Читать книгу Thriller-Doppel: Erwürgt/Mördertränen - Alfred Bekker - Страница 21
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AM FRÜHEN ABEND TRAFEN wir uns mit einigen unserer Kollegen in der Nähe eines Billard-Lokals, das den Namen ‚The Trap’ trug. Unter den Kollegen, die an diesem Einsatz teilnahmen, waren auch Clive Caravaggio und unser indianischer Kollege Orry Medina sowie die Special Agents Fred LaRocca und Josy O'Leary.
„Wir haben die Wohnung von George Rizzo durchsucht“, wandte sich Clive an mich. Der flachsblonde Italoamerikaner war nach unserem Chef Jonathan D. McKee der zweite Mann in unserem New Yorker Field Office. „Der Computer wird noch untersucht und dasselbe gilt für die Telefonverbindungen.“
„Er hatte ein wahres Waffenlager zu Hause“, ergänzte Orry. „Er hat mit allem gedealt, was verboten ist. Heroin, Kokain oder synthetische Drogen. Wir fanden auch eine Apparatur, mit deren Hilfe er Kokain mit Backpulver aufgekocht und verlängert hat.“
„Crack“, murmelte ich.
„Damit ist der größte Profit zu erzielen, weil in die ‚Steine’ natürlich immer nur ein Bruchteil des eigentlichen Kokains hineingestreut wird!“
„Von wem wurde er beliefert?“, fragte ich.
„Die Kollegen der DEA zählen ihn zum Verteilernetz von Big Paco Moreno, dem aufstrebenden Stern des puertoricanischen Drogensyndikats.“
In diesem Punkt deckte sich die Ansicht unserer DEA-Kollegen offenbar mit Allisons Annahme.
„Und die ‚Spiders’? Ich wette, die bekommen ihren Stoff aus anderer Quelle“, nahm ich an.
Clive nickte. „Big Paco würde die ‚Spiders’ am liebsten aus der Bronx fegen und durch seine eigenen Dealer ersetzen. Das tun er auch – und zwar durch Niedrigpreise. Umgekehrt hat sich das Territorium der Gang innerhalb eines halben Jahres verdoppelt. Zwischen Gordon und Moreno herrscht eine Art Krieg. Wer die Spiders beliefert ist unbekannt, aber es mehren sich die Anzeichen, dass sie nicht in irgendeine feste Syndikatsstruktur eingegliedert sind, sondern sich ihren Stoff nach Marktlage besorgen.“
„Das ist ein riskantes Spiel!“
„Aber es erklärt zumindest teilweise ihre Brutalität.“
„Wurden die beiden anderen Opfer, die wir mit einem Strick aufgefunden haben, nicht auch mit Paco Moreno in Verbindung gebracht?“, fragte ich.
„Ja“, bestätigte Clive. „Und das erhärtet den Verdacht gegen Gordon und die Spiders.“
Damit hatte unser Kollege natürlich Recht. Hinter Paco Moreno stand ein mächtiges Syndikat, das es sich leisten konnte, die Konkurrenz durch Dumping-Preise aus dem Markt zu drängen. Für Gang Leader wie Monty Gordon blieb nur die blanke Gewalt, um sich dagegen zu wehren, wenn sie sich gegen Morenos Organisation behaupten wollten.
Fred LaRocca und Josy O'Learys beobachteten ‚The Trap von außen. Die mit etwas Verspätung eintreffenden Kollegen Jay Kronburg und Leslie Morell postierten sich in der Nachbarstraße so, dass sie den Hintereingang im Blick hatten, während Milo und ich zusammen mit Orry und Clive das Lokal betraten.
Ein breitschultriger Mann mit Ledermütze und Bodybuilderfigur wollte uns bereits am Eingang wieder hinausweisen, aber die ID-Card, die Clive Caravaggio ihm unter die Nase hielt, belehrte ihn eines Besseren. „Dies ist ein sauberer Laden“, behauptete er.
„Wie heißen Sie?
