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Sheldon machte uns eine umfangreiche Liste, die per Fax sofort zu unserem Field Office an der Federal Plaza ging, damit sich unsere Innendienstler darum kümmern konnten. Die genannten Personen mussten überprüft werden.

Als Milo und ich wieder im Sportwagen saßen und Rikers Island verließen, telefonierten wir mit Mr McKee. Die Freisprechanlage war auf laut geschaltet, sodass wir beide mithören konnten.

„Nehmen Sie diesen Easton fest“, wies er uns an. „Vielleicht kommen wir über ihn auch an Monty Gordon heran!“

„Das denke ich auch. Schließlich steht Kenneth Easton ja wohl deutlich höher in der Gang-Hierarchie.“

„Die Schnellabfrage über NYSIS listet die üblichen Vorstrafen auf, die man bei jemandem wie ihm erwarten kann. Aber aktuell liegt nichts gegen ihn vor. Ist Harry Branson noch bei Ihnen, Jesse?“

„Er folgt uns in seinem Wagen.“

„Dann sind Sie zu dritt. Das müsste eigentlich reichen, um Easton festzusetzen. Machen Sie sich auf den Weg, der Haftbefehl dürfte eine Formsache sein, nachdem wir die Aussage von Roger Sheldon haben.“

„In Ordnung.“

„Verstärkung ist übrigens unterwegs. Gehen Sie kein Risiko ein. Dieser Easton gilt als gefährlich.“

Anschließend sprachen wir noch mit Max Carter. Eine erste Überprüfung von Clarissa Maxwell ergab mehrere Verurteilungen wegen Prostitution.

„Wenn du mich fragst, dann ist dieser Easton nicht ihr Freund, sondern ihr Zuhälter!“, vermutete Max am Telefon.

Während der Fahrt ließen wir auf dem TFT-Bildschirm unseres Jaguars Fotos anzeigen, die sowohl Kenneth Easton, als auch Clarissa Maxwell bei ihren letzten Verhaftungen zeigten.

Schließlich mussten wir die beiden wieder erkennen, wenn sie uns über den Weg liefen.

Zwanzig Minuten später hatten wir die Adresse erreicht, die Roger Sheldon uns genannt hatte.

Der Coffee Shop war ziemlich groß und nahm den Großteil des Erdgeschosses ein. Daneben gab es noch einen Blumenladen, eine Wäscherei und einen mexikanischen Schnellimbiss der ‚Hot & Spicy’-Kette. Der Straßenrand war mit Fahrzeugen zugeparkt.

Außerdem befanden sich relativ viele Passanten vor dem Gebäude.

„Für eine Verhaftung gibt es wirklich günstigere Orte!“, meinte Milo.

Wir stiegen aus.

Harry Branson war uns in seinem unscheinbaren Dienstwagen gefolgt. Er hatte nur etwa ein Dutzend Yards hinter uns geparkt.

„Ich schlage vor, dass wir ihn uns holen, solange er noch in der Wohnung ist“, sagte Branson.

„Woher wollen Sie wissen, dass er dort ist?“, fragte ich.

„Ich habe eine Fahrzeughalter-Abfrage über NYSIS gemacht. Auf Kenneth Easton ist kein Fahrzeug zugelassen – aber auf Clarissa Maxwell gleich zwei.“ Er deutete auf den Geländewagen, der die Sicht auf die Hot& Spicy’-Filiale teilweise verdeckte. „Das da ist eigentlich sein Wagen, da gehe ich jede Wette ein.“

Die Frage, ob wir das Gebäude erst noch länger beobachten und auf Verstärkung warten oder gleich zuschlagen sollten, erübrigte sich, als wir Easton aus der Tür des Coffee Shops kommen sahen. Er wandte sich in Richtung des Geländewagens, der auf den Namen von Clarissa Maxwell zugelassen war.

Wir überquerten die Straße.

Milo wandte sich nach links und umrundete den Geländewagen, einen Ford Maverick. Branson schlug einen Bogen nach rechts, in der Nähe Eingangs zum Coffee Shop stehen blieb, während ich direkt auf Easton zuging.

„FBI, stehen bleiben und Hände hoch!“, rief ich, riss die Waffe und den Ausweis hervor. Milo und Branson taten dasselbe.

