Читать книгу Dreizehn Mörder: Krimi Paket 13 Romane - Alfred Bekker - Страница 31
24
ОглавлениеWir gingen in den Vergnügungspark. Kommissar Ortwin hatte das Treffen so arrangiert, dass wir die Chance hatten, früher am Ort des Geschehens zu sein.
„Bevor wir den Typ treffen, hätte ich eigentlich gerne etwas mehr über ihn gewusst”, eröffnete ich Ortwin. „Leider war das auf Grund einiger, sagen wir mal interner Schwierigkeiten, bisher nicht möglich.”
„Herr Kubinke, Sie waren doch früher selbst auf der Straße, wenn ich richtig informiert bin.”
„Sie sind richtig informiert.”
„Und ich kann mir nicht denken, dass das früher in Hamburg anders gelaufen ist, als hier in Berlin.”
„Keine Ahnung, worauf Sie hinauswollen, Herr Ortwin. Aber ich höre aus Ihren Worten heraus, dass irgendetwas sehr viel komplizierter zu sein scheint, als es im Interesse unserer Ermittlungen sein sollte.”
„Es ist ganz einfach, Herr Kubinke.”
„So?”
„Wenn man einen sehr guten Informanten hat, der einen zuverlässig mit internen Dingen aus dem innersten Kreis eines großen kriminellen Netzwerkes versorgt, dann setzt man diese Quelle nicht aufs Spiel. Und man lässt sie auch nicht für irgendeinen Cold Case verbrennen, sodass man dann vielleicht in der Zukunft keine Chance mehr hat, dieser Organisation irgendwann mal endgültig das Handwerk zu legen.”
„Das ist nicht irgendein Cold Case”, sagte ich. „Und davon abgesehen wüsste ich nicht, dass bei Mord irgendwer mit angezogener Handbremse ermitteln sollte, nur um hypothetische Erfolge in der Zukunft nicht zu gefährden.”
„Wenn Sie das so verstanden haben, dann haben Sie mich missinterpretiert, Herr Kubinke.”
„Da bin ich aber wirklich froh, Herr Ortwin. Und nun würde ich gerne wissen, wer der Informant ist und woher er sein Wissen hat.”
Ortwin blieb stehen. Wir standen mitten auf dem Weg zwischen zwei gigantischen Fahrgeschäften. Ein Eisverkäufer machte lautstark auf sich aufmerksam. Und ein als Batman verkleideter Mann verkaufte Batman-Masken an kleine Jungs. Manchmal auch an größere.
„Unser Mann heißt Ivan Suvin”, erklärte Kommissar Ortwin. „Er ist Skipper auf der Yacht, die im Hafen Börneburg liegt. Ein Riesending. Die Wohnfläche ist größer als in so manchem Bungalow am Stadtrand.”
„Fahren Sie fort”, sagte ich.
„Suvin ist seit Jahren bei den Darkovics angestellt. Schon Niko, der harte Knochen, ist mit diesem Boot regelmäßig auf Tour gegangen. Da besprechen die wichtigen Leute des Darkovic-Clans ihre Geschäfte und verbringen regelmäßig ein paar schöne Tage auf See.”
„Und Boris hat diese Tradition fortgesetzt?”
„Ja. Sie können sich denken, dass jemand wie Suvin dabei das eine oder andere mitbekommt. Nicht alles ist wirklich verwendbar, aber wenn sich entscheidende Dinge tun, dann bekommen wir das mit.”
„Und Sie sind sich sicher, dass dieser Suvin nicht vielleicht eine ganz persönliche Vorauswahl trifft, wenn es um die Frage geht, was er Ihnen weitererzählt und was nicht?”
„Natürlich. Aber das ist immer das Risiko, wenn man mit solchen Leuten zusammenarbeitet. Auf jeden Fall werden wir etwas Interessantes zu hören bekommen.”
„Warum sind Sie so sicher?”
„Er hat angedeutet, dass er etwas darüber weiß, was mit Niko Darkovic damals passierte.”
„Warum hat er sich nicht vorher dazu gemeldet? Damit hätte er doch richtig Eindruck bei Ihrer Abteilung machen können!”
„Ich nehme an, dass ihm manches jetzt erst klar geworden ist - nachdem der harte Knochen wieder aus der Versenkung aufgetaucht ist.” Kommissar Ortwin verzog das Gesicht. „Genau wie bei uns, Kriminalinspektor Kubinke! Wir wurden doch alle von dem Märchen getäuscht, dass Niko Darkovic irgendwo seinen unverdienten Reichtum unter südlicher Sonne genießt!”
