Читать книгу DAS AJAX-PROTOKOLL (Project 7) - Alex Lukeman - Страница 7
Kapitel 2
ОглавлениеNick Carter brauchte Direktorin Elizabeth Harker nur einen flüchtigen Blick zuzuwerfen, um zu wissen, dass es ein langer Tag werden würde. Harker leitete das PROJECT, eine Sondereinheit des Geheimdienstes, deren Existenz nur wenigen Amerikanern bekannt war.
Nick zog an seinem linken Ohr, wo ihm eine chinesische Kugel vor ein paar Jahren das Ohrläppchen abgerissen hatte.
»Direktorin, wieso habe ich das Gefühl, dass Sie mir gleich etwas erzählen werden, was ich eigentlich nicht hören will?«
Elizabeth drehte sich in dem großen Chefsessel, den sie so liebte, zu ihm um. Der Sessel ließ ihr ohnehin zierliches Äußeres noch kleiner erscheinen. Sie trug ihre bevorzugte Kombination aus einem schwarzen Hosenanzug und einer einfachen weißen Bluse. Nick war sicher, dass ihr Kleiderschrank eine reine Studie in Schwarzweiß sein musste. Eine smaragdgrüne Brosche an ihrem Jackett spiegelte die Farbe ihrer Augen wider.
»Sehen Sie sich das hier mal an.«
Harker tippte in ihre Tastatur. Auf einem Monitor an der Wand ihres Büros erschien ein Video, das Soldaten mit Sturmgewehren zeigte, die sich geduckt hinter steinerne Barrikaden kauerten, die sich quer über einen breiten Boulevard erstreckten. Aus einer Stadt im Hintergrund stiegen bedrohliche Rauchsäulen in den Himmel auf. Ein wilder Mob aus Menschen mit von Angst und Zorn verzerrten Gesichtern stürmte auf die Barrikaden zu. Nick sah, wie eine junge Frau mit einem Baby im Arm stolperte, fiel, und unter den Füßen des Mobs niedergetrampelt wurde. Niemand schien von ihr Notiz zu nehmen.
Die Soldaten eröffneten das Feuer, als die Menschenmenge über die Barrikaden kletterte. Dann verschwanden auch die Soldaten unter einem Meer aus kreischenden Menschen.
»Großer Gott«, stieß Nick hervor. »Wo ist das?«
»In Nowosibirsk. Das wurde vor etwa einer halben Stunde im russischen Fernsehen ausgestrahlt. Wir konnten es aufschnappen, bevor Moskau den Feed kappte.«
Sie tippte auf eine andere Taste. Das Bild wechselte zu einer Satellitenansicht. Die Kameras an diesem Vogel konnten aus einhundertneunzig Kilometern Höhe sogar noch eine Zeitung lesen.
Das Zentrum von Nowosibirsk glich einem Kriegsgebiet. Die Straßen waren verlassen. Hunderte Leichen lagen überall dort, wo sie zu Boden gesunken waren. Autowracks blockierten die Straßen. Es sah so aus, als hätten einige davon versucht, andere Fahrzeuge zu rammen. Schaufenster waren eingeworfen. Die Gehsteige waren mit Glasscherben übersät.
»Was ist da passiert?«, fragte Nick.
»Ich weiß es nicht. Aber was immer es war, es geschah sehr schnell. Alles verlief ganz normal. Doch dann scheint es, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Laut dem Zeitstempel der Satellitenübertragung verging keine halbe Stunde zwischen der Normalität und diesem Ergebnis.« Sie deutete auf den Bildschirm.
»Das ist unmöglich. Es dauert seine Zeit, bis sich ein Aufstand ausbreitet.«
»Und doch haben wir diesen Vorfall. Irgendetwas ist dort passiert, und ich will wissen, was es war.«
»Sie glauben also nicht, dass das ein rein russisches Problem ist?«, fragte Nick.
»Nein. Alles, was eine moderne Stadt in ein Irrenhaus verwandeln kann, stellt eine Bedrohung dar. Vielleicht war etwas in ihrem Trinkwasser. Vielleicht experimentierten die Russen mit etwas und es geriet außer Kontrolle.«
»Zum Beispiel?«
»In Nowosibirsk befindet sich das Vector Institut. Vector ist das russische Zentrum für biologische Kriegsführung. Es ist gut möglich, dass dort etwas ausgetreten ist.«
»Ein Virus, das Menschen durchdrehen lässt? Es müsste in die Luft gelangt sein, um alle gleichzeitig infizieren zu können.«
»Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl bei dieser Sache«, sagte Elizabeth. »Suchen Sie Ronnie und Selena und bringen Sie sie rauf.«
Ronnie Peete und Selena Connor waren zwei Mitglieder aus Nicks Team. Lamont Cameron ein drittes, doch Lamont befand sich gerade im Bethesda-Krankenhaus, wo er sich von einer Schusswunde erholte, die er sich in Jordanien zugezogen hatte. Die Kugel war in seine Lunge eingedrungen und hätte ihm beinahe das Leben gekostet.
»Sie sind unten auf dem Schießstand.« Nick rieb sich über die Stelle an seinem Kinn, an der er sich heute Morgen beim Rasieren geschnitten hatte.
Harker sah ihn an. »Okay. Und worauf warten Sie noch?«