Читать книгу Das wundertätige Unterröckchen. Wobei der Berggeist Rübezahl auch eine Rolle spielt. - Alexander Zaunkönig - Страница 15

Elftes Kapitel: Das hoffentlich mit all seinem Lärmen den Leser nicht aus der Ruhe stören wird, worin ihn das vorige Kapitel wiegte:

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Mit zitternder Hand ordnete Klärchen immer noch etwas an ihrer Kleidung, als ihr Vater sie abholte und auf dem kurzen Wege über den Saal eine Predigt hielt, welche ihr das Blut erstarren machte.

Klärchen litt es nun geduldig, wenn ihr Tischnachbar, der Herr vom Kynast, ihre Hand in die seinige nahm, auch rückte sie nur unmerklich mit dem Kopfe von ihm, so bald er seine Güte soweit trieb, ihrer Wange ein Küsschen aufdrücken zu wollen.

Sie war ruhig und zufrieden, wie ungefähr die rechtlichen Leute unter der Schreckensregierung in Frankreich.

Ihr Befehler – mit anderem Namen ihr Vater – saß ihr mit seinem aufmerksamen Auge gegenüber. Der Ritter vom Kynast müsste in der Dummheit besonders exzellent sein, (ein Umstand, worüber meine Urkunden schweigen) wenn er nicht hätte merken sollen, dass er die erwünschten ja’s und nein's, die er auf seine Fragen erhielt, keinem innern Triebe des Mädchens, sondern einem von außen zu verdanken hatte.


In der damaligen Zeit aber distinguierte man nicht so fein als heutzutage. Ein Mann, welcher heiraten wollte, kümmerte sich wenig darum, ob das Mädchen, der Gegenstand der Heirat, ihm wohlwollte oder nicht. Man betrachtete die Dirne gleich andern Früchten, die dem Vater zugewachsen waren.

Letzterm stand ausschließend das Recht zu, seine Tochter zu geben, oder wie hier, zu verkaufen, wenn er wollte. Bücher, wie Friedrich Schulzes Werk über beide Geschlechter, worin der Verfasser darzutun sucht, dass die Moral erst dann wieder hergestellt werden würde, wenn die Weiber nicht nur eine bedeutendere Stelle in der Familie, sondern auch Anteil an der Staatsverwaltung bekämen, solche las damals noch kein Ritter.

Teils, weil die damaligen Ritter selten lesen konnten – Teils, weil die Leute noch nicht am Leben waren, welche dergleichen Bücher schrieben und schreiben.


Die Verlobungsszene begann wirklich und wurde zu der von fern lauschenden Marthas Entzücken auch vollendet.


Ich müsste den Text verfälschen, wenn ich sagen wollte, Klärchen sei dabei in Ohnmacht gefallen, da die Ohnmachten für dergleichen Gelegenheiten eine viel neuere Erfindung sind. So viel aber kann ich versichern: Klärchen hatte, als sie das Unterpfand der Treue ihres künftigen Gatten erhielt, nicht einmal den Gedanken, dass ihr an seiner Treue wenig gelegen wäre. Sie sah nichts mehr, als die starren Augen ihres Vaters. Sie hörte nichts, als seine Stimme.

Die Fenster der Burg flimmerten die ganze Nacht. Der Wein trieb nach und nach allen Anstand hinaus. Niemand blieb nüchtern. Selbst Klärchen war trunken, ob sie es schon weder vor Freude war, noch einen Tropfen Wein genommen hatte.

Das barbarische Getümmel währte bis an den lichten Morgen.

Doch suchte Klärchen schon mitten in der Nacht ihr Lager auf.

Das wundertätige Unterröckchen. Wobei der Berggeist Rübezahl auch eine Rolle spielt.

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