Читать книгу Küsse im Paradies mit dir: Liebe und Schicksal Großband 3 Romane 10/2021 - A. F. Morland - Страница 37
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Als Bea Klausnitz das Zimmer betrat, lag ihr Mann noch genauso da, wie sie ihn verlassen hatte. Er schlief. Schnarchte mit offenem Mund.
Neben dem Bett lag das zusammengerollte Zeichenblatt, das Carl in der Hand gehalten hatte, solange er wach gewesen war. Bea hob es auf, rollte den Gummiring ab und sah sich die Kohlezeichnung an, die mit Martina Pisa signiert war. Widerstrebend gestand Bea sich ein, dass ihr die Zeichnung gefiel. Das junge blonde Mädchen war sehr talentiert. Und was kann sie sonst noch alles?, fragte Bea sich bitter. Sie rollte die Zeichnung wieder zusammen, streifte den Gummiring darüber und warf die Rolle auf Carls Nachttisch.
Da stand sie nun, vor den Scherben ihrer Ehe, und wusste nicht, wohin.
Sie spielte mit dem Gedanken, abzureisen. Sie dachte auch daran, Dr. Kayser anzurufen, doch dann sagte sie sich, es wäre nicht richtig, sich bei ihm auszuweinen und ihm womöglich seinen Urlaub auch noch zu verderben.
Bleiben? Durchhalten? Gute Miene zum bösen Spiel machen? Verbittert auf das Ende des Urlaubs warten? All das gefiel ihr nicht, aber so sah die nahe Zukunft aus.
Bea hatte sich so sehr auf diesen Südseeurlaub gefreut. Nun sehnte sie den Heimflug herbei, damit sie sich von Carl scheiden lassen konnte.
Carl schnarchte so laut, dass man es bestimmt bis auf den Flur hinaus hörte. Er stank nach Rum.
Bea betrachtete ihn eine Weile. Dann dachte sie: Wenn ich ihm jetzt ein Kissen aufs Gesicht legen würde... Sie erschrak. Mein Gott, wie konnte ihr nur so etwas Entsetzliches in den Sinn kommen?
Sie wollte ihn zwar loswerden, wollte sich von ihm trennen, aber nicht so. Was für schreckliche Gedanken einem doch kommen konnten, wenn man enttäuscht, unglücklich und verzweifelt war. Beas Augen schwammen plötzlich wieder in Tränen.
Es gab Menschen, die hatten in ihrem Leben immer nur Glück. Und um andere machte das Glück stets einen großen Bogen. Warum musste das so sein?
Warum konnte das Schicksal das Glück nicht gerechter verteilen, damit alle etwas davon abbekamen? Wieso kamen immer nur ein paar Auserwählte in den Genuss, und der Rest, zu dem sich Bea zählte, ging leer aus?
Die schöne Frau war ratlos. Was tun? Was sollte sie jetzt tun? Es trieb sie aus dem Zimmer. Sie schaffte es nicht mehr, mit ihrem Noch-Ehemann im selben Raum zu sein.
Harry Dengler hätte sie niemals so sehr enttäuscht. Wieso, um alles in der Welt, hatte sie sich nicht für ihn entschieden? Was hatte sie an Carl Klausnitz so sehr fasziniert? Man hatte ihm schon immer nachgesagt, dass er großen Erfolg bei Frauen hatte. Hatte ihr das unbewusst imponiert? Hätte ihr das nicht eher zu denken geben müssen?
Ein Frauenheld bleibt ein Frauenheld. Daran vermag eine Heirat nichts zu ändern. Das wusste Bea heute. Der Abend ist ja immer klüger als der Morgen. Sie verließ das Zimmer, bemühte sich nicht, die Tür leise zu schließen. Es war vorbei mit jeglicher Rücksichtnahme. Hatte sich Carl in den vergangenen drei Jahren jemals um sie geschert?
Nein. Er hatte immer nur das getan, was er wollte. Egoismus, Rücksichtslosigkeit und Untreue hatten die Ehejahre geprägt. Bea hatte dieses Joch bis hierher getragen, doch nun wollte sie es abwerfen, sich davon, und von ihrem Mann, ein für allemal befreien.
Sie hatte lange genug gelitten. Sogar Herzschmerzen hatte sie davon bekommen. Schmerzen, die sie so sehr beunruhigt hatten, dass sie zu Dr. Kayser gegangen war, um sich von ihm untersuchen zu lassen.
Das ging alles auf Carls Konto. Er hatte es weit überzogen. Es musste endlich ausgeglichen werden. Und dann wollte Bea ein neues Leben beginnen.
An der Seite eines anderen Mannes. An Harrys Seite vielleicht. Sie verließ zum zweiten Mal geistesabwesend das Hotel und irrte orientierungslos auf der Insel umher.
Als die Schatten länger wurden und die Sonne sich anschickte, im Meer zu versinken, kehrte Bea ins Hotel zurück. Gespannt betrat sie das Zimmer, und sah, dass Carls Bett leer war.