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5. Wissen 4

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Das fünfte Hauptcharakteristikum wahrer Natur ist neben Bewußtheit, Einheit, Dynamismus, Offenheit auch Wissen (knowingness). Dies ähnelt der buddhistischen Vorstellung von der „Weisheit der Unterscheidung“ oder der unterscheidenden Bewußtheit (discriminating awareness) Buddhas. Es ist der essentiellen Präsenz eigen, daß sie nicht nur Bewußtsein von Präsenz, sondern gleichzeitig die Unterscheidung (discrimination) der jeweiligen Qualität von Präsenz ist, wie zum Beispiel von Mitgefühl oder Frieden. Dieses Wissen (knowingness) ist Präsenz, der Bewußtheit von Präsenz eigen. Es ist nicht so, als tauchte Präsenz auf und eine davon getrennte Bewußtheit würde diese dann als Mitgefühl kennen oder erkennen. Vielmehr taucht manchmal eine Qualität auf, mit der man nicht vertraut ist, aber die Präsenz selbst sagt einem, was sie ist. Viele Menschen wissen zum Beispiel nicht, daß es so etwas wie die Präsenz von Wert gibt. Aber wenn sie darauf achten, wenn diese Qualität auftaucht, dann erkennen sie: „Genau, das fühlt sich wie Wert an. Ich fühle mich wertvoll. Ich habe Wert.“ Präsenz hat also in sich – intrinsisch – Wissen.

Zu Beginn der inneren Reise erleben wir Essenz gewöhnlich auf eine von drei Weisen: als eine Präsenz, die in uns aufsteigt, oder als eine Präsenz, die außerhalb von uns erscheint, oder als eine, die von außen in uns hineinkommt. Diese Formen der Erfahrung, obwohl real, liegen an den Einschränkungen unserer Wahrnehmung und können zu Schleiern werden, wenn man sie für endgültig hält. Diese Erfahrungen kann man als ein Zwischenstadium zwischen normaler Erfahrung und der objektiven Erfahrung von Realität ansehen. Wenn wir die wahre Natur objektiv, das heißt ohne Schleier, erleben, dann erkennen wir, daß sie weder innen noch außen ist. Sie ist überall – außen, innen und dazwischen. Das Feld von Bewußtheit hat keine Grenzen. Diese Präsenz ist ein unendliches Feld von Bewußtheit, und das bedeutet, daß wahre Natur nicht nur die wahre Natur der menschlichen Seele, sondern die wahre Natur von allem ist. Wahre Natur ist nichts als Präsenz, die zugleich Bewußtheit, Einssein und Wissen (knowingness) ist.

In dem Moment, in dem man erkennt, daß wahre Natur nicht durch die eigene Haut begrenzt ist, daß sie nicht nur im Körper, sondern überhaupt in allem anderen auch durchgehend da ist, erkennt man, daß intrinsisches Wissen (knowingness) nicht die Erfahrung eines Teiles der Realität ist, der einen anderen Teil erkennt. Das intrinsische Wissen ist die Tatsache, daß die inhärente, einem Spiegel gleiche Bewußtheit, die überall und alles ist, eine unterscheidende Qualität besitzt. Sie kann die Variationen unterscheiden, die in ihr selbst existieren.

Objektive Realität ist wie ein Energiefeld mit Mustern und Farben und Formen, und dieses Feld hat seine eigene ihm eigene Fähigkeit zu wissen, was diese Elemente sind. Es kann das Rot vom Blau, das Blau vom Grün, das Rauhe vom Weichen, das Weiche vom Harten unterscheiden. Es kann das Flüssige vom Festen unterscheiden und das Feste vom Gasförmigen. Diese Fähigkeit ist das, was wir unterscheidende Bewußtheit nennen.

Unterscheidung bedeutet nicht nur die Differenzierung von Mustern und Formen, sondern auch das inhärente Wissen (knowingness) davon, was diese Formen sind. Aus dieser Perspektive betrachtet, ist das ganze Universum nichts anderes als die Unterscheidungsfähigkeit, die wahrer Natur eigen ist.

Die Fähigkeit, zu unterscheiden, ist unserem Bewußtsein eigen. Das ist der Grund, weshalb man den Druck im Knie von der Spannung im Rücken unterscheiden kann. Darum kann man die Wärme im Herzen von der Hitze im Becken oder die Leere im Bauch von den Gedanken im Kopf unterscheiden. Man kann auch die Töne, die man selbst macht, von denen unterscheiden, die man hört. Aber was sind das alles für Dinge? Sie sind Wissen im Sinne von knowledge und knowingness. Die Gedanken, die man hat, sind nichts anderes als das Wissen (knowingness) der Gedanken. Der Druck, den man in seinem Knie spürt, ist ein Erkennen dessen, was diese Bewußtheit ist. Es ist ein Bewußtsein von einem Eindruck und die Erkenntnis, daß er eine Spannung oder ein Druck ist. Das ist Wissen (knowledge), und das ist grundlegendes Wissen (basic knowingness).

Man kann sagen: „Aber es gibt wirklich ein Knie mit Druck darin.“ Ist das nicht nur eine Geschichte, die man gelernt hat? Wenn man sein ganzes Wissen über menschliche Physiologie aus der Vergangenheit, das man in der Vergangenheit angesammelt hat, vergißt und seine Aufmerksamkeit nur auf diese Region richtet, ist das, was man findet, ein Wissen (knowingness). Dieses Wissen, das wir Grundwissen (basic knowledge) nennen, ist immer da und existiert vor jedem Kommentar. Man kann sagen: „Gut, da bin ich, und ich empfinde diese Wärme in meinem Herzen.“ Aber wenn man es so ausdrückt: „Da bin ich, der die Wärme in meinem Herzen kennt und weiß“, ist das eigentlich nichts anderes als das Wissen (knowingness), daß da etwas ist, das sich der Wärme bewußt ist, und daß da etwas ist, das wir das Herz nennen. Selbst der Kommentar ist Teil des Wissens; seine Existenz ist das Wissen des Kommentars.

Das ganze Feld der Erfahrung ist also von Wissen durchdrungen, aus Wissen gebildet. Wenn man einen Berg anschaut, sagt man: „Ich sehe den Berg.“ Sieht man den Berg oder ist da ein Bewußtsein von einem Wissen davon, daß man den Berg sieht? Alles, dessen man sich bewußt sein kann, ist das eigene Wissen, daß da ein Berg ist. Das Wissen ist das Objekt und das Subjekt von Bewußtheit, denn die Erfahrung an sich ist nicht-dual. Man ist auf eine nicht-duale Weise mit Wissen in Kontakt. Wenn man dann sagt, daß da ein Berg ist, ist das ein vollkommen anderer Schritt. Ich sage nicht, daß da kein Berg ist, aber die Aussage zu machen, daß da ein Berg ist, ist ein ganz anderer Schritt, zusätzlich zu der Tatsache des Wissens, das unmittelbar und direkt ist.

Sie nehmen wahr, daß ich mit Ihnen spreche; das ist Ihr Wissen (knowingness). Unabhängig von diesem Wissen kann ich nicht existieren, was Sie betrifft. Das heißt nicht, daß ich nicht existiere; das ist nicht das, was ich sage. Was ich sage ist, daß ich, was Ihre Erfahrung betrifft, nicht unabhängig von Ihrem Wissen existiere. Realität besitzt nicht nur Bewußtheit, sondern auch eine Unterscheidungsfähigkeit, eine Fähigkeit, die unterscheidet, was in dieser Bewußtheit enthalten ist.

Forschungsreise ins innere Universum

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