf uns zu?“

„Siehst du das nicht?“

„Vielleicht ziehen sie an Rarotonga vorbei.“

Sven Kayser schüttelte den Kopf. „Nicht diese breite Front. Komm, Schatz, bringen wir uns in Sicherheit, bevor der nasse Zauber losgeht.“

Sie kehrten um. Der Wind frischte auf, legte sich kühl und feucht auf ihre Gesichter. Über dem Aschenhang drehte sich eine staubige Windhose.

Die dunklen Wolken schienen von Minute zu Minute schneller zu werden. Wer würde diesen Wettlauf gewinnen? Solveig und Sven oder der Regen?

Allem Anschein nach der Regen. Der Passatwind wurde stärker. Er stemmte sich gegen Solveig Abel und Sven Kayser, als wollte er verhindern, dass sie ihr Fahrzeug trocken erreichten. Sie mussten sich jeden Meter erkämpfen. Sven half Solveig beim Überspringen einer breiten Lavaspalte, die zu umgehen zu viel Zeit gekostet hätte.

Zeit, die sie nicht hatten, denn es fielen bereits die ersten Regentropfen. Groß und schwer schlugen die nassen Geschosse ringsherum ein. Einige von ihnen trafen auch entweder Solveig oder Sven. Geduckt eilten sie an scharfkantigen Vulkanauswürfen vorbei.

„Ich sehe unseren Wagen“, stieß Sven schließlich hervor.

„Wo?“

„Links von diesem windgeschliffenen Felsenfinger.“

„Das sind noch mindestens zweihundert Meter“, ächzte Solveig Abel. „Ungefähr.“

„Wir werden bis auf die Haut nass sein, bis wir den Jeep erreicht haben.“

„Halb so schlimm“, tröstete Sven Kayser seine Lebensgefährtin. „Wir sind nicht aus Zucker.“

„Wenn du die Wolken doch nur ein paar Minuten früher entdeckt hättest.“

„Dir sind sie überhaupt nicht aufgefallen.“ Sven grinste. „Wer hat gemeint, sie würden an Rarotonga vorbeiziehen?“

„Ich hab’ das nur angenommen“, gab Solveig Abel zurück. „Es war bloß eine Vermutung.“

Der Regen wurde heftiger. Die Tropfen fielen dichter und in rascherer Aufeinanderfolge. Sie hieben wie winzige Fäuste auf Solveig und Sven ein, zerplatzten und wurden von ihren Poloshirts aufgesogen.

Obwohl Solveigs Schuhe griffige Sohlen hatten, rutschte sie aus und stürzte. Sven wollte es verhindern. Er griff blitzschnell zu, doch bevor er Solveig stützen und festhalten konnte, lag sie schon auf dem Boden.

„Hast du dir weh getan?“, rief Sven besorgt in den Wind.

„Mein Knöchel“, stöhnte Solveig. „Ich glaube, ich habe mir den Knöchel verstaucht.“

„Du hättest deine Schuhe etwas fester schnüren sollen.“

Jetzt prasselte der Regen mit sintflutartiger Gewalt auf sie nieder. Sven Kayser half Solveig, aufzustehen. Sie machte einen Schritt und sackte mit einem Schmerzlaut gegen ihn.

„Ich werde dich tragen.“

„Du wirst mit mir stürzen“, wandte sie ein.

„Ich trage dich.“ Sven hob sie hoch und stolperte mit ihr durch den rauschenden Regen.

Sie hatten keinen trockenen Faden mehr am Leib, als sie den Jeep erreichten. Sven setzte Solveig in den Jeep und stieg dann selbst ein. Der Regen trommelte auf das Stoffdach.

„Wie das schüttet“, keuchte Solveig. Ihr Haar klebte klatschnass an ihrem Kopf. Das Wasser rann ihr in Bächen übers Gesicht. „Als würde die Welt untergehen.“

Die Straße, die sie hochgefahren waren, verwandelte sich in ein Flussbett. Gurgelnd und schäumend stürzten die erdbraunen Wassermassen zu Tal.

Sven Kayser hatte Mühe, den Jeep auf Kurs zu halten. Manchmal drohte das allradgetriebene Gefährt umzukippen. Solveig hielt sich fest, so gut sie konnte, während der Geländewagen über Lavafelsen und Geröll hüpfte.

Allmählich wurde das Gefälle flacher. Der Jeep ließ sich besser lenken. Sie wechselten auf eine breitere Straße, die zwar schlammig, aber kein Fluss mehr war.

„Das Paradies zeigt seine Krallen“, sagte Sven. Der Wagen fuhr durch große Pfützen. Wasserfontänen schossen hoch. Dreck klatschte auf die Frontscheibe, wurde jedoch von den Scheibenwischern sofort wieder weggefegt.

Sie erreichten ihr Hotel. Als Sven Solveig wieder auf seine Arme nehmen wollte, sagte sie: „Du willst mich doch nicht etwa ins Hotel tragen.“

„Warum nicht?“

„Alle würden uns angaffen.“

„Stört dich das?“

„Ein bisschen schon.“

„Du bist verletzt.“

„Es reicht, wenn du mich stützt.“

„Okay. Aber sie werden trotzdem gaffen. Weil nämlich keiner von ihnen so schön nass ist wie wir.“ Sven Kayser legte sich Solveig Abels Arm um die Schultern und brachte sie ins Hotel.

„Ist die Dame verletzt?“, fragte der Empfangschef anteilnehmend.

„Ja“, keuchte Sven. „Sie hat sich den Knöchel verstaucht.“

Die Gäste, die sich rechtzeitig vor dem heftigen Regen in Sicherheit gebracht und sich wie eine Hammelherde in der Lobby zusammengeschart hatten, beobachteten Sven und Solveig neugierig. Die beiden triefnassen Gestalten waren im Augenblick das einzig Interessante.

Der Empfangschef fragte: „Benötigen Sie einen Arzt?“

„Nein“, gab Sven zur Antwort. „Ich bin selbst Arzt. Geben Sie mir unseren Zimmerschlüssel, bitte.“

Sie fuhren mit dem Lift hoch. Um ihre Füße herum bildeten sich Wasserpfützen. Sobald sie in ihrem Zimmer waren, entledigten sie sich ihrer nassen Sachen und zogen trockene an.

Dann untersuchte Dr. Kayser den leicht angeschwollenen Knöchel seiner Liebsten. Er bewegte Solveigs Fuß vorsichtig. „Tut das weh?“

„Ein bisschen.“

„Und das?“

„Etwas mehr“, stöhnte Solveig. „Und das?“

„Das nicht“, antwortete Solveig. „Ist zum Glück nur eine leichte Verstauchung“, diagnostizierte Dr. Kayser. „Du wirst ein paar Tage mit einer elastischen Bandage herumhumpeln müssen.“

„Das ist nicht so schlimm.“

Der Regen ließ nach und hörte so rasch auf, wie er begonnen hatte, und kurz darauf schien wieder die Sonne.

„Was sagt man dazu?“, sagte Solveig Abel kopfschüttelnd.

Sven grinste. „Wer noch nie eine so heftige Tropendusche genossen hat, hat umsonst gelebt.“

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