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Оглавление1.6 Performative Zugänge zu Deutsch als Zweitsprache (DaZ)
Performative Zugänge zu Deutsch als Zweitsprache werden mittels didaktischer Konzepte geschaffen, die bei der Idee ansetzen, dass der Körper und dass künstlerisch-kreatives Arbeiten und ästhetische Erfahrung Ressourcen für (zweit-)sprachliches Lernen darstellen. Sie setzen damit eine Sprachauffassung voraus, die Sprache – ausgehend vom Sprachgebrauch – kognitiv und sinnlich begreift (Zepter 2013). Sprachgebrauch und sprachliche Handlungen werden generell ganzheitlich verstanden, da sie kognitive und körperliche Dimensionen (Sinneswahrnehmung, Emotionen, Bewegung) einbinden und kognitive Prozesse an sich körperlich verankert sind (siehe Kapitel 2).
Ebenso sind Handlungen in performativen Zugängen zu Deutsch als Zweitsprache ganzheitlich zu verstehen: als ein raum-, zeit- und situationsgebundenes Zusammenwirken von kognitiven und körperlich-sinnlichen Dimensionen des kreativ-spielerischen Miteinander-Handelns und ästhetischen Erlebens/Erfahrens. Handlungen werden in performativen Zugängen körperlich vollzogen und man kann sie in diesem Rahmen in Bezug zu mentalen Vorstellungen, begrifflichen Abstraktionen und sprachlichen Beschreibungen setzen. Handlungen werden nicht nur im Geiste vorgestellt, sie werden ausagiert. Vor diesem Hintergrund ergibt sich abschließend folgende Definition:
Abb. 1.13:
Performative Zugänge zu Deutsch als Zweitsprache
Aufgaben
1.* Sie haben in diesem Kapitel drei fachliche Perspektiven auf das Attribut ‚performativ‘ kennengelernt.Rekapitulieren Sie die mit den drei Perspektiven jeweils verbundenen Bedeutungen und entwerfen Sie eine eigene grafische Form, in der Sie die Bedeutungen zusammen abbilden und zueinander in Bezug setzen.
2.** Analysieren Sie die folgenden Äußerungen. Welche sind explizit performativ im Sinne Searles?Ich verspreche dir, dass ich morgen einen Kuchen backen werde.Ich werde morgen einen Kuchen backen.Ich rufe dich heute Abend an.Wir gratulieren ganz herzlich zum Geburtstag!Ich verfluche dich, auf dass du eine Woche lang schlafen mögest.Ich lach mich schlapp.Ich erlaube dir noch eine Stunde Smartphone-Zeit.Wir fahren am Wochenende nach Berlin.Ich gebe zu, dass ich mich geirrt habe.Na gut, ich verzeihe dir.Formulieren Sie selbst fünf weitere Beispiele für explizit performative Äußerungen.
3.** In dieser Aufgabe geht es um die Analyse der sprachlichen Handlungen Positionieren, Begründen und Schlussfolgern:Überlegen Sie in einem ersten Schritt, mit welchen sprachlichen Mitteln man im Deutschen die drei Sprachhandlungen ausdrücken kann. Welche Formulierungen (Textprozeduren) bieten sich z. B. an, wenn Sie im Rahmen einer Argumentation Ihren Standpunkt für oder gegen eine bestimmte Maßnahme, ein bestimmtes Verhalten o.Ä. vertreten? Welche Satzmuster sind im Deutschen gängig, um eine Begründung auszudrücken? Welche, wenn Sie einen Schluss ziehen? Sammeln Sie verschiedene sprachliche Mittel und bearbeiten Sie dann Aufgabe (b).Der folgende argumentative Text stammt von einem 14-jährigen Gesamtschüler einer inklusiven Gesamtschule. Seine Erstsprache ist Deutsch. (Die grammatischen und orthographischen Fehler wurden aus dem Original übernommen.) Schreibziel war eine Stellungnahme zu der Frage, ob das Trainingsgelände des 1. FC Köln im Grüngürtel erweitert werden soll oder nicht. Analysieren