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Kapitel 3

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Vor der Tür, die in die unteren Stockwerke führte, wäre Nick beinahe über den großen orangefarbenen Kater gestolpert, der auf dem Boden neben einem Katzenkorb lag. Burps war so groß wie manche Hunde, und klüger als die meisten von ihnen. Seine Ohren waren zerfleddert und abgerissen. Der Teppich war feucht von seinem Sabber. Es war typisch für ihn, seinen Korb zu ignorieren und stattdessen auf dem Boden zu schlafen. Nick stieg über ihn hinweg und begann die Wendeltreppe hinabzusteigen.

Das Hauptquartier des PROJECTs befand sich im ländlichen Teil Virginias, nicht weit von Washington entfernt. Abgesehen von dem breiten betonierten Hubschrauberlandeplatz am Ende der Einfahrt sah es wie ein typisch amerikanisches Mittelklassehaus aus – ein Ranch-artiges Gebäude, umgeben von Rasenflächen und Blumenbeeten. Ein etwas kleineres Gebäude, bei dem es sich um eine Garage hätte handeln können, stand etwas abseits des Hauses, und jenseits der Rasenflächen befand sich ein Werkzeugschuppen.

Der Anschein von Normalität war aber nur Illusion. Die Fenster hielten selbst Kaliber-.50-Geschosse ab. Die Vordertür bestand aus Stahl, und um eintreten zu können, musste man einen Code eingeben und einen Bio-Scanner passieren. Selbst die Verandatüren, die in den Garten hinausführten, konnten einem Fahrzeug standhalten, welches hindurchzubrechen versuchte.

Unter dem Rasen und den Blumenbeeten befanden sich drei Bunker, die zu Zeiten des Kalten Krieges einmal eine Nike-Staffel beherbergt hatten. Die Raketen dieses Programms waren schon lange verschwunden und durch ein Operationszentrum, Notquartiere, einen großen Raum für Computer und ein voll ausgestattetes Fitnessstudio und einen Schießstand ersetzt worden. Direkt neben dem Schießstand schloss sich die Waffenkammer an. Und selbst einen unterirdischen Swimmingpool gab es hier.

Nick öffnete die Tür zu der Schießanlage und zuckte beim Echo des Pistolenfeuers zusammen. Ronnie und Selena standen an der Feuerlinie. Plexiglasscheiben trennten die einzelnen Schießstände voneinander. Am anderen Ende der Schießanlage ließen sich automatisierte Ziele nach Belieben aufrufen.

Selena befand sich an der dritten Station. Sie gab einen letzten Schuss ab und der Schlitten ihrer Pistole blieb in zurückgefahrener Position stecken. Nick warf einen Blick auf ihre Zielscheibe, eine menschliche Silhouette mit einem netten Muster aus Einschusslöchern in der Brust. Sicherheitshalber hatte sie noch drei Schüsse in die Stirn platziert.

Sie sah auf, als er hereinkam, und lächelte ihn an. Seit beinahe zwei Jahren waren die beiden nun ein Paar und Nick konnte von diesem Lächeln nie genug bekommen. Manchmal, wenn er sie verstohlen ansah, fragte sich Nick, wie er bei einer Frau wie Selena landen konnte. Kernig war sicher noch das Beste, was man über ihn sagen konnte. Bei Selena waren sich jedoch alle einig, dass sie wunderschön aussah. Einer ihrer Wangenknochen saß etwas höher als der andere, was ihrem Gesicht die Bürde der perfekten Schönheit nahm. Ihr rötlich-blondes Haar schimmerte im Licht der Deckenlampen.

»Hey«, begrüßte sie ihn.

»Gut geschossen«, kommentierte er.

Sie lächelte wieder, nahm ihre Schutzbrille ab, unter der ihre veilchenblauen Augen zum Vorschein kamen.

