Читать книгу Dreizehn Mörder: Krimi Paket 13 Romane - Alfred Bekker - Страница 21
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ОглавлениеAls wir zurück nach Berlin fuhren, bekamen wir einen Anruf von Lin-Tai Gansenbrink. Da Rudi ihn über die Freisprechanlage entgegennahm, konnten wir beide mithören.
„Ich habe jetzt einen Zusammenhang zwischen Reinhold Thalmann und Niko Darkovic!”, eröffnete sie uns. „War ein bisschen kompliziert und klingt auf den ersten Blick auch vollkommen widersinnig, macht aber auf den zweiten Blick alles Sinn. Auch mathematisch gesehen.”
„Jetzt mal eins nach dem anderen, Lin-Tai! Worin besteht der Zusammenhang?”
„Es war gar nicht so leicht, das herauszufinden und ein Teil des Erfolges verdanke ich im Übrigen auch unserer Kollegin Charlotte, die sich da richtig reingehängt hat.”
Charlotte Ferretz war im Ermittlungsteam Erkennungsdienst für betriebswirtschaftliche Fragen zuständig. Das Aufspüren illegaler Geldströme war ihre Spezialität.
Ich ahnte daher bereits, worauf Lin-Tais Neuigkeiten hinauslaufen konnten.
„Heißt das, Thalmann war mit dem Darkovic-Clan irgendwie wirtschaftlich verflochten? Das würde nämlich zu der Tatsache passen, dass Reinhold Thalmann heute zusammen mit Mirko Antevic, einem bekannten Mitglied dieses Clans, tot in einem Ferienhaus an der Ostsee gefunden haben.”
„Oh”, entfuhr es Lin-Tai. „Das ergibt in der Tat ein stimmiges Gesamtbild. Es ist nämlich so, dass Reinhold Thalmanns Projekt maßgeblich von einer Stiftung finanziell unterstützt wurde, die wiederum über mehrere Ecken unter der Kontrolle des Darkovic-Clans stand. Man hat sich zwar alle Mühe gegeben, das gut zu verbergen, aber die Sache ist eindeutig. Da ist kaum noch ein Zweifel möglich.”
„Ich dachte, Niko Darkovic ist Mitglied dieser ultrakonservativen katholischen Vereinigung, die Thalmann immer öffentlich kritisiert hat”, mischte sich Rudi ein.
„Ja, deswegen ist die jüngste Erkenntnis, die Charlotte und ich gewonnen haben, auch eine faustdicke Überraschung. Auf den ersten Blick zumindest! Das war es, was ich in meinem Eingangsstatement andeuten wollte!”
„Erklären Sie mir das mal genauer, was Sie meinen!”
„Es handelt sich um eine Tarnung, Rudi. Zumindest würde das Sinn machen.”
„Tarnung? Wofür?”, hakte Rudi nach.
„Für Geldwäsche. Diese Stiftung, von der ich gerade sprach, diente der Geldwäsche. Ich denke, dass es Niko Darkovic darum ging, seine Beziehungen zu dieser Stiftung möglichst wirksam zu verschleiern. Oder man kann es auch umgekehrt sehen: Niemand würde auf die Idee kommen, dass ein strenggläubiger Katholik, der den Rittern vom Weißen Kreuz angehört, die sich massiv in der Öffentlichkeit gegen das Plastinierungsprojekt von Reinhold Thalmann positioniert haben, ausgerechnet dieses Projekt zur Geldwäsche nutzt.”
„Da ist was dran”, meinte ich.
„Wir wollten es ja auch erst kaum glauben”, fuhr Lin-Tai fort. „Übrigens ist die Unterstützung des Projekts unter dem Einfluss von Nikos Nachfolger, seinem Neffen Boris, einfach fortgesetzt worden. Genau genommen wurden die Summen sogar noch größer. Die Ausstellungen waren zwar ein spektakulärer Erfolg, aber andererseits hat Thalmann auch Unsummen ausgegeben, um neue Plastinierungsverfahren zu entwickeln und dergleichen mehr. Davon abgesehen ist das ganze mit einem personellen und technischen Aufwand betrieben worden, der so dimensioniert ist, dass man große Gewinne wohl vergeblich suchen wird.”
„Typische Merkmale für Geschäfte, die der Geldwäsche dienen”, meinte Rudi.
„Jedenfalls lässt sich sagen, dass Reinhold Thalmann offenbar fast grenzenlose finanzielle Ressourcen in sein Projekt stecken konnte und zweitens dass eine Verbindung zwischen ihnen bestand. Dass er zusammen mit diesem - wie hieß er noch?”
„Mirko Antevic”, sagte ich.
„Nun, das ist natürlich die zweite Verbindung. Ich werde der mal nachgehen und versuchen herauszufinden, was die Hintergründe sind.”
„Gerne, Lin-Tai. Was würden wir nur ohne Ihre Unterstützung machen?”
„Können Sie mir noch irgendwelche Angaben dazu machen? Die Verknappung von Information kann durchaus den Reiz der gestellten Aufgabe erhöhen, aber in diesem Fall muss das meinetwegen nicht unbedingt sein.”
„Die Daten schicken wir Ihnen”, versprach ich. „Ein Kollege Berlin bringt Ihnen außerdem heute noch die Handys von Antevic und Thalmann. Möglicherweise lässt sich aus den Daten noch etwas entnehmen.”
„Das wäre ein guter Anfang”, sagte Lin-Tai.
„Davon abgesehen konnten wir folgendes ermitteln: Der Bungalow, der zu der Adresse an der Ostsee gehört, ist im Besitz von Antevic. Es hat, wie die Kollegen feststellen konnten, ein kurzes Telefongespräch zwischen Antevics Handy und dem Festnetzanschluss von Reinhold Thalmanns Privatwohnung gegeben. Und zwar ziemlich früh am Morgen.”
„Den Inhalt können Sie vermutlich nicht mitteilen”, meinte Lin-Tai.
„Wir nehmen an, dass die beiden sich in Antevics Bungalow verabredeten”, ergriff Rudi das Wort. „Es muss einen ziemlich wichtigen Anlass dafür gegeben haben, denn Thalmann entschied sich daraufhin offenbar, nicht zum Atelier zu fahren.”
„Atelier?”, echote Lin-Tai.
„So nannte Thalmann die Arbeitsräume, in denen die Plastinate entstanden sind”, erklärte ich.
„Ja, ich glaube, ich habe ihn mal im Fernsehen darüber sprechen hören, dass er seine Arbeit als Kunst betrachten würde”, sagte Lin-Tai. „Insofern passt der Begriff. Zumindest, wenn man Thalmanns Sicht in dieser Frage teilt.”
„Jedenfalls war ihm das Treffen mit Antevic so wichtig, dass es ihm anscheinend gleichgültig war, dass ein paar schwierig herzustellende Chemikalien sich zersetzen und unbrauchbar werden würden, wenn sie nicht innerhalb eines engen Zeitfensters verbraucht würden.”
„Es muss irgendetwas passiert sein, was diese Reaktion ausgelöst hat”, mischte sich Rudi ein.