Читать книгу Das wundertätige Unterröckchen. Wobei der Berggeist Rübezahl auch eine Rolle spielt. - Alexander Zaunkönig - Страница 6

Zweites Kapitel. Klärchen:

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Dem Weiherhorster blieb keine Zeit, an die Tochter zu denken.

Seine beiden Söhne betrachtete er als die einzigen, welche auf seine Vatersorge Anspruch machen könnten, daher erzog er sie zu einem Leben, wie das seinige.

Klärchen wuchs in der größten Natürlichkeit auf. Das weitläufige Schloss kam ihr zu enge vor, und sollte sie sich ja damit behelfen, so musste sie auf der Turmwarte sein. Von hier aus schaute sie gern in die finstern Wälder, die damals noch einen großen Teil des Gebirges dicht überzogen.

Ihr helles Auge entdeckte die Reisenden schon von weitem, aber sie hütete sich wohl, dem Turmwärter, der auf so etwas lauern musste, davon Nachricht zu geben.

Sie brachte vielmehr gewöhnlich eine Flasche mit, die er auf das Wohlsein der freundlichen Geberin leerte, und worüber er sein Geschäft, in der Regel vollkommen vergaß.

Auch machte sich Klärchen nicht selten den Schlossberg hinab und schwärmte zu Tagen in Wäldern und Dörfern herum. Wie ihr Vater Hass und Furcht rings umher gepflanzt hatte, so streute sie die Keime zu Wohlwollen und Zutrauen in jedes Herz, dem sie sich näherte.

Die ganze Gegend besaß kein Hüttchen, worin sie eine fremde Gestalt gewesen wäre. Die Arme von Jung und Alt breiteten sich liebend nach ihr aus, und niemand blieb ohne Verwunderung darüber, dass ein solcher Vater solch ein Kind haben könne.

Freilich war es in einem Schlosse, wo alles drunter und drüber ging, wo das Zugreifen nach dem geraubten Gute, außer den Knechten, jedem freistand, dem Mädchen etwas leichtes, Wein, Speise und Geld für wohltätige Zwecke zu verwenden. Allein die Art, mit der sie es tat, die Bemühungen, welche sie sich machte, um die würdigsten Gegenstände für ihre Milde aufzufinden, dieses waren unleugbare Verdienste ihres Herzens.

Heute strich sie durch diesen Teil des Gebirges; ein andermal durchlief sie den entgegengesetzten, und fühlte sie am abend Müdigkeit, so erleichterten ihr doch die Schatten der andern von ihr geschaffenen Freude, welche vor ihr her flatterten, den Rückweg auf die Burg.

Selbst von den größten Gastmahlen des Weiherhorsters blieb sie weg, ohne vermisst zu werden. Sie verzehrte lieber mit Vertrauten, die sie überall antraf, die selbstgepflückten Blaubeeren, als die köstlichsten Speisen an der väterlichen Tafel. Sie trank lieber eines Bergstroms Kristallwasser aus der hohlen Hand, als die wohlschmeckendsten Weine, welche in den goldenen Pokalen ihres Vaters glänzten.

Das wundertätige Unterröckchen. Wobei der Berggeist Rübezahl auch eine Rolle spielt.

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