Ronnie legte seine Pistole auf die Ablage, nahm seine Ohrschützer ab und drückte auf einen Knopf, um die Zielscheibe zurückfahren zu lassen. Er studierte das Muster der Einschüsse in der Mitte der Silhouette und legte sie dann auf den Haufen mit den anderen Zielscheiben, auf die er an diesem Tag bereits gefeuert hatte.

»Die neuen Westen sind da«, sagte er. »Kamen heute Morgen rein.«

Er lief die Feuerlinie entlang, bis zu einem leeren Schießstand. Auf dessen Bank lagen sechs dunkle, gepanzerte Schusswesten, dafür entworfen, ihre Träger gegen jeden Treffer zu schützen, mit Ausnahme von Schüssen in den Hals, den Kopf oder in eine der Extremitäten. Die Westen wurden an den Seiten und in der Leiste festgezurrt.

Nick hob eine von ihnen auf und prüfte das Gewicht. »Leicht«, sagte er. »Um einiges leichter als die, die wir derzeit benutzen.«

Ronnie grinste ihn an. »So ist es, aber sie halten trotzdem problemlos alles unter Kaliber .50 ab. Sie sind mit irgendeiner neuartigen Nano-Keramik-Technologie hergestellt, die Sekundärschäden vermeiden soll.«

»Wie gebrochene Rippen, meinst du? Damit kennst du dich ja aus.«

»Ich hab die letzten beiden noch nicht richtig überstanden«, erwiderte Ronnie.

Mit einer Schussweste von einer Kugel getroffen zu werden, war kein Spaß. Normalerweise zog man sich wenigstens ein paar gebrochene Rippen zu. Auch wenn die Weste ein Projektil aufhalten konnte, bestand immer noch die Gefahr, dass der hydrostatische Schock des Aufpralls einen umbrachte.

»Ich hoffe, wir müssen die Westen nicht austesten«, sagte Nick und legte die Körperpanzerung auf den Stapel zurück.

Ronnie lief an seine Station und begann seine Waffe auseinanderzunehmen, eine Sig Sauer P229 mit Kaliber .04 Smith& Wessen-Munition. Jeder im Team des PROJECTs trug eine Sig.

Ronnie war ein Navajo-Indianer, ein kräftiger, muskulöser Mann, nur fünf Zentimeter kleiner als Nick. Er lebte allein in einem Appartement am Rande der Stadt. Soweit Nick wusste, galt Ronnies einzige Schwäche seiner umfangreichen Kollektion aus Hawaiihemden.

»Harker will uns oben sehen«, sagte Nick.

»Wo brennt es denn dieses Mal?«, wollte Ronnie wissen.

»Keine Ahnung. Russland vielleicht.«

»Du weißt es nicht? Wie können wir eine Mission haben, wenn wir nicht wissen, wo wir hinsollen?«

»Schätze, dass wir das noch herausfinden werden. Seid ihr beide soweit fertig?«

»Sobald ich meine Waffe gesäubert habe«, antwortete Selena.

»Gilt auch für mich«, stimmte Ronnie ihr zu.

»Dann kommt in Harkers Büro, wenn ihr fertig seid.« Nick lief wieder nach oben.

Stephanie Willits unterhielt sich gerade mit Harker, als Nick das Büro betrat. Steph war Harkers Stellvertreterin und ein Computergenie. Das PROJECT verfügte über maximal aufgerüstete Crays, die sich mit denen in Langley messen konnten, und Steph konnte mit ihnen Dinge anstellen, die an Wunder grenzten. Sie trug einen dunkelblauen Rock und eine Bluse, die ihre dunkelbraunen Haare zur Geltung brachte. Steph liebte große, herunterhängende Ohrringe und goldene Armbänder an ihrem linken Handgelenk. Nick mochte sie.

Von ihrem Platz am Schreibtisch konnte Elizabeth durch die Verandatüren auf die großzügige, mit grauen Steinen gepflasterte Veranda hinaussehen. Dahinter erstreckten sich Rasen und in voller Sommerblüte stehende Blumenbeete, die in einem sanften Abhang bis zu einer Baumgrenze abfielen, welche die Rückseite des Anwesens abschloss.

