Читать книгу Dreizehn Mörder: Krimi Paket 13 Romane - Alfred Bekker - Страница 11

4

Оглавление

Monate später…

„Herr Thalmann, bitte sagen Sie dem Hohen Gericht, wer Sie sind und was Sie beruflich machen.”

„Mein Name ist Reinhold Thalmann. Ich bin Plastinator.”

„Nun, da nicht jeder im Gerichtssaal Ihre Show kennt…”

„Das ist keine Show. Das ist Kunst. Kunst und Wissenschaft.”

„Wie auch immer, Herr Thalmann: Bitte erläutern Sie dem Gericht Ihre Tätigkeit.”

„Ich plastiniere tote Menschen, das heißt, ich bereite sie chemisch so auf, dass man ihre Körper anschließend präsentieren kann und sie nicht verwesen. Die Betroffenen haben natürlich vorher ihr Einverständnis erklärt, dass ich ihre Körper im Fall des Todes dafür verwenden darf.”

„Was sind die Motive der Menschen, die sich bei Ihnen melden, Herr Thalmann?”

„Jedenfalls bekommt niemand Geld dafür. Auch die Angehörigen nicht. Bei manchen steht der Gedanke im Vordergrund, auf diese Weise in gewisser Weise körperlich zu überdauern. Andere wollen ausdrücklich der Wissenschaft dienen…”

„Wissenschaft?”

„Ja, ich stelle ja den menschlichen Körper in seiner Funktionsweise dar und das dient der Popularisierung und Veranschaulichung anthropologischer Erkenntnisse.”

„So wie bei Frau, die sie mit einem Fötus im Bauch im Längsschnitt gezeigt haben, wogegen es dann Proteste diverser religiöser Organisationen und Gruppen gab.”

„Ja, das ist ein Beispiel dafür. Und es trifft auch zu, dass immer wieder religiöse Gruppierungen aller Art an meinem Plastinierungsprojekt Anstoß nehmen.”

„Warum?”

„Die meisten argumentieren dahingehend, dass dieses Projekt die Würde des Menschen verletzen würde. Aber das Gegenteil ist der Fall. Ich gebe den Toten die Würde zurück und erhalte sie.”

„Ein gutes Stichwort, denn um die Würde der Toten geht es ja auch in diesem Prozess, Herr Thalmann.”

„Wenn Sie das sagen…”

„Sehen Sie das nicht so?”

„Ich glaube, es geht eher um die Gefühle der Angehörigen. Aber die sind meines Erachtens hier nicht maßgeblich.”

„Sondern?”

„Es zählt einzig und allein die Willensbekundungen der Toten, die diese zu Lebzeiten in vollem Besitz ihrer geistigen Kräfte schriftlich niedergelegt haben.”

„Einspruch, hohes Gericht!”, meldete sich der Anwalt der Gegenseite zu Wort. „Herr Thalmann äußert sich zu juristischen Einschätzungen, für die er fachlich gar nicht qualifiziert ist und derentwegen wir ihn hier auch gar nicht befragen.”

„Einspruch stattgegeben”, erklärte der Richter. „Befragen Sie Herr Thalmann bitte zur Sache.”

„In Ordnung.”

„Fahren Sie fort!”

„Herr Thalmann, Ihre Show oder Ihr Kunst- und Wissenschaftsprojekt - ganz gleich, wie man das jetzt auch immer bezeichnen will - wird nicht mehr gezeigt, wie wir alle wissen. Es kam zu einem katastrophalen Unfall auf der Autobahn, in den auch der Truck verwickelt war, der Ihre Leichen transportierte, die eigentlich in der folgenden Woche in Berlin gezeigt werden sollten.”

„Plastinate”, unterbrach Thalmann.

„Wie?”

„Nicht Leichen - es sind Plastinate.”

„Wir wollen uns hier nicht um einzelne Worte streiten, Herr Thalmann. Im Übrigen: Auch wenn Sie aus den Leichen Plastinate gemacht haben, so bleiben es doch die Körper toter Menschen und die nennt man Leichen. Können wir uns so einigen?”

Thalmann ging darauf nicht ein. „Der Unfall hat leider dafür gesorgt, dass fast alle meine Plastinate zerstört wurden und nicht mehr verwendet werden können.”

„Der Polizeibericht sagt, dass die Einzelteile Ihrer … Plastinate… bis zu fünfzig Meter weit verstreut wurden. Können Sie das bestätigen?”

„Leider ja. Aber das bedeutet nicht, dass mein Projekt nun am Ende ist. Es ist nur ausgesetzt, bis ich genug Spenderkörper zur Plastination habe, um von Neuem zu beginnen! Ein halbes Jahr, dann wird man das Projekt wieder zeigen können.”

„Aber mit anderen Leichen!”

„Plastinaten.”

„Nein, Leichen, Herr Thalmann! Und das ist in diesem Zusammenhang auch keineswegs Wortklauberei. Angehörige dieser Toten haben diesen Prozess angestrengt, um zu erreichen, dass die sterblichen Überreste, die nach dem Unfall sichergestellt werden konnten, gentechnisch untersucht werden, damit sie den jeweiligen Verstorbenen eindeutig zugeordnet werden können. Das ist doch richtig?”

„Ja, das ist richtig.”

„Und es ist auch richtig, dass Sie sich mit allen Mitteln dagegen wehren!”

„Die Toten sind nach wie vor Teil des Projekts”, sagte Thalmann. „Daran hat auch die Tatsache nichts geändert, dass die Plastinate zerstört wurden.”

„Plastinate, von denen Sie selbst gesagt haben, dass sie nicht mehr verwendbar sind!”

„Nun, ich…”

„Herr Thalmann, diese Menschen da vorne im Gerichtssaal, möchten, dass ihre Angehörigen beerdigt werden. Und sie möchten, dass ihre Überreste eindeutig zugeordnet werden. Da uns der Sachverständige versichert hat, dass dies auch nach der Plastination ohne Weiteres möglich ist, verstehe ich nicht, weshalb Sie sich so dagegen sperren, dass diese Untersuchungen durchgeführt werden - zumal die damit verbundene Kosten von der Versicherung übernommen werden würden.”

„Ich möchte, dass die Überreste der zerstörten Plastinate in meinem Besitz verbleiben. So entspricht es auch den Verträgen, die ich mit den Körper-Spendern abgeschlossen habe.”

„Diese Verträge sehen den Fall einer Zerstörung der Plastinate gar nicht vor, Herr Thalmann.”

„Sie sehen aber auch keine Beerdigung vor, so wie sie von Ihrer Seite gefordert wird”, erklärte Thalmann.

„Und genau deswegen muss dieses Gericht über diesen Sachverhalt entscheiden”, unterbrach nun der vorsitzende Richter. „Angesichts der fortgeschrittenen Zeit unterbreche ich die Verhandlung bis morgen um neun.”

Dreizehn Mörder: Krimi Paket 13 Romane

Подняться наверх