Читать книгу Das wundertätige Unterröckchen. Wobei der Berggeist Rübezahl auch eine Rolle spielt. - Alexander Zaunkönig - Страница 5
Erstes Kapitel. Welches der Langeweile Tür und Tor öffnet:
ОглавлениеZu jener Zeit, als noch Zauberer und Geister manchmal ein Wörtchen in die großen und kleinen Welthändel zu reden hatten, als nicht nur Tiere, wie heutzutage, aus fürstlichen und anderer Leute Gestalten spukten, sondern auch noch mitunter Menschen wohl oder übel eine hiergestalt annehmen mussten, damals behauptete das Schloss Weiherhorst in Schlesiens Gebirge ein furchtbares Ansehen.
Kein Reisender, dessen Fracht der Mühe eines Angriffs wert schien, zog so leicht unbehindert vorüber, wenn der Weiherhorster nicht durch auswärtige Fehden zur Abwesenheit genötigt wurde.
Auf dem Schlosse selbst ging es immer groß und herrlich her, sobald der Ritter zu Hause war. Man frühstückte, dinierte und aß festlich zu Abend da – jedoch unter andern Benennungen – so gut, wie vormals am Hofe französischer Prinzen.
Das Hübscheste für den Wirt vom Hause war dabei der Umstand, dass ihm alle Kostbarkeiten, welche in seinem Schlosse vergeudet wurden, fast so wenig kosteten, als den angeführten königlichen Abkömmlingen die ihrigen.
Ritter Weiherhorst suchte die Materialien dazu auf den Burgen schwächerer Nachbarn, in Hohlwegen, und überall zusammen, wo er nicht mit Gelde, sondern höchstens mit Blute bezahlen durfte, nicht sowohl mit seinem eignen, als dem seiner Knappen und Knechte. Der Letzteren besaß er so viele, dass es ihm auf das Leben von einigen vollends gar nichts angekommen sein würde, wenn nicht schon damals rüstige Männer ein einträglicher Handelsartikel gewesen wären.
Jeder fremde Ritter konnte eine gefällige Aufnahme in der Weiherhorst erwarten, sobald er brav zu zechen und mit lustigen Brüdern umzugehen verstand; den Handwerker ohne Zunft aber neckte und quälte beinahe alles, vom Burgherrn an, bis zum Turmwärter hinab oder hinauf, wie man will.
Es fehlte nicht an Mädchen und Frauen im Schlosse. Zwar war die Frau des Weiherhorsters beerdigt; allein die List des Herrn und seiner wohlabgerichteten Leute brachte von Zeit zu Zeit – dem Ausdrucke des Ritters nach – frische Ware auf die Burg, welche sie, wie gewöhnlich, bezahlt hatten.
In Achtung stand aber eigentlich nichts auf dem Schlosse, als was einen männlichen Körper trug. Daher kümmerte sich auch niemand um die Tochter des Raubritters.
Selbst das Weib, welchem die Aufsicht über Klärchen oblag, dachte nicht an sie und gefiel sich besser im Umgange mit jungen, raschen Knappen, als bei der Ausbildung des jugendlichen Gemüts. Ein Beweis, dass die französischen Gouvernanten, welche späterhin Mode wurden, ihre Art zu leben, nicht erfunden haben.