Gegenüber von Elizabeths Schreibtisch stand eine lange Ledercouch, flankiert von zwei Sesseln. Nick nahm am Rand der Couch Platz. Stephanie wählte einen der Sessel. Als auch Selena und Ronnie zu ihnen stießen, ließen sie sich ebenfalls auf der Couch nieder.

Harker begann mit den Unruhen in Nowosibirsk. Dann wandte sie sich Stephanie zu.

»Steph, was haben Sie für uns?«

»Langley weiß nicht, was dort vorgefallen ist«, erklärte Stephanie. »Moskau hat eine Spetsnaz-Division in die Stadt abkommandiert. Sie sollten in diesen Minuten in der Stadt ausschwärmen.«

»Eine ganze Division?« Nick war überrascht. »Diese Jungs schickt man nicht ohne Grund los. Die Lage muss komplett außer Kontrolle geraten sein.«

»Da ist noch etwas anderes«, sagte Stephanie. »Ich beschloss, mir mal die Satellitenaktivität über Russland anzusehen und stieß auf eine Anomalie. Sie wäre mir beinahe durchgerutscht. Es könnte auch ein Zufall sein, aber das glaube ich nicht.«

»Ich mag weder Zufälle noch Anomalien«, sagte Elizabeth. »Was ist es?«

»Kurz bevor die Unruhen ausbrachen, gab es eine Hochfrequenzübertragung, mit Nowosibirsk als Zentrum. Vielleicht hat es mit den Ereignissen zu tun. Ein Angriff vielleicht.«

»Was für eine Art von Übertragung?«

»Ein Mikro-Ausbruch an Energie. Ein Signal. Direkt, bevor die Lage eskalierte.«

»Woher kam dieses Signal?«

»Nun, das ist genau die Frage«, sagte Stephanie. »Es gab zu diesem Zeitpunkt nur drei Satelliten, die infrage kommen. Einer von ihnen russisch. Aber ich glaube nicht, dass die Russen ihre eigene Stadt angreifen würden. Der andere war chinesisch, ist aber ein Kommunikationssatellit.«

»Sie sagten drei. Welcher ist der Dritte?«, hakte Elizabeth nach.

»Einer von uns, relativ neu, der erst vor sechs Monaten hinaufgeschossen wurde und vom Pentagon kontrolliert wird. Seinen Zweck kenne ich nicht. Überwachung, nehme ich an.«

»Glaubst du, das Pentagon hat Russland damit gegrillt?«, fragte Ronnie.

»Das habe ich nicht gesagt. Soweit ich weiß, verfügen wir derzeit über nichts, was einen solchen Effekt produzieren kann. Aber diese elektronische Entladung ist ein Warnsignal«, sagte Stephanie, »und unser Satellit befand sich direkt über dem Gebiet.«

»Ich glaube nicht, dass wir so etwas tun würden, selbst wenn wir dazu in der Lage wären«, sagte Selena. »Das könnte Krieg bedeuten, und das will niemand.«

Für einen Moment wurde es still im Raum, denn jeder hier wusste, was ein solcher Krieg bedeuten würde.

Dann sagte Nick: »Niemand in diesem Raum will einen Krieg. Aber wenn Steph recht hat, dann hat jemand absichtlich diese Unruhen ausgelöst und das irgendwie mit Hilfe eines Satelliten.«

Harker seufzte. »Steph, es muss eine Befehlsübertragung vom Boden gegeben haben, um den Satelliten zu aktivieren. Sehen Sie nach, ob Sie den Ursprung des Signals bestimmen können.«

»Sobald wir hier fertig sind, werde ich mich an die Computer setzen und die Quelle des Signals aufspüren.«

»Und was sollen wir tun, Direktorin?«, fragte Nick.

»Halten Sie sich bereit. Solange wir nicht mehr wissen, können wir nicht viel tun.«

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