„Knowle Callaghan.“
„Wenn Sie hier bestimmen können, wer ein und aus geht, dann sagt Ihnen sicher der Name Monty Gordon etwas.“
Der Kerl grinste. „Im Gegensatz zu Ihnen frage ich nicht jeden nach seinem Namen, der hier auftaucht!“
Clive hielt ihm den Zeigefinger wie eine Waffe entgegen. „Jetzt hören Sie mir gut zu, Mister Callaghan! Wir können Sie auch mit zur Federal Plaza nehmen, Sie erkennungsdienstlich behandeln und Ihren Namen und Ihr Gesicht durch den Computer laufen lassen. Wenn dieser Abgleich nur irgendeinen Zusammenhang mit Monty Gordon ergibt, dann werden Sie eine Menge Probleme bekommen, denn Gordon sitzt bis zum Hals im Dreck.“
„Sie suchen Gordon?“, fragte er sichtlich beeindruckt. Seine Frage diente einzig und allein dem Zweck etwas Zeit zu gewinnen. „Die Mühe, hier zu suchen, können Sie sich getrost sparen. Monty ist nicht hier.“
„Reden wir drinnen weiter. Wir würden uns nämlich gerne selbst davon überzeugen“, verlangte ich.
Knowle Callaghan knurrte irgendetwas vor sich hin. Dass er plötzlich so handzahm war, musste damit zusammenhängen, dass er auf keinen Fall mit der Justiz in Konflikt kommen wollte. Vielleicht hatte er noch eine Bewährung laufen oder war zu einem Gerichtstermin nicht erschienen.
Im Inneren von ‚The Trap’ herrschte gedämpftes Licht. Heavy Metal Musik lief im Hintergrund. Höchstens ein Dutzend Billardspieler waren an den Tischen und ließen die Kugeln über den grünen Filz schnellen.
Callaghan führte uns zum Schanktisch.
Ein hagerer Mann mit hoher Stirn stand dahinter. Er hatte die Arme verschränkt, die mit Tätowierungen übersät waren.
„Das sind FBI-Agenten, die suchen Monty“, berichtete Callaghan.
Ich hielt dem Hageren meinen Ausweis hin.
„Wollen Sie mir hier das Geschäft ruinieren oder was soll das?“, rief der Mann empört.
„Ganz ruhig!“, versuchte ihn Clive zu beschwichtigen. „Und was Ihr Geschäft angeht, so kommt es ganz darauf an, welches Geschäft Sie meinen. Gegen Billard und Bier hat bei uns niemand etwas.“
Ich ließ unterdessen den Blick durch den Schankraum schweifen. Mir fiel ein junger Mann auf. Er wirkte ziemlich schmächtig und trug eine Baseballmütze mit der Aufschrift ‚Brand New’. Er drückte sich in Richtung einer Tür, die wohl zum Hinterausgang führte. Seine Jacke glitt zur Seite und gab für einen kurzen Moment den Blick auf den Griff einer Automatik frei.
Schon der Waffenbesitz wäre Grund genug gewesen, ihn festzunehmen. Aber angesichts der unübersichtlichen Lage in dem Billard-Lokal wäre es unverantwortlich gewesen, eine übereilte Aktion durchzuführen.
Der Mann mit der Brand New-Mütze verschwand schließlich durch die Tür.
Wir waren alle über ein Head Set miteinander verbunden. Ich wandte mich leise an die Kollegen. „Da kommt jetzt ein Kerl durch den Hintereingang“, sagte ich. „Das ist zwar keines der Gesichter, die wir im Moment im Visier haben, aber ich glaube kaum, dass der sich ohne Grund aus dem Staub macht! Außerdem trägt er eine Pistole unter der Jacke.“
„Verstanden, Jesse! Er taucht hier gerade auf!“, meldete unser Kollege Jay Kronburg. „Jetzt steigt er in einen Wagen. Blauer Ford, das Kennzeichen geben wir gleich mal durch den Computer.“
Nur wenige Augenblicke war das Ergebnis da.
„Der Wagen gehört Cole Davis, zweimal wegen Drogenhandels verurteilt, saß vier Jahre auf Rikers Island und gehört mutmaßlich zu den ‚Spiders’.“
„Dann hinterher!“, meinte ich.
„Das übernehmen wir“, entschied Josy O'Leary. „Der Wagen muss gleich aus der Ausfahrt kommen und bei uns auftauchen. Dann hängen wir uns dran.“