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Kapitel 5

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Das schrille Läuten des Weckers riss Liebig aus dem Schlaf. Er hatte heute Nacht wieder von ihm geträumt, von seinen starren, ausdruckslosen Augen. Von seinem mit einer grotesk anmutenden Maske verdeckten Kopf. Sein Körper war von einer schwarzen Kutte umhüllt, die an den Armen großzügig ausgeschnitten war. Die Kapuze verdeckte seinen Hinterkopf. Ein Rabe. Mit der schnabelartigen Maske und der weiten Kutte sah er aus wie ein übergroßer Vogel mit mächtigen Schwingen, den es nach Aas dürstet.

Sein perfides Vorhaben hielt er in Schrift fest. Er hatte an alles gedacht, es schien routiniert. Ein Ledersäcken, das zuvor noch mit einer Kordel umschlossen war, legte er der Länge nach aus. Zum Vorschein kamen ein antiquiert anmutendes Pergament, eine weiße Feder und ein Behälter mit pechschwarzer Tinte. Er öffnete das Behältnis, senkte den Federkiel in die Tinte, hob die Feder mit großer Geste über das Pergament und zeichnete geschwungene Lettern auf das trockene, nach Feuchtigkeit lechzende Pergament. Es schien seine persönliche Liturgie zu sein, ein Zelebrieren, ein festlicher Akt. Das einzige, was noch gefehlt hätte, wäre gewesen, dass ich mit meinem eigenen Blut unterschreiben muss.

Mittlerweile hatte er sich aus seinem Bett aufgerafft und stand bei einem heißen Kräuertee in seiner kleinen Küche. Aus dem Radio schallte “Highway to hell“ von ACDC. „Hey Satan, pay‘ my dues“. Liebig zog selbstironisch die Augenbrauen hoch. Tja, meine Schulden werde ich schon bald beim Teufel höchstpersönlich begleichen müssen. So oder so.

Sein Blick blieb auf einem Bild hängen, das eingerahmt die Fensterbank zierte. Eine glücklich aussehende Frau schaute ihm verträumt in die Augen, neben sich ihr Ebenbild stehend, nur dreißig Jahre jünger. Damals hatte ich sogar noch Haare auf dem Kopf. Lang ist's her. Doch bevor seine Gedanken in die Vergangenheit gezogen wurden, ließ ihn die schrille Stimme der Radiomoderatorin aufhorchen.

„Erneut ein makabrer Fund: Auf einer Toilette am örtlichen Flughafen wurde heute Nacht eine männliche Leiche gefunden“ tönte sie. Mit wenigen, kryptischen Worten schilderte der Wachmann, der die Leiche am frühen Morgen entdeckte hatte, noch seinen grausigen Fund. Die sich überschlagende Stimme berichtete, die zuständigen Polizeibeamten hätten ihn angewiesen, aus ermittlungstaktischen Gründen keine Details zu nennen.

Kalter Schweiß legte sich auf Liebigs Stirn, obwohl die Raumtemperatur keinen Grad höher wurde. Lange Zeit nichts Auffälliges und dann zwei Morde in wenigen Stunden ... und obendrein die komische Botschaft? Die Möglichkeit eines Zufalles schwindet so langsam dahin. Dann ist es wohl wirklich wahr.

Liebig ließ seinen dampfenden Tee stehen, zog seine Daunenjacke über und machte sich gehastet auf den Weg.



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