Читать книгу DAS AJAX-PROTOKOLL (Project 7) - Alex Lukeman - Страница 19
Kapitel 14
ОглавлениеAlexei Vysotsky sah, dass ihn Elizabeth Harker auf seiner sicheren Leitung anrief. Gewisse Umstände hatten die beiden in der Vergangenheit zu einer höchst ungewöhnlichen Allianz gezwungen. Zuerst hatte er ihr skeptisch gegenübergestanden. Schließlich war sie Amerikanerin und im selben Geschäft wie er. Russland hatte von ihrem Bündnis profitiert, aber er musste vorsichtig bleiben. Der Kalte Krieg war zurück, wenn auch nicht ganz so frostig wie zu Stalins oder Chruschtschows Zeiten.
Sie hatte sich seinen Respekt verdient. Er hoffte, sie nie zum Feind haben zu müssen. Und in Alexeis Welt war das durchaus als Kompliment zu verstehen.
Seine Neugier war geweckt. Er hatte sie einmal in Dänemark persönlich getroffen und sie gemocht. Zu schade, dass sie für die gegnerische Seite arbeitete. Er nahm den Hörer ab und gestattete seiner Stimme, von seinem beträchtlichen Charme gefärbt zu werden.
»Direktorin? Was verschafft mir die Ehre?«
»Guten Morgen, Alexei. Oder vielmehr einen schönen Nachmittag, nach Ihrer Zeit. Sie hören sich gut an. Ich habe etwas auf den Tisch bekommen, dass wir besprechen müssten.«
»Oh?«
»Es betrifft Nowosibirsk.«
»Das ist eine interne Angelegenheit, Direktorin. Wir werden die Terroristen aufspüren, die dafür verantwortlich sind.«
Harker wusste, dass Ehrlichkeit der beste Weg war, um mit Vysotsky zusammenzuarbeiten, solange es nicht im Konflikt mit eigenen Sicherheitsinteressen lag.
»Es geht darüber hinaus, General. Ich glaube, dass die Drahtzieher auch etwas für Amerika planen. Sie stellen für uns beide eine Gefahr dar.«
»Fahren Sie fort.«
»Wir glauben, dass eine Satellitenwaffe entwickelt wurde, die mit Hilfe von gezielten Funkfrequenzen die Verhaltensweisen von Menschen beeinflusst, und jene Kräfte diese Waffe in Nowosibirsk zum Einsatz brachten.«
»Sind Sie sicher?«
»So gut wie sicher.«
Vysotsky rang mit sich. Sollte er überrascht tun oder ehrlich antworten? Er entschied sich für die Wahrheit.
»Wir kamen zu dem gleichen Schluss. Wir konnten nicht glauben, dass Terroristen eine solche Technologie zur Verfügung stehen würde. Um ehrlich zu sein, hielten wir es eher für einen feindlichen Angriff Ihrer Regierung. Oder der Chinesen. Das ist zumindest die Meinung einiger Entscheidungsträger innerhalb des Kremls.«
»Unsere Regierung hatte nichts damit zu tun«, erklärte Harker. »Wäre die Lage umgekehrt, bin ich mir sicher, dass sie Moskau oder Peking im Verdacht hätten.« Dann kam ihr ein Gedanke. »Haben Sie schon jemand aufspüren können, der in die Sache involviert ist?«
Woher konnte sie das wissen?, fragte er sich.
Offenbar konnte sie Gedanken lesen. »Ich kann Ihre Gedanken hören, General. Ich habe recht, nicht wahr?«
Er seufzte. »Wir haben jemanden in Gewahrsam. Wir … äh, befragen ihn derzeit. Einen Tatverdächtigen, wie sie sagen würden.«
»Haben Sie wieder amerikanisches Fernsehen geschaut, Alexei?«
Er lachte. »Sie haben so viele Krimiserien. Amerika muss ein sehr gefährlicher Ort sein, wenn dort so viele Verdächtige herumlaufen.«
»Glauben Sie nicht alles, was Sie im Fernsehen sehen«, sagte sie und schwieg für einen Moment.
Vysotsky wartete. Jetzt kommen wir zum Kern der Sache, dachte er.
»Wir haben in der Vergangenheit gut zusammengearbeitet«, sagte sie. »Ich würde Ihnen gern vorschlagen, dass wir erneut kooperieren. Wir beide wollen einen weiteren Zwischenfall dieser Art vermeiden.«
»Was schwebt Ihnen vor?«
»Sie haben vollen Zugriff auf alles, was Ihre Leute zutage fördern, ich aber nicht.«
»Sie wünschen einen Informationsaustausch?«
»Wenn wir zusammenarbeiten, werden wir effektiver sein.«
»Was haben Sie herausgefunden?«
»Noch nichts Konkretes, bis jetzt. Nur ein Verdacht. Vielleicht bringt er uns auf eine Spur, vielleicht nicht. Wenn er sich als korrekt herausstellt, werde ich Sie benachrichtigen.«
Das ist mehr als nur ein Verdacht, dachte Vysotsky. »Haben Sie vor, ein Team hier herzuschicken?«
»Das plane ich derzeit nicht, aber es könnte in der Zukunft notwendig werden. Das ist ein Grund, weshalb ich Sie anrufe. Ich möchte nicht, dass es zu Missverständnissen kommt, falls es nötig werden sollte.«
Vysotsky spielte in Gedanken seine Möglichkeiten durch. Die Unruhen hatten den Kreml in Alarmbereitschaft versetzt. Wer immer den Grund für ihre Ursache herausfand, würde belohnt werden. Er hatte nichts zu verlieren, wenn er mit ihr kooperierte. Harker bot ihm hier eine Gelegenheit, die er nicht ablehnen durfte.
»Auch ich würde gern jegliche Missverständnisse vermeiden. Wenn Sie mich weiter auf dem Laufenden halten, haben wir eine Übereinkunft. Wer weiß sonst noch von Ihrem Verdacht? Ihr FBI? Langley?«
»Niemand, bis jetzt. Wie Sie wissen, haben wir mit ernsthaften Sicherheitslücken zu kämpfen.«
Erst kürzlich waren Informationen über einen ranghohen amerikanischen Überläufer an die Öffentlichkeit gelangt, der schließlich nach Russland geflohen war.
Vysotsky lächelte in sich hinein. »Ja, den Eindruck habe ich auch. Wie wollen Sie weiter vorgehen?«
»Ich werde die Sache von hier weiterverfolgen. Wenn ich etwas herausfinden sollte, werde ich es an Sie weitergeben. Und ich hoffe, Sie verfahren auf dieselbe Weise.« Noch einmal machte Harker eine kleine Pause. »Gibt es von Ihrem Verdächtigen schon erste Spuren?«
»Noch nicht. Aber ich denke, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis ich welche haben werde.«
Selbst tausende Meilen entfernt, am anderen Ende der Welt, konnte Elizabeth die grausame Gewissheit in seiner Stimme hören. Sie war froh, nicht diejenige zu sein, die von Vysotsky verhört wurde.