Читать книгу Roman Koffer 10 Arztromane zum Jahresende 2021 - A. F. Morland - Страница 69
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Оглавление„Das ist eine sehr traurige Geschichte“, sagte Schwester Melanie mit Tränen in den Augen.
„Sie ist noch nicht zu Ende“, gab der Patient mit düsterer Miene zurück. „Ich bekam meine Frau wieder - in einem Rollstuhl. Etwas in ihr schien zerbrochen zu sein. Sie konnte nicht mehr lachen. Ich habe sie betreut, war immer für sie da. Wie Sie für Ihren Bruder. Elvira war in psychotherapeutischer Behandlung, die lange Zeit nicht griff. Es fiel meiner Frau unsagbar schwer, sich an das Leben im Rollstuhl zu gewöhnen. ‘Lass dich von mir scheiden, Klaus’, riet sie mir sogar. ‘Ich bin doch nur noch eine Belastung für dich. Mein Unterleib ist tot. Ich bin keine richtige Frau mehr.’ Sie sagte, sie könne mich nicht mehr glücklich machen und mir keine Kinder schenken, wie wir es vorgehabt hatten. Doch für mich kam eine Scheidung nicht in Frage. Liebe - wahre Liebe ist nicht nur eine körperliche Sache. Sie spielt sich auch im Kopf und im Herzen ab, deshalb wäre ich nie bereit und fähig gewesen, mich von Elvira zu trennen. Ich wollte unter gar keinen Umständen von ihr lassen, egal, wie schwer die Last war, die mir ihr Leiden aufbürden würde. Außerdem spukte in meinem Hinterkopf die hartnäckige Hoffnung auf eine Heilung herum. Wir besuchten eine Bäuerin im Harz, die angeblich über heilende Hände verfügte. Sie konnte Elvira nicht helfen. Ich las alles, was mir über Querschnittlähmungen in die Hände fiel. Und ich hoffte die ganze Zeit auf das große Wunder, das sich jedoch nicht einstellte. Elvira begann sich allmählich mit ihrem Schicksal abzufinden ...“
„Hoffte auch sie auf ein Wunder?“, fragte Schwester Melanie.
„Nein, sie sah die Dinge realistischer und bremste mich immer, wenn ich eine neue Idee hatte, die sie - vielleicht - vom Rollstuhl befreien konnte. Aber ich gab die Hoffnung nicht auf. Ich bildete mir ganz fest ein, dass es irgendwo auf der Welt einen Menschen gab, der in der Lage war, meiner Frau zu helfen. Ich musste ihn nur finden.“
„Sie haben sich etwas vorgemacht“, sagte die schöne Nachtschwester.
„Ich brauchte diese Hoffnung. Sie gab mir die Kraft durchzuhalten.“ Klaus lehnte sich zurück und bedeckte mit der Hand seine Augen. „Eines Tages las ich von einem Schweizer Chirurgen, der mit einer neuen Operationstechnik zwei querschnittgelähmten Patienten helfen konnte. Ich versuchte meine Frau zu überreden, sich von ihm untersuchen zu lassen ...“