Easton riss seine Waffe hervor und feuerte sofort. Er traf Branson, der zu Boden sank. Die Kugel war glatt durch den Brustkorb geschlagen und aus dem Rücken wieder ausgetreten.

Easton stolperte, feuerte wie wild um sich und rannte zurück in den Coffee Shop. Ich setzte nach. Milo ebenfalls.

Während ich in den Coffee Shop stürmte, kümmerte sich Milo um Branson, der offenbar noch lebte.

Die Eingangstür des Shops flog zur Seite.

Ich stürzte in den Schankraum und sah gerade noch, wie Easton durch einen Hinterausgang verschwand. Vorher feuerte er noch in meine Richtung. Der Schuss zischte an mir vorbei. Eine der großen, zur Straße ausgerichteten Fensterscheiben ging zu Bruch. Etwa ein Dutzend Gäste befanden sich in dem Coffee Shop. Sie waren für mich schon Grund genug, nicht einfach über ihre Köpfe hinweg zurückzufeuern und damit das Leben Unbeteiligter zu gefährden.

Ich folgte dem Flüchtigen. Dabei hielt ich meinen Ausweis hoch. „FBI! Bleiben Sie in Deckung!“

Einige der Gäste hatten sich unter den Tischen verkrochen.

Ich erreichte den Hinterausgang, pirschte mich mit der Dienstwaffe in der Rechten an und stieß die Tür auf. Ein Korridor eröffnete sich. Aber es war niemand zu sehen. Ich hetzte weiter. Vorbei an der Küche, einer Vorratskammer und schließlich den Toiletten.

Dass Easton sich dort verkrochen hatte glaubte ich nicht. Er musste so schnell wie möglich aus dem Gebäude flüchten, wenn er überhaupt eine Chance haben wollte, uns zu entkommen.

Der Korridor machte eine Biegung.

Dann erreichte ich eine Tür, trat sie zur Seite und befand mich wieder im Freien. Ein Parkplatz, der von mehreren Gebäuden umrahmt wurde, schloss sich hier an.

Aus einem Lieferwagen räumten zwei Männer Kisten aus. Sie sahen mich erstaunt an.

„FBI! Wo ist der Mann, der gerade hier her ins Freie gelaufen ist?“, fragte ich.

„No he comprendido, Señor!“, behauptete einer von ihnen.

„Qué es pasado?“, fragte der andere.

In der Bronx gibt es die größte puertoricanische Gemeinde außerhalb von Puerto Rico und es ist durchaus möglich, dort aufzuwachsen, ohne jemals ein Wort Englisch sprechen zu müssen. In diesem Fall nahm ich allerdings eher an, dass die sprachliche Unfähigkeit vorgetäuscht war.

Die Männer wollten einfach nicht mit uns reden.

In diesem Augenblick schnellte hinter einem der Müllcontainer auf der anderen Seite des Parkplatzes eine Gestalt aus der Deckung heraus.

Es war Easton. Rücksichtslos feuerte er in meine Richtung. Die beiden Latinos duckten sich sofort hinter die parkenden Fahrzeuge. Ich ebenfalls.

Der Geschosshagel verebbte. Schritte klackerten auf dem Asphalt. Easton trug messingbeschlagene Cowboystiefel. Sie blitzten kurz auf, als die Sonnenstrahlen sie erfassten. Danach gelangte er in eine Schattenzone.

Ich setzte in geduckter Haltung nach.

In der Ferne hörte ich bereits Sirenen, sowohl die City Police als auch der Emergency Service waren unterwegs und die verschiedenen Hornsignale überlagerten sich.

Ich rannte durch die engen Gassen, die zwischen den parkenden Fahrzeugen gelassen worden waren. Ein Labyrinth aus Autos. Immerhin bot es mir Deckung, als Easton plötzlich stehen blieb und das Magazin seiner Automatik in meine Richtung leer feuerte. Er schoss in rascher Folge und sehr gezielt. Die Schüsse zischten dicht über mich hinweg. Ich feuerte kurz zurück und duckte mich dann hinter einen Van. Dessen Scheiben wurden im nächsten Moment von den Kugeln meines Gegners in Scherben geschossen. Ein Regen aus Glassplittern ging über mir nieder und einige dieser kleinen Splitter gerieten in meine Haare und die Kleidung. Ich versuchte sie abzuschütteln.

