Читать книгу Dreizehn Mörder: Krimi Paket 13 Romane - Alfred Bekker - Страница 12
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Оглавление„Guten Morgen”, begrüßte uns Kriminaldirektor Hoch, nachdem wir das Büro unseres Vorgesetzten im Hauptpräsidium betreten hatten. Unser Chef kam ohne Umschweife zur Sache. „Setzen Sie sich. Sie haben einen neuen Fall und obwohl er in der Rubrik Cold Case einzuordnen ist, dürfte er viel Staub aufwirbeln und für einige Unruhe sorgen.”
„Um welchen Fall geht es?”, fragte ich.
„Der Name Niko Darkovic sagt Ihnen beiden etwas, wie ich doch annehme.”
„Ein Boss der Yugo-Mafia, der vor Jahren unter ungeklärten Umständen verschwand”, sagte Rudi. „Soweit ich ich erinnere, nimmt alle Welt an, dass er irgendwo unter südlicher Sonne und in einem Land, das kein Auslieferungsabkommen mit Deutschland unterhält, seine gut gewaschenen Drogengelder genießt.”
„Ja, das ist die bisher gültige Version der Geschichte”, sagte Kriminaldirektor Hoch. „Ab heute gilt eine andere.”
„Und die wäre?”, fragte ich.
„Seine Leiche ist gefunden worden - und zwar an einem Ort, an dem das nun wirklich niemand vermutet hätte.” Kriminaldirektor Hoch gab jedem von uns einen bunten Prospekt. Er gehörte zu der Ausstellung des Plastinators Reinhold Thalmann.
„Davon habe ich schon gehört”, sagte ich. “Von der Ausstellung, meine ich.”
Kriminaldirektor Hoch hob die Augenbrauen.
„Sie finden Niko Darkovic auf Seite fünfzehn links oben. Ich habe Ihnen das Bild markiert, denn so ohne weiteres würden Sie ihn nicht einmal dann erkennen, wenn Sie mit ihm gut bekannt wären.”
„Heißt das, Niko Darkovic ist überhaupt nicht im Ausland, sondern starb hier in Deutschland und hat sich nach seinem Tod plastinieren lassen?”, fragte ich ungläubig.
„So viel Engagement im Dienst der Wissenschaft hätte ich Darkovic ehrlich gesagt nicht zugetraut”, ergänzte Rudi, der das Foto bereits gefunden hatte. „Im Längsschnitt seines Beines soll man dem Begleittext nach degenerative Veränderungen der Kniegelenke gut erkennen können.”
„Soweit ich weiß, wird die Ausstellung derzeit nicht gezeigt”, sagte ich. „Abgesehen davon hat es immer wieder Proteste dagegen gegeben. Aber ehrlich gesagt habe ich das nicht so intensiv verfolgt.”
„Wenn man im Job Leichen sieht, muss man nicht unbedingt noch die Freizeit damit verbringen, sich welche anzusehen - ob nun plastiniert, im Längsschnitt oder wie auch immer”, ergänzte Rudi.
„Dass die Ausstellung derzeit nicht gezeigt werden kann, hat einen einfachen Grund, ohne den dieser Fall niemals nochmal untersucht worden wäre”, sagte Kriminaldirektor Hoch. „Der Truck, der Reinhold Thalmanns Plastinate zum nächsten Veranstaltungsort transportieren sollte, geriet in einen katastrophalen Unfall. Die Plastinate wurden dabei größtenteils zerstört und am Unfallort verstreut. Es gab daraufhin diverse gerichtliche Auseinandersetzungen. Ich werde Ihnen das nur kurz zusammenfassen, die Einzelheiten können Sie in den Daten nachsehen, die Sie bekommen werden.”
„Worum ging es bei den Prozessen?”, fragte Rudi.
„Unter anderem klagten Angehörige der sogenannten Körper-Spender darauf, dass die verstreuten und größtenteils nicht mehr zuzuordnenden sterblichen Überreste nicht im Besitz von Herr Thalmann verbleiben, sondern ordentlich bestattet werden. Außerdem sollten genetische Tests durchgeführt werden, die eine eindeutige Zuordnung der jeweiligen plastinierten Leichenteile ermöglichten. Um es kurz zu machen: Die Klage der Angehörigen hatte Erfolg, die Tests wurden durchgeführt, und zwar von Professor Dr. Valentin Fletemeyer. Fletemeyer ist eine bekannte Kapazität auf diesem Gebiet. Sein Institut hat schon des öfteren auch für das BKA gearbeitet. Im Übrigen ist Fletemeyer ein guter Bekannter von Dr. Wildenbacher.”
Dr. Gerold M. Wildenbacher war der Gerichtsmediziner des Ermittlungsteams Erkennungsdienst in Quardenburg, dessen Unterstützung uns für unsere Ermittlungen zur Verfügung stand.
„Ich nehme an, bei den Untersuchungen ist DNA aufgetaucht, die nicht zugeordnet werden konnte”, meinte ich.
„Richtig. Dafür gab es aber Vergleichsdaten in unserer Datenbank, denn Niko Darkovic ist mehrfach vorbestraft gewesen und bei verschiedenen Verfahren gegen ihn sind in der Vergangenheit auch DNA-Proben gesichert worden. Es war ein Volltreffer. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, ob der große Boss eines natürlichen Todes gestorben ist oder ein Verbrechen dahinter steht.”
„Ich könnte mir denken, dass diese Nachricht innerhalb des organisierten Verbrechens erhebliches Aufsehen erregen wird”, vermutete ich.
„Davon können Sie ausgehen. Aber unter der Decke halten lässt sich die Geschichte nicht mehr. Das Frühstücksfernsehen hat einen großen Bericht gebracht.”
„Wie konnten die davon erfahren?”, fragte ich.
„Wie meistens: Undichte Stellen. Es waren einfach zu viele Personen an dem Fall beteiligt. Und davon abgesehen muss man auch folgendes bedenken: Falls wirklich jemand Darkovic auf dem Gewissen hat und die Leiche auf diese sehr besondere Weise entsorgte, wird der Betreffende die ganze Geschichte um den verunglückten Truck mit den plastinierten Leichen und den anschließenden Prozess genauestens verfolgt haben.”
„Das heißt, er konnte sich auf diese Situation vorbereiten”, stellte ich fest.
„Nun, hundertprozentig sicher sind wir noch nicht, ob wirklich ein Verbrechen vorliegt. Alles, was von Niko Darkovic noch zusammengetragen werden konnte, liegt zurzeit auf dem Seziertisch von Dr. Wildenbacher in Quardenburg und ich hoffe sehr, dass er uns dazu sehr bald etwas sagen kann.”