Ein Zuckerwattenverkäufer bot mir seine Ware an. Ich wimmelte ihn ab.
„Ist ein Fehler, Herr Kubinke”, meinte Ortwin. „Die ist nämlich gut. Und abgesehen davon hätte es Ihrer Tarnung gedient.”
Ortwin blieb stehen, blickte sich um und sah dann kurz auf seine Uhr. Ein belebter Ort wie dieser war kein ungewöhnlicher Treffpunkt für eine konspirative Zusammenkunft. Es war schwierig, hier jemanden wirklich lückenlos zu beschatten. Und Angesichts der zahllosen, durcheinander redenden Stimmen und der unzähligen Geräuschen war auch das Abhören mit Richtmikrofonen nicht ganz so einfach.
„Ich hoffe, Ihr Mann ist pünktlich”, knurrte Rudi.
„Er ist schon da”, sagte Ortwin. „Sehen Sie den Kerl mit der braunen Wildlederjacke links neben dem Hot Dog stand?”
„Sehe ich”, bestätigte ich.
„Sollen wir nicht zu ihm rübergehen?”, meinte Rudi.
„Er wird zu uns kommen”, kündigte Kommissar Ortwin an. „Er hat mich im Übrigen längst gesehen und erkannt.”
Aber dann geschah etwas ganz anderes.
Mir fiel ein ziemlich großer Mann auf. Er trug einen knielangen Mantel. Vom Gesicht war nur die Kinnpartie zu sehen, denn er trug eine der Batman-Masken, die er wohl von dem verkleideten Straßenhändler gekauft hatte, den ich auch schon bemerkt hatte.
Unter dem Mantel zog der Maskierte eine Pistole mit Schalldämpfer hervor. Blitzschnell ging das.
Wie automatisch riss ich meine Dienstwaffe heraus. Aber unter den gegebenen Umständen wäre es ohnehin kaum möglich gewesen, sie zu benutzen, ohne dabei Unbeteiligte zu treffen.
Der Maskierte hatte längst gefeuert. Das Mündungsfeuer konnte ich deutlich aus dem Schalldämpfer hervorlecken sehen. Unser Informant Ivan Suvin sank getroffen zu Boden. Der baumlange Kerl mit der Batman-Maske lief davon.
Ich spurtete los.
„Polizei! Machen Sie Platz!” rief ich.
Das bedeutete allerdings nicht, dass sich die Passanten daran hielten. Viele von ihnen begriffen die Situation so schnell nicht. Andere stoben in Panik zur Seite.
Ich folgte dem Maskierten und versuchte, ihm so gut es ging auf den Fersen zu bleiben. Rudi kümmerte sich um den Informanten. Kommissar Ortwin hingegen folgte mir, ebenfalls mit der Dienstwaffe in der Hand.
Rücksichtslos drängte sich der Flüchtige durch die Passanten, stieß sie zur Seite und versuchte zwischen ihnen unterzutauchen. Dabei drehte er sich kurz um und feuerte in unsere Richtung. Er wusste ganz genau, dass wir dem nichts entgegensetzen konnten.
Schließlich bog er hinter einem Gebäude ab. Dort befand sich ein Hamburger-Restaurant.
Kommissar Ortwin und ich folgten ihm. Und wir holten auf!
Als wir um die Ecke bogen, lag eine schmale Gasse vor uns. Hier waren keine Passanten. Der Maskierte hatte beinahe das Ende erreicht.
„Polizei! Stehen bleiben!”, rief ich.
Er drehte sich um und feuerte einen Schuss nach dem anderen ab. Kommissar Ortwin sank getroffen zu Boden. Ich feuerte fast im selben Moment und traf den Maskierten am Oberkörper. Er riss die Waffe in meine Richtung, taumelte dabei und feuerte noch einmal. Mir blieb gar nichts anderes übrig, als noch einen Schuss abzugeben.
Wie ein gefällter Baum schlug der Maskierte dann zu Boden. Seine Hand krampfte sich dabei immer noch um den Pistolengriff. Ein allerletzter Schuss löste sich diesmal völlig ungezielt aus der Waffe und wurde als gefährlicher Querschläger auf eine unkalkulierbare Reise geschickt.
Im nächsten Augenblick lag er regungslos auf dem Boden.
Ich atmete tief durch.
Das konspirative Rendezvous mit unserem Informanten war gründlich schief gegangen.