Читать книгу Die flattern höchstens mal ein bisschen - Agnes Kather - Страница 5
3. Warum nicht Hühner?
ОглавлениеDa sind zum Beispiel auch die Entenküken. Die sind so putzig und wahnsinnig flauschig! Eine wilde Wuselei, aber auch eine schöne Matscherei, denn sie laufen durch alles hindurch, auch durchs Futter. Da ist der Stall oder der Auslauf schön schnell ein richtiges Drecksnest, denn die Entenküken erleichtern sich auch häufig und nirgendwo gezielt, sondern eher wahllos. Eine Mitarbeiterin erzählte mir, dass sie eine Zeitlang ein Entenküken hatte, das ihr überallhin gefolgt ist! Was sie nachts mit ihm gemacht hat, habe ich nicht gefragt, vielleicht hatte sie ein Körbchen direkt neben ihrem Bett stehen?
Und ausgewachsene Enten, so habe ich in der einschlägigen Fachliteratur gelesen, sind auch tolle Tiere für den Garten, weil sie gern Schnecken mögen. Das ist eine Freudensnachricht für jeden geplagten Gartenbesitzer. Frage ist halt nur, ob die Kehrseite der glänzenden Medaille, nämlich die großzügig verteilten Entenausscheidungen, diese Freude über dezimierte Schneckenbestände nicht schnell zunichte macht.
Letztes Jahr haben wir dann „unser“ Haustier gefunden; bei einem Ausflug zu einer Klosteranlage, die unweit eines Sees gelegen ist. Vom Parkplatz aus läuft man über Wiesen- und Weideflächen bis zum Seeufer. Neben Kühen und Pferden entdeckten wir auf einer Wiese auch eine Schar Hühner, vielleicht ungefähr 15 Tiere. Sie hatten mitten auf der riesigen Wiese einen mobilen Stall stehen. Das ist einer auf Rädern, den man also problemlos verschieben kann, um die scharrfreudigen Gesellinnen ganz unkompliziert auf neuen Austobflächen unterzubringen (wenn man so viel Platz hat). Die Hühner liefen eifrig in einem nicht sehr großen Umkreis um den Stall herum, scharrten, pickten, gingen mal in den Stall und machten einen höchst friedlichen Eindruck. Wie die Pferde und Kühe also auf sich allein gestellt.
„Ach, wie schön, Hühner, das ist ja ungewöhnlich - das haben wir so noch nicht gesehen“. Witzig.
Wir machten unseren Ausflug, besuchten das Kloster und hatten einen schönen Tag. Auf der Rückfahrt kamen wir wieder auf die Hühner zu sprechen. „Hühner gingen ja auch …“, sagte Katharina. Als Haustiere meinte sie damit - das muss man in unserer Familie schon gar nicht mehr hinzufügen, jeder weiß, was gemeint ist bei „ginge ja auch“.
Und wir fingen an, ins Blaue zu denken: Die Hühner könnten im Vorgarten einziehen, dann hätte man sie gut im Blick und der Garten bliebe haustier- und exkrementfrei. Mit dem Stück Land vorm Haus machen wir sowieso nichts weiter: Das Gelände ist leicht abschüssig und grenzt an das Grundstück das Nachbarn, der sein Land brach liegen lässt und maximal zweimal im Jahr kommt, um die dann einen halben Meter hohe Wiese zu mähen. Die Brombeeren und das ganze Unkraut und nicht zu vergessen die dort beheimateten Schnecken gucken auch gern mal auf der anderen Seite des Zauns vorbei, was dann bei uns ist. Daher ist es sinnlos, diese Fläche mit schönen Blumenbeeten bestücken zu wollen und wir haben uns dazu entschieden, dort Beerensträucher, Brombeerranken am Spalier und einen Apfelbaum anzupflanzen. Das wäre ein ideales Terrain für Hühner. Und dort ist auch noch Platz für ein Hühnerhaus, angrenzend an den Fahrradunterstand. Den hat der Papa gebaut und das Hühnerhaus kann er auch bauen, da hat er gleich ein handwerkliches Ferienprojekt - so etwas braucht mann, damit ihm nicht langweilig wird und frau muss sich bei so einem doch schon recht großen Projekt nicht ständig neue Beschäftigungsmöglichkeiten für ihn einfallen lassen.