Das charakteristische Klackern der Cowboystiefel war wieder zu hören. Seine Schuhe waren alles andere als für einen schnellen Spurt geeignet. Vielleicht war das der entscheidende Vorteil, den ich auf meiner Seite hatte.

Sobald Easton aufgehört hatte, auf mich zu schießen, schnellte ich wieder aus der Deckung.

Von Easton war keine Spur mehr zu sehen. Ich nahm an, dass er sich in der nah gelegenen Hauptstraße einfach unter die Passanten gemischt hatte.

Als ich die Straße erreichte, überquerte er sie gerade und nahm hinter einem Lastwagen Deckung. Der Verkehr war dicht und bewegte sich im Rhythmus der Grünphasen der nahen Ampel.

Im Moment war rot und so hatte alles gestoppt.

Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich ein stillgelegtes Lagerhaus. Ein Bretterzaun grenzte das Grundstück gegen die Umgebung ab. Insgesamt besaß es drei Stockwerke auf denen früher einmal Schrauben produziert worden waren, bis die Firma Konkurs angemeldet hatte. Seitdem stand das Gebäude leer. Ein Schild am Bretterzaun informierte über den bevorstehenden Konkurs von Matthews & Brownwell.

Easton brach sich seinen Weg, in dem er eines der Bretter aus dem Zaun herausriss. Danach war er für mich erst einmal verschwunden. Ich konnte ihn zumindest nicht mehr sehen.

Der Verkehr setzte wieder ein. Autos hupten, als ich dennoch die Straße überquerte. Das Loch im Zaun fand ich schnell und kroch ebenfalls hindurch.

Easton war etwa zwanzig Yards von mir entfernt. Er hatte die Fabrikhalle fast erreicht, deren angerostetes Tor einen Spalt breit offen stand. Dort hatte er Deckung.

Ich feuerte in die Luft.

„Stehen bleiben, Easton!“

Er erstarrte. Offenbar sah er ein, dass er die Halle nicht mehr erreichen konnte, ohne einen Treffer zu riskieren.

Er drehte sich langsam herum. Die Automatik hielt er immer noch in der Rechten. Ich näherte mich vorsichtig. „Die Waffe weg! Sofort“

„Hey, Mann, wie weit glaubst du wohl, kommst du hier in der Gegend?“

„Jedenfalls werden Sie diese Gegend so schnell nicht wieder sehen, nachdem Sie meinen Kollegen niedergeschossen haben. Und jetzt die Waffe weg! Sofort!“

Er zögerte noch einen Augenblick. Dann ließ er die Pistole zu Boden fallen und hob die Hände.

„Sie sind verhaftet, Mister Easton!“ Ich warf ihm die Handschellen zu. „Legen Sie sich die an! Ich hoffe für Sie, dass unser Kollege Branson überlebt, sonst sind Sie wegen Polizistenmordes dran – und da verstehen weder Richter noch Staatsanwälte irgendwelchen Spaß.“

„Hey, was sollte ich denn machen? Dies ist ´ne üble Gegend und dann kommt jemand mit einer Waffe in der Hand auf mich zu!“

„Dies ist ´ne üble Gegend, weil hier Leute wie Sie unterwegs sind, Easton! Sie haben übrigens das Recht zu schweigen, alles, was Sie von nun an sagen, kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden.“

„Danke, ich kenne meine Rechte!“

Ich trat näher an ihn heran. „Wir suchen Monty Gordon. Wenn Sie für sich noch etwas herausholen wollen, dann sollten Sie mit uns kooperieren, und zwar jetzt, sonst sieht es ganz düster für Sie aus!“

„Ich habe keine Ahnung, von wem Sie reden, G-man!“

„Sie wollen Ihren Gang-Leader schützen. Aber Sie sollten sich überlegen, ob Gordon so etwas auch für Sie tun würde.“

Er spuckte aus.

„Sie können mich mal!“

Die besten 12 Strand Krimis im September 2021

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