Sie, welche Äußerungen oder Äußerungsteile sich als Sprachhandlungen des Positionierens, des Begründens oder des Schlussfolgerns identifizieren lassen. An welchen sprachlichen Mitteln machen Sie das fest?Ich bin dafür weil es wichtig ist, dass man Sport machen kann. Es ist für mich aber wichtiger, dass die Jugendlichen mehr Gelegenheit haben, zu trainieren als die Erwachsenen. Man sollte auch auf die Umwelt achten und keinen Kunstrasen verwenden. Außerdem sollten nur Tore und einige Bänke aufgestellt werden, damit der Ort denkmalgeschützt ist. Mehr braucht man meiner Meinung nach nicht. Ich bin außerdem Dafür, dass der 1. FC Köln die Trainingsplätze selber bezahlt und zusätzlich Geld an die Stadt spendet, damit sie an einem anderen Ort einen neuen Park bauen kann oder einen alten Park erweitert. Damit die Umwelt durch die Autos, die dorthin fahren müssen, nicht so sehr verschmutzt wird, könnte man die Plätze auch näher an einer Bahnlinie bauen. Es wäre aber auch wichtig, dass Leute aus Lindental anderen Stadtteilen beim 1. FC Köln spielen können.Leute aus Stadtteilen, die weiter weg sind, machen das dann aber wahrscheinlich nicht.Viele Leute aus Lindenthal, also dem Stadtteil, welches am nächsten beim Trainingsgelände liegt, sind dagegen. In vielen anderen Stadtteilen sind allerdings Leute dafür.Es wäre sinnvoll, die Trainingsplätze an einem Ort aufzubauen, an dem die Leute dafür sind.Dadurch hatten sowohl die Leute aus Lindenthal, als auch andere Leute aus anderen Stadtteilen zufrieden. Mein Fazit ist, dass man ein Trainingsgelände bauen sollte, aber an einem anderen Ort.
4.** Diese Aufgabe ist in Kleingruppen (3–5 Personen) zu bearbeiten:Nach Fischer-Lichte können auch die nicht-darstellenden Künste performativen Charakter aufweisen, wenn z. B. das Malen eines Bildes als Performance gestaltet und auf die Bühne gebracht wird o.Ä. Tauschen Sie sich in Ihrer Gruppe dazu aus, inwiefern Sie selbst bereits mit performativen Grenzgängen zwischen den Künsten in Berührung gekommen sind.Der folgende Text ist eine Wettervorhersage eines deutschen Nachrichtensenders. Überlegen Sie gemeinsam, auf welche verschiedenen Weisen sich der Text performativ gestalten lassen könnte. Erproben Sie z. B. den mündlichen Vortrag mit unterschiedlicher emotionaler Grundstimmung (fröhlich, ängstlich, wütend, traurig); oder mit jeweils verändertem Einsatz von begleitenden Bewegungen. Entwickeln Sie abschließend zwei verschiedene (kontrastierende) Inszenierungen der Wettervorhersage und tragen Sie sie den anderen Gruppen vor.Am Samstag ziehen im Nordosten die Schauer ab und dann herrscht in vielen Landesteilen freundliches und trockenes Wetter. Im Verlauf ziehen aber von Westen neue Schauer und Gewitter auf. 20 bis 29 Grad.
5.*** Lesen Sie vertiefend Miladinović (2019). Diskutieren Sie anschließend, welche der von Miladinović für einen performativen Fremdsprachenunterricht aufgestellten Prinzipien Sie als besonders zentral erachten, welche scheinen Ihnen eher nachgeordnet, und warum? Welche Prinzipien könnte man ggf. zu einem Prinzip zusammenfassen? Denken Sie im Rahmen der Diskussion auch an Ihre eigenen Erfahrungen im Fremdsprachenunterricht (entweder als Lehrende oder als Lernende): Haben Sie ein oder mehrere der Prinzipien bereits kennen gelernt oder selbst angewendet? Wenn ja, in welcher Weise? Wo sehen Sie erste Anknüpfungspunkte für Ihre eigene (zukünftige) Lehrtätigkeit?