Vielleicht können die Hühner auch ohne Zaun leben, bei der Wildvogelhilfe tun sie das auch. Dort gibt es niedliche und hübsch gefiederte Serama-Hühner, das sind Zwerghühner, die momentan ganz putzige und flauschige Küken haben. Die laufen auf dem ganzen Grundstück herum und sind höchst ausgeglichen.
Und Hühner sind nicht anspruchsvoll: Man muss nicht mit ihnen spazierengehen, sie jagen keine Gartenvögel, verspeisen ganz im Gegenteil (sicher) auch Schnecken und brauchen ansonsten nur Körner. Sie sind „winterhart“, leben also auch im Winter draußen. Noch dazu legen sie Eier und zahlen somit quasi Miete in Form von Naturalien. Wenn wir verreisen, können sich leicht die Nachbarn um die Hühner kümmern, da diese ja pflegeleicht sind und wir im Gegenzug ja schon seit Jahren deren Katze hüten und früher auch schon Hasen und Meerschweinchen versorgt haben. Die würden also nichts dagegen haben und dann zur Belohnung auch noch die Eier nehmen können.
Wir überlegen so hin und her und stellen fest, dass eigentlich alle Argumente stichhaltig sind und wirklich nichts dagegen spricht! Ja, ist das zu fassen? Haben wir wirklich ein Haustier gefunden, das zu uns passt? Und was sagt der Hausherr dazu, der sich bisher vehement jedem Tier verweigert hat? Auch er hat auf Anhieb keine schlagenden Kontra-Argumente, spekuliert sogar mit uns zusammen herum.
Zuhause angekommen nehmen wir direkt das Stück Vorgarten in Augenschein, das wir eben bei unseren Überlegungen zum potenziellen Hühnerauslauf erkoren haben. Ja, es ist zwar eher schmal, aber doch recht langgezogen und durch die Sträucher gut strukturiert. Der Weg ist dann die Grenze zum Haus, auf der anderen Seite steht bereits der Zaun zum Nachbargrundstück.
Wir gehen rein und wenden uns dem Wochenendprocedere zu: Hausaufgaben machen, etwas ausruhen und kulinarische Highlights zubereiten und zu sich nehmen. Dabei vergessen wir das Thema erst einmal. Aber es ist im Hinterkopf und taucht immer wieder auf.
In der folgenden Woche bin ich mal wieder bei der Wildvogelhilfe. Im Sommer gehe ich häufiger, denn es ist ja viel zu tun. Wie meistens mache ich die Außenrunde, das heißt ich versorge die Vögel in den Außenvolieren mit frischem Wasser und Futter und mache dort, wo es nötig ist, sauber. Das ist eigentlich täglich notwendig, aber wie im Haushalt gibt es eine tägliche Routine und dann mal den Großputz. Und wer läuft mir da über den Weg? Ein Huhn, gefolgt von drei Federbüschelküken. Wie süß!! „Ja, kommt mal her, lasst Euch angucken.“ Ich halte in der Arbeit inne und begebe mich in die Hocke, um die Hühner ein wenig zu beobachten. Das habe ich bisher noch nicht so intensiv getan. Aber mit unserer neuen Idee stehen die Hühner ja auf einmal für mich in einem ganz anderen Licht da. Die Küken bleiben dicht bei der Glucke und die passt gut auf sie auf. Ich halte still und strecke meine Hand aus, habe aber leider gerade keine Körner bei mir. Trotzdem guckt die Henne aufmerksam und kommt zwei Schritte näher. Doch dann wendet sie sich ab und hat wieder ihre Küken fest im Blick. Ich zücke mein Handy, um Fotos von der Henne und den Küken zu machen. So niedlich! Die Vorstellung, so etwas im eigenen Garten zu haben, macht mich ganz aufgeregt. Die Fotos sind gut gelungen und zuhause kann ich sie gleich zeigen.