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Der Weg der Inquiry

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Indem wir Inquiry verstehen, lernen wir die Haltung der Seele, die die Diamantene Führung einladen wird. Wenn wir von einer Haltung oder einer Einstellung aus etwas erforschen, die den Qualitäten der Diamantenen Führung nahekommt, werden wir ihre Anwesenheit einladen, die dann die Inquiry direkter und präziser leiten wird. Bei der Übung dieser Inquiry geht es darum, eine bestimmte Art von Offenheit zu finden, eine bestimmte Einstimmung, wobei wir uns selbst und unsere Fähigkeiten so nutzen, daß die Seele zu der richtigen Art von Gefäß wird, sodaß sich die Diamantene Führung einstellen und die Inquiry führen kann. Teil Zwei dieses Buches befaßt sich mit den Grundelementen des Prozesses der Inquiry, die die Seele so ausrichten, daß die Führung erscheinen kann.

Wir werden untersuchen, wie man für die Führung durch das Sein offen sein, wie man sie erkennen kann und wie man es der Führung ermöglichen kann, durch uns hindurch wirksam zu sein. Wenn die Führung durch uns hindurch wirkt, führt sie nicht nur die Inquiry und verleiht ihr Objektivität, Offenheit, Präzision, Klarheit und all die anderen Qualitäten, sondern sie leitet auch die Entfaltung der Seele selbst. Das ist so, weil die geführte Inquiry von sich aus die Entfaltung bewirkt. Die Seele selbst wird also geführt, und das ist der Grund, weshalb wir den Begriff „Führung“ für dieses essentielle Fahrzeug (vehicle) verwenden. Teil Drei untersucht eingehender das Wesen der Diamantenen Führung, wie sie in Erscheinung tritt und was sie in unserer Inquiry blockieren kann.

Indem die Diamantene Führung die verschiedenen, essentiellen Aspekte manifestiert, die zusammen dieses Fahrzeug des Wissens (knowingness) bilden, korrigiert sie unsere Perspektive in der Inquiry immer weiter – indem sie für ihre Ausgewogenheit sorgt und sie erweitert oder fokussiert. Jeder einzelne essentielle Aspekt drückt die wahre Natur unseres Seins in unserer Erfahrung, in unserem Leben und in unseren Handlungen aus und dient ihr. Diese Aspekte sind in allen Bereichen unseres Lebens notwendig, aber hier untersuchen wir sie besonders im Hinblick darauf, wie sie unserer Weise, Inquiry zu praktizieren, dienen, sie unterstützen und sie ausdrücken. Wenn wir sie unter dieser Perspektive studieren, wird das unsere Klarheit und unser Verständnis steigern und die nötige Wahrnehmung und Erfahrung hervorrufen. Teil Vier untersucht eingehender elf essentielle Aspekte, wie sie in der Diamantenen Führung erscheinen und Inquiry unterstützen.

Wenn die Inquiry frei fließt, ist sie eine wahre Manifestation von Offenheit und Liebe zur Wahrheit und drückt die Weite und den Dynamismus des Seins aus. Diese dynamische Offenheit wird die Präsenz, die Ankunft dieses Fahrzeugs, der Diamantenen Führung, herbeiführen. Dann wird die Diamantene Führung die Inquiry leiten; sie wird uns helfen, sehr genau zu sehen, was in unserer Erfahrung da ist. Sie wird auch unser Fragen so führen, daß unsere Inquiry relevant, präzise und genau sein kann.

Die Diamantene Führung nutzt das Denken, statt daß das Denken die Kontrolle hat und im Vordergrund steht. Sie leitet das Denken, aber eigentlich ist sie die Führung für die Seele in Richtung auf Individuation und Reife, in Richtung auf Selbstrealisierung und die Reise zur inneren Heimat. Das ist so ähnlich wie die Sichtweise der Sufis, nach der für das Erwachen und die Transformation der Seele mehr als alles andere der „höhere Intellekt“ gebraucht wird. Die Diamantene Führung versieht die Seele mit der objektiven, unterscheidenden Fähigkeit, die sie braucht, um immer tiefer zu verstehen, was Realität ist. Dieses Unterscheiden und Verstehen ist nicht nur der Prozeß der Arbeit der Inquiry, es ist das Wesen eines wahren Lebens. Inquiry kann in dem Maß zum Zentrum unseres ganzen Lebens werden, wie unser Leben zur Entfaltung unserer Seele wird. Wenn unser Leben nicht eine kontinuierliche Inquiry ist, die fortwährend die Entfaltung der Seele betreibt – wenn es nicht eine ständige Transformation ist –, dann stecken wir fest. In einem tieferen Sinne sind wir dann tot. Wir versinken im Sumpf der Trägheit und wiederholen ewig dieselben Muster.

