Читать книгу Thriller-Doppel: Erwürgt/Mördertränen - Alfred Bekker - Страница 14
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WIR NAHMEN DIE PERSONALIEN der beiden jungen Männer auf. Sie hießen Ricky Spalding und Jay Beltran.
„Die Sache mit Carla McGray sollen wir überprüfen“, fand Milo. „Am Ende haben wir es nur mit einem einfachen Rachedrama zu tun - und nicht mit den Ausläufern eines Drogenkriegs um Verteilernetze für Crack.“
„Du vergisst das Seil, das man Rizzo um den Hals gehängt hat“, gab ich zu bedenken.
„Das war ein Allerweltsseil, Jesse. Es könnte sich jemand an diese Serie als Trittbrettfahrer drangehängt haben.“
„Dazu passt Rizzo wiederum zu perfekt ins bisherige Opfer-Profil!“
„Eben deshalb!“
„Aber vorher befragen wir noch einmal die Lady, die uns auf den Hof geschickt hat.“
„Wieso?“
„Sie hat uns angelogen, Milo und ich möchte wissen, was bei ihr zu Tage kommt, wenn wir etwas nachbohren.“
„Vielleicht nur, dass sie vor der herrschenden Gang so viel Respekt hat, dass sie lieber mit niemandem spricht, der von der Polizei oder dem FBI kommt!“
„Und wenn schon! Dann sagt das auch etwas.“
Wir kehrten in das Haus zurück und suchten im Erdgeschoss nach Apartment 1.01. Der Name Susan Cabanez stand in verblassten Buchstaben auf dem Klingelschild.
Milo klingelte.
Zunächst erfolgte keine Reaktion.
„Mrs Cabanez, hier ist noch mal das FBI. Wir haben noch ein paar Fragen!“
Erneut warteten wir. Auf der anderen Seite der Tür waren jetzt Geräusche zu hören. Etwas, das wie Schritte klang.
In diesem Moment tauchte Susan Cabanez im Korridor auf. Offenbar hatte sie in der Zwischenzeit das Haus verlassen und kehrte nun zurück. Sie hielt ein Verbandskissen vor den Bauch gepresst.
Ihre Augen waren schreckgeweitet.
„Bitte nicht...“, sagte sie.
Milo und ich entfernten uns von der Wohnungstür. Milo postierte sich rechts davon mit der Waffe in der Hand. Ich zog ebenfalls die Dienstwaffe und trat ihr entgegen. „Der Kerl mit dem verletzen Bein ist in Ihrer Wohnung, nicht wahr?“ Ich sprach mit gedämpfter Stimme.
„Er hat mein Baby!“, flüsterte sie. Draußen waren Sirenen zu hören. Das musste die Verstärkung sein, die Milo gerufen hatte. Aber die kam jetzt in einem ungünstigen Augenblick. Der Krach durch die Sirenen war bestens dazu geeignet, den Täter in Panik zu versetzen und eine Kurzschlusshandlung auszulösen.
„Keine Sorge, wir werden nichts tun, was Ihr Baby gefährdet“, versprach ich, während Susan Cabanez bereits die Tränen über das Gesicht liefen.
Ihr Make-up wurde zu einem Aquarell.
„Er wartet auf mich“, flüsterte sie zitternd. „Ich sollte ihm Verbandszeug holen – wegen seinem Bein. Da habe ich das Erste Hilfe Kissen aus meinem Wagen geholt. Er steht um die Ecke.“
„Okay.“
Ich griff zum Handy.
Über das zuständige Revier ließ ich mich mit Einsatzleiter der NYPD-Beamten verbinden, die sich gerade näherten.
„Wir haben einen Entführungsfall in dem ein Kleinkind betroffen ist“, fasste ich die Lage zusammen und gab die genaue Adresse und Apartmentnummer durch.
„Am besten gehe ich zu ihm herein und verbinde ihm seine Schusswunde“, schlug Susan Cabanez vor.
„Dann hat der Kerl eine zweite Geisel!“
„Aber er wird denken, dass ich die Polizei gerufen habe, wenn ich nicht mehr bei ihm auftauche!“
Die Sirenen verstummten. Die Kollegen von der City Police würden jetzt dafür sorgen, dass der Block weiträumig abgesperrt wurde.
Aus der Wohnung drangen jetzt polternde Geräusche, so als ob etwas umgestürzt wäre.
Dass Baby schrie.
Uns blieb keine andere Wahl, als zu handeln, auch wenn das Risiko hoch war.
Für uns und das Baby.
Milo und ich wechselten einen Blick. Er nickte. Auf die Verstärkung zu warten wäre jetzt fahrlässig gewesen.
Milo trat die Tür ein. Sie flog zur Seite. Ich stürzte mit der Waffe in der Hand in das Apartment. Das Baby lag in seiner Wiege und schrie noch immer. Der Flüchtige hatte sich zum Fenster geschleppt. Sein verletztes Bein war dunkelrot. Die Wunde blutete stark und war längst durch den hellblauen Stoff seiner Jeans gedrungen.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht stand er da, wollte offenbar aus dem Fenster klettern und riss jetzt das Sturmgewehr hoch.
Anschließend erstarrte er.
Wie gefroren wirkte er.
„Das Spiel ist aus!“, rief ich. „Bevor Sie geschossen haben, drücke ich ab!“
Einen Augenblick lang verharrte er regungslos. Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Dann ließ er das Gewehr sinken. Es glitt zu Boden. An der Mauer ließ er sich zu Boden rutschen. Das Gesicht war schmerzverzerrt.
Milo war sofort bei ihm und nahm die Waffe an sich.
„Sie sind verhaftet“, stellte ich klar und klärte ihn über seine Rechte auf.
„Ihre verdammten Sprüche können Sie sich sparen!“, presste der Kerl zwischen den Zähnen hindurch. Die Wunde am Bein schien ihm ziemlich zuzusetzen.