Читать книгу Küsse im Paradies mit dir: Liebe und Schicksal Großband 3 Romane 10/2021 - A. F. Morland - Страница 27
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„Wie heißt du?“, fragte das Mädchen. Der Wind spielte mit seinem langen, blonden Haar.
Carl Klausnitz legte die Hand auf seine Brust. „Ich?“
„Ja, du. Stört es dich, wenn ich dich duze?“
„Nein, überhaupt nicht.“
„Fast alle Menschen auf den Cook Islands duzen sich“, erklärte das Mädchen. „Würde der Premierminister hier vorbeikommen, würde man nicht sagen: ‘Guten Tag, Sir Davis.’ Man würde sagen: ‘Hallo, Tom, wie geht’s dir?’ Und es würde ihn nicht stören.“
„Das habe ich nicht gewusst.“
„Bist noch nicht lange hier, wie?“
„Ein paar Tage.“
„Und wie lange bleibst du?“
„Insgesamt drei Wochen.“
„Viel zu kurz.“
„Wie lange bist du schon hier?“, erkundigte sich Klausnitz.
„Ein Jahr.“
„Und wie lange gedenkst du zu bleiben?“
Das Mädchen zuckte die Schultern. „Vielleicht noch ein Jahr. Vielleicht auch noch zwei Jahre. Mal sehen.“
„Du bist Deutsche.“
„Ja.“
„Aus welcher Gegend?“
„Frankfurt.“
„Direkt aus Frankfurt?“, fragte Carl Klausnitz. Er trank, und der Rum stieg ihm mehr und mehr zu Kopf. Bea fiel ihm ein. Es hätte ihr nicht gefallen, wenn sie ihn mit diesem jungen Ding zusammen gesehen hätte. Aber Bea war im Hotel. Und er hatte mit dem hübschen Mädchen ja nichts im Sinn, wollte nur ein wenig mit ihr plaudern. Das musste doch erlaubt sein.
„Kennst du Eschborn?“, fragte das Mädchen.
Carl Klausnitz schüttelte den Kopf. „Nein.“
„Macht nichts. Kennt keiner. Außer denen, die da leben.“
„Aus Eschborn kommst du also. Wie verschlägt es ein Mädchen aus diesem Nest auf die Cook Inseln?“
„Ich hatte Zoff mit meinen Eltern“, gab das Mädchen zur Antwort. „Weswegen?“
„Ich sollte einen Typ heiraten, den ich absolut nicht mochte. Da hab’ ich meine Siebensachen gepackt und bin abgehauen.“
„Wissen deine Eltern, wo du bist?“
„Nein.“
„Hast du ihnen nicht mal geschrieben?“, fragte Carl Klausnitz.
„Nein.“
„Oder ihnen eine Karte geschickt?“
„Es geht sie nichts an, wo ich bin“, erklärte das Mädchen mit verkniffenem Mund.
„Sie machen sich sicher Sorgen.“
„Die nicht“, entgegnete das Mädchen bitter. „Denen ist es ziemlich egal, wo ich mich herumtreibe.“
„Wovon lebst du?“
„Von meinen Ersparnissen. Und von diesen Zeichnungen.“
„Wer kauft sie dir ab?“
„Touristen.“
Carl Klausnitz betrachtete das Bild. Es war fast fertig. „Du zeichnest sehr schön.“
„Freut mich, dass es dir gefällt.“
„Du bist eine Künstlerin, hast ein gutes Auge für Details und Proportionen.“
Das Mädchen musterte ihn neugierig. „Verstehst du was davon? Zeichnest oder malst du etwa auch?“
„Nein. Ich bin Geschäftsmann. Ich produziere Filme.“
„Du nimmst mich auf den Arm.“
„Warum sollte ich?“
„Du bist Filmproduzent?“
Er zählte seine Erfolge auf. Einige kannte sie.
Sie schnippte mit den Fingern. „Warte mal. Ich weiß, wie du heißt. Dein Name ist... Ich hab’s gleich. Es fällt mir gleich ein. Klausnitz. Ja. Klausnitz. Du bist Carl Klausnitz aus München.“
„Richtig. Und wer bist du?“ Er füllte sein Glas bereits zum dritten Mal. Er hätte nichts mehr trinken sollen, aber er war zu schwach, um der Versuchung zu widerstehen.
„Pisa“, sagte das schöne blonde Mädchen. „Martina.“
„Hör zu, Pisa Martina, ich möchte dir dieses Bild abkaufen.“
„Es ist noch nicht fertig.“
„Dann mach es fertig. Ich warte solange.“
Sie zeichnete weiter. Er trank weiter.
Als sie fertig war, fragte er: „Wie viel?“
Sie antwortete nicht.
„Hundert Dollar?“, fragte Carl Klausnitz.
Sie betrachtete ihre Zeichnung schweigend.
„Zweihundert Dollar?“, erhöhte er sein Angebot. Und seinen ohnedies schon hohen Alkoholspiegel erhöhte er mit einem weiteren Glas Rum.
„Ich verkaufe dir das Bild nicht“, sagte Martina.
„Warum nicht?“, fragte er erstaunt und enttäuscht.
Sie sah ihn mit ihren wunderschönen großen blauen Augen an. „Weil ich es dir schenken möchte.“
„Warum willst du es mir schenken?“, fragte er verständnislos.
Martina Pisa lächelte. „Einfach so. Weil ich dich nett finde.“
„Du lebst vom Verkauf deiner Zeichnungen.“
„Manchmal verschenke ich sie eben.“
Carl Klausnitz lächelte. „Und was sagt dein Magen dazu?“
„Ich bin genügsam. Ich brauche nicht viel zum Leben.“
„Wo wohnst du?“
„Bei Freunden.“
„Insulanern?“
Martina nickte. „Ja.“
Er füllte ihr Glas zum zweiten Mal und seines zum xten Mal.
„Du solltest nicht so viel trinken“, mahnte Martina.
„Der Rum schmeckt verteufelt gut. Wenn man damit anfängt, kann man nicht mehr aufhören. Mir geht es zumindest so.“ Er sah das Mädchen mit glasigen Augen an. „Mach mir die Freude, lass mich das Bild bezahlen, Martina.“
„Du nimmst es entweder als Geschenk an, oder jemand anderer bekommt es.“
„Ich würde dich gern finanziell unterstützen.“
Martina Pisa schüttelte den Kopf. „Das brauchst du nicht. Ich komm’ schon klar.“
„Mich machen zweihundert Dollar nicht arm, und dir ist damit geholfen.“ Martina sah ihn streng an. „Zum letzten Mal, nein.“
„ Okay, dann bedanke ich mich ganz herzlich für das schöne Geschenk. Es bekommt bei mir zu Hause einen Ehrenplatz.“
Sie rollte das Zeichenblatt zusammen und streifte einen Gummiring darüber. Er stand auf, und die Wirkung des übermäßig genossenen Rums machte sich sofort bemerkbar.
Er plumpste in den geflochtenen Sessel zurück. „Hoppla.“
Sie lachte. „Tja, das war vorherzusehen!“