Inquiry unterbricht diesen Zirkel, den sich perpetuierenden Zirkel von Meinungen und Überzeugungen: „Ja, ich weiß, wer ich bin – ich bin diese Art Mensch... Und natürlich werde ich immer abgelehnt... Mein Vater und meine Mutter haben mir das angetan, und ich werde bis in alle Ewigkeit so sein; das Beste, was ich machen kann, ist anderen das Leben schwermachen...“ Das geht Jahr für Jahr so weiter. Die Inquiry stellt das in Frage: „Moment mal, stimmt das? Ist das der Grund, weshalb ich mich so fühle?“

Wenn man sich öffnet und anfängt, Fragen zu stellen, wenn man mit der Inquiry beginnt, dann hat man eine Chance herauszufinden, was los ist. Wenn man aufhört, seine Glaubenssätze für bare Münze zu nehmen, wird man aufhören, sich mit ihnen zu identifizieren. Wenn man das alte Wissen nicht in Frage stellt, bedeutet das, daß man die Identifikation mit ihm akzeptiert und daß man akzeptiert, daß es letztlich wahr ist. Inquiry bedeutet anzufangen zu erkennen, womit wir uns aus der Vergangenheit identifizieren. Die Vergangenheit lebt in unserem Gedächtniswissen fort, aber wir können es durchdringen, wenn wir in der Gegenwart bleiben und unsere Erfahrungen für unmittelbares Wissen öffnen. Auf diese Weise wird unser Leben zu einer kontinuierlichen, lebendigen Offenheit, einer Offenheit, die eine Offenbarung der Geheimnisse des Seins ist.

Dann wird unsere Erfahrung zu mehr als bloß einer Reihe willkürlicher, unverbundener Ereignisse oder Vorgänge, wie das gewöhnlich im normalen Leben des Egos der Fall ist. Sie wird zu einem Strom von Bewußtheit und Einsicht, dem ein Muster von Öffnen, Entfalten und Optimieren eignet. Das ist der Grund, weshalb Verstehen, wenn wir die Haltung der Inquiry einnehmen, weiter von allein geschieht und neue Einsichten auftauchen. Unsere Erfahrung geht immer tiefer, weitet sich immer mehr aus und wird freier und transparenter, bis sie an einem bestimmten Punkt mit den Qualitäten unserer wahren Natur zusammenfällt und eins wird.

3 Der im Original häufig verwendete Begriff „discrimination“ (mit dem Verb „to discriminate“) stammt aus der Wahrnehmungspsychologie und bezieht sich auf einen unmittelbaren Erkenntnis- und Wahrnehmungsakt, mit dem Akzent auf inhaltlicher Unterscheidung oder Abgrenzung, dabei kann je nach Kontext mehr das Unterscheiden oder das Unterscheidungsvermögen oder die Erkenntnisseite betont sein. Entsprechend wird dieser Begriff in der Regel mit „Unterscheidung“, mit „Unterscheidungsvermögen“ oder mit „unterscheidendem Erkennen“ übersetzt. Wo der Kontext nicht für Eindeutigkeit sorgt, steht der englische Begriff in Klammern. (Anm. d. Übers.)

4 Im englischen Text werden „knowledge“, „knowing“ und „knowingness“ unterschieden, in der Regel aber im Deutschen mit ‚Wissen‘ wiedergegeben. Dabei bedeutet „knowledge“ erworbenes und erinnertes oder erinnerbares Wissen, „knowing“ bezieht sich auf den Akt des Wissens und „knowingness“ auf die Eigenschaft oder die Fähigkeit zu unmittelbarem, direktem Wissen, ohne Rekurs auf vorhandenes, früher erworbenes Wissen. Wo sich die Bedeutung nicht aus dem Kontext ergibt, steht das englische Wort in Klammern. Analog beziehen sich ‚unknowingness‘ und ‚unknowing‘ auf eine Eigenschaft oder einen Zustand unmittelbaren dynamischen Nichtwissens, „not-knowing“ eher auf faktisches Nichtwissen. (Anm. d. Übers.)

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