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Diamantene Führung und Inquiry

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Was tun wir nun, damit sich das Wissen (knowingness) entfalten kann? Wir machen „Inquirys“. Wir fragen uns: „Worum geht es? Warum bin ich traurig?“ Um eine Bewegung einzuleiten, die uns zu einer tieferen und präzisieren Unterscheidung bringen kann, brauchen wir ein dynamisches Engagement, das die Diamantene Führung einlädt, damit neue Enthüllungen sich einstellen können. Dieses dynamische Engagement nennen wir Inquiry. Inquiry ist also in Wirklichkeit eine Manifestation des schöpferischen Dynamismus unseres Seins. Eine Inquiry lädt neues Wissen ein, und Wissen wird sich dann entwickeln und die in unserem Sein inhärenten Möglichkeiten enthüllen.

Wir beginnen hier zu sehen, daß wir bei unserer Methode der Inquiry Eigenschaften nutzen, die wahrer Natur inhärent sind: Dynamismus und unterscheidende Bewußtheit. Die unterscheidende Bewußtheit ist die Präsenz von Diamantener Führung, mit ihrer Einsicht, Intelligenz und Präzision und mit ihrer Fähigkeit zu Synthese, Analyse und Unterscheidung. Wir sehen hier die Verbindung zwischen der Methode und der Realität, auf die wir uns zubewegen. Wir sehen auch, daß Inquiry und die Diamantene Führung ineinandergreifen, denn die Inquiry lädt die Diamantene Führung nicht nur ein, sie ist auch ein Ausdruck der Diamantenen Führung. Mit anderen Worten: Die Diamantene Führung entfaltet oder leitet die Inquiry.

Wie leitet sie die Inquiry? Indem sie zu neuem und bedeutsamem Verständnis führt. Das geschieht aber nur dann, wenn die Inquiry relevant ist, wie diese kurze Geschichte zeigt: Ein Sufimeister sprach zu seinen Zuhörern, und er wollte ihnen Gelegenheit geben, Fragen zu stellen. Er sagte: „Ich weiß viel mehr darüber, was im Himmel als was auf dieser Erde ist, also dürft ihr mich alles fragen, was ihr wollt.“ Einer meldete sich und fragte: „Wieviele Haare habe ich auf meinem Kopf?“

Da die Antwort auf so eine Frage für Selbsterkenntnis irrelevant ist, ist die Frage nutzlos. Das ist unintelligente Inquiry. Wir können also eine Inquiry machen – und viele Menschen tun das –, aber wenn sie nicht intelligent ist, wenn sie kein Ausdruck des wahren, schöpferischen Dynamismus’ unseres Seins ist, spricht sie die Diamantene Führung nicht an. Die Diamantene Führung leitet dann die Inquiry nicht, und es kommt zu keiner neuen Enthüllung. Wir drehen uns dann bloß im Kreis. Wir sehen dann immer wieder das gleiche Wissen – vielleicht in anderen Formen, aber im wesentlichen dasselbe. Die Inquiry muß Kontakt mit Elementen der wahren Natur selbst haben, um uns über konventionelle Erfahrung hinausführen zu können. Wenn wir nur Elemente aus gewöhnlicher Erfahrung benutzen, um uns zu führen, wird Inquiry – oder irgendeine andere Methode, die wir benutzen, um unser Leben zu betrachten – nur diese gewöhnliche Erfahrung wiederholen und bestätigen.

Die Diamantene Führung kann nicht nur in unserer Arbeit zugänglich gemacht und genutzt werden, sondern auch sonst in vielfältiger Weise – zum Beispiel in einer philosophischen oder wissenschaftlichen Inquiry. Beim Diamond Approach untersuchen wir in erster Linie unsere eigene persönliche Erfahrung. Inquiry ist eine Anwendung der Sokratischen Methode auf die unmittelbare Realität unseres Lebens.

Es ist sinnvoll, hier anzumerken, daß viele Menschen, wenn sie Bücher über den Diamond Approach lesen oder wenn sie gerade zur Ridhwan-Schule gekommen sind, glauben, sie wüßten, wie man eine Inquiry macht. Das ist vor allem so, wenn jemand Philosophie studiert hat oder in Psychotherapie ausgebildet ist. Ich bin sicher, daß viele Menschen wissen, wie man eine Inquiry macht, aber das bedeutet nicht, daß das die Inquiry ist, die wir hier besprechen. Wir praktizieren Inquiry nicht, wie sie konventionell verstanden wird, wir praktizieren sie aus der Perspektive unserer wahren Natur.

Inquiry, die ein offenes Ende hat, das heißt ein Ausdruck der Offenheit wahren Wissens und des schöpferischen Dynamismus’ des Seins ist, ist nicht einfach irgendeine Inquiry. Es geht darum, aktiv die verschiedenen Qualitäten unserer tiefsten Natur zu nutzen. Das ist eine sehr ungewöhnliche und seltene Fähigkeit. Manche Menschen brauchen eine lange Zeit – im Grunde viele Jahre in dieser Arbeit –, bevor sie erkennen: „So mach ich das normalerweise nicht, wenn ich etwas erforsche. Das ist keine Inquiry, wie ich sie mir immer vorgestellt habe.“

Wenn man damit anfängt, die Inquiry des Diamond Approach zu praktizieren, kommt sie einem sehr ähnlich wie das vor, was bei anderen Formen innerer Arbeit üblicherweise gemacht wird: Man stellt Fragen, analysiert etwas, schaut sich etwas an, man experimentiert, untersucht Abwehrmechanismen und Reaktionen und Psychodynamik und so weiter. Wer ein Buch über Tiefenpsychologie gelesen hat, kann das Gefühl haben: „Natürlich, ich weiß, wie das geht.“ Aber wenn diese Leute wissen, wie man Inquiry so macht, wie wir das tun, warum kommen sie dann nicht zu Erfahrungen von Essenz und wahrer Natur? Die Unterschiede in der Methode der Inquiry sehen vielleicht ziemlich subtil auch, sie sind dennoch erheblich. Wir müssen diese Unterschiede erkennen, damit Inquiry wirklich die Fähigkeit haben kann, die Entfaltung der Seele zu bewirken.

Es lohnt sich, die Verwechslung etwas näher anzuschauen, zu der es zwischen der Art von Inquiry, die ich beschreibe, und der analytischen Exploration, die Sie vielleicht gemacht haben, kommen kann. Ich sage nicht, daß man niemals seinen Verstand gebrauchen kann, um in einer Inquiry etwas zu analysieren – aber das ist nicht die Methode, die wir hier benutzen. Wir wollen, daß die Inquiry ein reiner Akt des Seins ist. Als Teil des Dynamismus des Seins kann es zu einer Analyse kommen, aber wir machen sie nicht mit Absicht. Sobald wir ein erwünschtes Ziel im Sinn haben, kommt die Inquiry nicht von einem Ort der Offenheit; sie kommt dann von einem fixierten Ort. Wenn wir von einem rein offenen, nur an einer Untersuchung interessierten Raum aus analysieren, anstatt zu versuchen, irgendwohin zu gelangen, ist die Quelle die Offenheit selbst.

Forschungsreise ins innere Universum

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