Читать книгу Dreizehn Mörder: Krimi Paket 13 Romane - Alfred Bekker - Страница 22
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ОглавлениеWir besuchten Frau Antevic, die Witwe des Toten, den wir zusammen mit Reinhold Thalmann in dem Bungalow in Dover gefunden hatten.
Reinhold Thalmann hatte keine Angehörigen, mit denen er derzeit zusammenlebte. Seine Frau hatte sich vor mehr als einem Jahr von ihm scheiden lassen und Kinder hatte er nicht gehabt. Insofern gab es da im Moment auch niemanden, dessen Befragung uns irgendwie hätte weiterbringen können, zumal die Kollegen aus dem BKA-Büro Berlin auch ermittelt hatten, dass sich Thalmanns geschiedene Frau derzeit auf Reisen im Ausland befand.
Aber vielleicht konnte uns ja Antevics Witwe dabei helfen, etwas Licht ins Dunkel zu bringen.
Ein von Kommissar Kellerman hatte Frau Antevic bereits darüber informiert, dass ihr Mann tot war. Insofern blieb uns zumindest diese traurige Pflicht erspart.
Die Villa der Antevics befand sich im äußeren Speckgürtel um die Hauptstadt Berlin.
„Mein Name ist Kriminalinspektor Kubinke”, sagte ich, als sie uns in einem weitläufigen Wintergarten empfing, von dem aus man einen freien Blick auf die parkähnlichen Gartenanlagen hatte. Ich zeigte ihr meinen Ausweis und deutete dann auf Rudi. „Dies ist Kriminalinspektor Meier.”
„Sie beide sind mir schon angekündigt worden”, sagte Frau Antevic in einem Tonfall, der einerseits von Herablassung und Stolz geprägt war, andererseits aber auch deutlich machte, wie mühsam sie darum bemüht war, die Fassung zu bewahren.
„Bevor wir Ihnen unsere Fragen stellen, möchte ich betonen, dass uns der Tod Ihres Mannes sehr leid tut”, sagte ich. „Und ich verspreche Ihnen, dass wir alles in unserer Macht Stehende tun werden, um den Fall aufzuklären und den Täter zu finden.”
„Ich habe ich nie in die Geschäfte meines Mannes eingemischt”, sagte Frau Antevic. „In diesem Punkt herrscht bei uns eine strikte Trennung. Aber nach meinem Eindruck, konnte sich mein Mann nie eines besonders freundlichen Verhältnisses zur Polizei erfreuen.”
„Das liegt vielleicht an den Geschäftszweigen, in denen Ihr Mann tätig war”, sagte Rudi.
Sie wandte den Kopf in Rudis Richtung und hob das Kinn. „Das liegt vielleicht auch an einer gewissen Voreingenommenheit, um es mal vorsichtig auszudrücken! Ich würde da durchaus von juristischer Verfolgungswillkür und Schikane sprechen.”
„Frau Antevic, wir sind niemandem gegenüber voreingenommen. Und ganz gleich, wie Kollegen die Legalität der Geschäfte einschätzen, die Ihr Mann betrieben hat: Niemand hatte das Recht, ihn zu ermorden und Sie können sicher sein, dass wir denjenigen zur Rechenschaft ziehen werden - ohne Ansicht der Person.”
„Wir werden sehen”, sagte Frau Antevic. „Was wollen Sie wissen?”
„Ihr Mann wurde zusammen mit Reinhold Thalmann in Ihrem Bungalow an der Ostsee ermordet.”
„Darüber hat man mich informiert.”
„Unseren Erkenntnissen könnte sich Ihr Mann mit Herr Thalmann dort verabredet haben. Wissen Sie etwas darüber?”
„Nein. Er hat nur gesagt, dass er nochmal weg müsste. Dass er an die Ostsee gefahren ist, wusste ich nicht. Darüber haben wir nicht gesprochen.”
„Er hat nachweislich mit Thalmann am Morgen telefoniert.”
„Davon weiß ich nichts. Sehen Sie mein Mann ist - war - geschäftlich immer stark eingespannt. Es hat ihn immer irgendwer wegen irgendetwas angerufen. Aber das habe ich nur beiläufig zur Kenntnis genommen.”
„Kennen Sie Herrn Thalmann?”
„Ich weiß, dass er regelmäßig unser Haus in Dover genutzt hat. Für ein Wochenende oder auch länger.”
„Wie kam es dazu?”
„Mein Mann hat es ihm angeboten.”
„Bestanden geschäftliche Beziehungen zwischen Ihrem Mann und Herrn Thalmann?”
„Das weiß ich nicht, das kann ich nicht sagen. Aber Reinhold Thalmann war ein paarmal bei uns zum Essen und auf einem Gartenfest, das wir hier gegeben haben. Er ist mir gut in Erinnerung geblieben, weil er viel über seine Arbeit gesprochen hat. Ich habe mich auch mit ihm darüber unterhalten und fand es hochinteressant. Wissen Sie, das ist natürlich eine zwiespältige Sache. Einerseits vermittelt Reinhold Thalmann durch sein Plastinierungsprojekt einzigartige Einblicke in den menschlichen Körper und seine Funktionsweise. Andererseits…” Sie stockte und sprach nicht weiter.
„Andererseits was?”, hakte ich nach.
Sie hob die Schultern. „Jedenfalls würde ich meinen Körper nach dem Tod nicht dafür zur Verfügung stellen. Soviel, steht für mich fest.”
„Sagt Ihnen der Name Niko Darkovic etwas?”
„Ja, aber das ist schon lange her.”
„Ich nehme an, dass auch er mal Gast in Ihrem Haus war.”
„Das ist schon möglich. Ich glaube, Sie sprechen von einem Geschäftsfreund meines Mannes. Und aus den Geschäften habe ich mich, wie ich Ihnen gegenüber ja nun schon mehrfach betont habe, heraus.”
„Ich verstehe.”
„Vielleicht sollte ich in Bezug auf Niko Darkovic sagen: ein ehemaliger Geschäftsfreund meines Mannes, denn ich kann mich nicht erinnern, in den letzten Jahren von ihm gehört zu haben oder dass auch nur sein Name erwähnt worden wäre. Lebt er nicht im Ausland? Ich meine, ich habe so etwas gehört…”
„Er wurde vor Jahren ermordet”, eröffnete ich ihr. „Und Reinhold Thalmann hat seine Leiche in plastinierter Form ausgestellt.”
„Oh”, murmelte Frau Antevic.
„Wer wusste davon, dass Ihr Mann zum Bungalow an der Ostsee fahren wollte? Wer könnte davon gewusst haben, dass er sich mit Reinhold Thalmann treffen wollte?”, stellte ich die nächste Frage.
„Ich habe wirklich keine Ahnung. Von dem Treffen wusste nicht einmal ich etwas und ich habe keine Ahnung, wen er davon informiert haben könnte.”
„Hat Ihr Mann in letzter Zeit erwähnt, dass er Feinde hat?”, fragte nun Rudi. „Jemand, der ihm nach dem Leben trachtet, ihn bedrohte, was weiß ich?”
„Nein. Wir sind friedliche Leute und mein Mann wurde überall als Partner und Geschäftsmann geschätzt.”
„Keine Feinde?”, vergewisserte ich mich.
„Ich wüsste nicht, was ich dazu noch sagen sollte.”