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„Du denkst wirklich, dass dieser Omienburg etwas damit zu tun hat?”, fragte Rudi kopfschüttelnd, nachdem wir wieder allein waren. Wir fuhren zum Gebäude des BKA BKA-Büro von Frankfurt. Der dortige Chef, Herr Gradon, wollte uns sprechen. Es ging natürlich um den Tod von Kommissar Theodor Nesch.

„Die Beschreibung, die Ferdinand Chovsky gegeben hat passt doch wie die Faust aufs Auge!”

„Harry, der Kerl ist noch nicht einmal sicher, ob er ihn wiedererkennen würde!”

„Sieh mal im Internet nach, ob es Fotos von Omienburg gibt.”

Rudi nahm sein Smartphone. Die Bildersuche war ergebnislos. Weder die Mitarbeiterseite noch irgendein öffentliches Profil in einem Sozialen Netzwerk oder ein online gestellter Zeitungsartikel über die Projekte der Kampf den Drogen Stiftung zeigte ein Foto von ihm.

„Negativ, Harry. Der Mann lässt sich offenbar nicht gerne fotografieren. Und davon abgesehen hätte uns das Foto gerade etwas genützt, als wir mit Chovsky zusammen waren. Dann hätte er den Kerl entweder identifizieren können oder wir hätten dir diese fixe Idee damit ein für alle mal ausgetrieben, Harry!”

„Chovsky ein Foto von Omienburg zeigen, das kann man ja nachholen”, sagte ich.

„Harry, du verschwendest unsere Zeit!”

„Meinst du?”

„Nehmen wir mal an, Chovsky würde ihn wiedererkennen. Das wäre die Aussage eines Kleindealers gegen einen Mann, der im Auftrag der Kampf den Drogen Stiftung den Drogenmissbrauch bekämpft. Wie glaubwürdig wäre das? Davon abgesehen, dass der Zeuge sowieso nicht besonders präzise war und man das kaum eine richtige Aussage nennen kann.”

„Dass der Zeuge unzuverlässig ist, muss nicht heißen, dass es nicht genauso passiert ist, wie Chovsky gesagt hat, Rudi!”

„Und wenn es ganz anders war? Wenn dieser Klein-Dealer, von dem wir wissen, dass er zu Kerimovs Organisation gehört, jetzt einfach für sich etwas herausholen und die Schuld auf jemand anderen lenken wollte? Jemanden, den er vielleicht sogar kennt und mit dem er unter Umständen sogar schon Ärger hatte. Das könnte nämlich gut sein!”

„Rudi, das ist reine Spekulation.”

„Und das, was du über diesen Anti-Drogen-Kämpfer sagst etwa nicht?”

„Ich will einfach sicher gehen.”

Wir stiegen aus. Mein Handy klingelte. Ich nahm das Gespräch entgegen. Es war Dr. Lin-Tai Gansenbrink.

„Hallo Harry. Sie hatten doch noch eine kleine Spezialaufgabe für mich und wollten wissen, ob ein gewisser Gieselher Omienburg vor ungefähr fünf bis sieben Jahren in Hamburg gewesen sein könnte.”

„Richtig. Und?”

„Er hat sogar dort gelebt. Zumindest gab es in dem fraglichen Zeitraum einen Gieselher Omienburg mit derselben Sozialversicherungsnummer wie der, der heute für die Kampf den Drogen Stiftung arbeitet.”

„Was hat er damals gemacht?”

„Er war Immobilienmakler und in einem Maklerbüro angestellt. Und zwar bis vor ziemlich genau fünf Jahren. Danach gibt es eine Lücke. Ich habe nichts darüber herausfinden können, wo er in dieser Zeit gearbeitet hat.”

„Wann hat er seine Tätigkeit in Frankfurt aufgenommen?”

„Das ist noch nicht lange her. Kein halbes Jahr. Dazwischen klafft leider eine Lücke, aber was da passiert ist, bekomme ich auch noch heraus, falls das jetzt in diesem Fall Priorität haben sollte...”

„Um ehrlich zu sein, weiß ich noch nicht, ob dieser Omienburg wirklich so wichtig ist. Aber es gibt schon ein paar Dinge, die ihn damit in Verbindung bringen.”

„Die zeitliche Korrelation mit den Fakten der Heroin-statt-Kokain-Serie stimmen jedenfalls überein.”

„Und zusammen mit Irfan Kerimov ist er der Einzige, der in dieser ganzen Angelegenheit eine Rolle spielt, der sowohl zur richtigen Zeit in Hamburg, als auch in Frankfurt war.”

„Richtig. Und beide hatten eine Auszeit zwischen diesen der Hamburg-Phase und der Frankfurt-Phase dieser Verbrechensserie”, bestätigte Lin-Tai.

„Den Grund für Irfan Kerimovs ‘Auszeit’ kennen wir”, sagte ich. „Er saß im Knast.”

„Also ich muss zugeben: Unter rein mathematischen Gesichtspunkten ist da einfach eine eindeutige Korrelation zu konstatieren, auch wenn ich im Moment keinen Schimmer habe, was ein Drogenhändler und ein Anti-Drogen-Aktivist miteinander zu tun haben können - abgesehen davon, dass sie eigentlich so etwas wie natürliche Fressfeinde des anderen sein müssten. Oder sehe ich das falsch.”

„Stimmt. Das macht das Ganze so rätselhaft.”

„Ich bekomme heraus, was mit Omienburg in den dunklen Jahren passiert ist. Versprochen.”

„Können Sie mir auch ein Foto von ihm besorgen?”

„Eins aus der Jugend oder ein hochaktuelles?”

„Eins, dass ich vorzeigen kann, wenn ich ihn identifiziert haben möchte. Aber im Internet scheint er sich nicht herumgetrieben zu haben. Da gibt’s nichts von ihm.”

„Naja, ich wette, da gibt es ein paar nicht öffentliche Speicher, auf denen es Fotos von ihm geben muss. Zumindest wenn er eine gültige Fahrlizenz haben sollte oder...”

„Ich will gar nicht wissen, wo Sie das herholen, Lin-Tai.”

„Wie Sie wollen, Harry.”

Wenig später hatte ich das Gespräch beendet. Rudi und ich gingen mit eiligen Schritten durch die Flure.

„Was sagst du jetzt, Rudi? Er war in Hamburg! Zur richtigen Zeit! Vielleicht war er der Typ, mit Bart, der die Leute zuerst beobachtet hat! Und vielleicht war auch Friedhelm keineswegs paranoid, wie seine Frau meinte, sondern...”

„Harry, das ist der fünfte Schritt vor dem ersten.”

„Kann ja sein, aber...”

„Und eins solltest du nicht aus den Augen verlieren: Wie sollte er an den Stoff kommen?”

„Die einfachste Erklärung wäre, er arbeitet mit Kerimov zusammen.”

„Das wäre auch gleichzeitig die idiotischste Erklärung. Ein Drogenhändler und ein Mann der Kampf den Drogen Stiftung! Harry!”

„Das hatten wir doch schon.”

„Harry, wir suchen nicht die einfachste Lösung, sondern die Wahrheit. Uns fehlt einfach noch irgendetwas. Oder das Ganze ist insgesamt nur ein Hirngespinst.”

„Oder die Sache ist so einfach, dass wir nur den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen...”


Kommissar jagt Killer: 7 Strand Krimis

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