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Rudi blieb noch bei Kellerman und den anderen, um sich über die Einzelheiten der bisherigen Ermittlungen am Tatort bestmöglich in Kenntnis zu setzen, während ich mich auf den Weg zum Büro von Christenschön machte.

Die Sekretärin öffnete mir die Tür. Sie war selbst gerade erst eingetroffen, was man schon daran sehen konnte, dass sie noch ihre Outdoor-Jacke trug.

„Kriminalinspektor Kubinke, BKA”, stellte ich mich vor.

„Herr Christenschön ist in seinem Büro. Tun Sie mir einen Gefallen und seien Sie nett zu ihm. Er hat die Nacht hier im Büro verbracht und ist nur noch hier, weil er damit rechnete, dass Sie ihn befragen wollen.”

„Ich werde mich von der besten Seite zeigen”, versprach ich.

„Ich habe gehört, da wurde eine Frau umgebracht, die Klientin unserer Kanzlei war? Mandy Zachermann… Herr Christenschön hat es mir erzählt. Ich bin gerade erst eingetroffen.” Sie zog ihre Jacke aus.

„Ja, was Herr Christenschön Ihnen gesagt hat, stimmt”, sagte ich.

„Der Kaffee ist noch nicht durch. Aber Sie können auch eine Tasse haben.”

„Vielen Dank.”

Als ich das Büro von Albrecht Christenschön betrat, fand ich einen Mann mit geschlossenen Augen in seinem Bürosessel.

„Setzen Sie sich”, sagte er, ohne zunächst die Augen zu öffnen. Dann atmete er tief durch, sah mich kurz an und unterdrückte ein Gähnen.

„Es heißt, Sie hätten nicht lange geschlafen.”

„Manchmal gibt es Terminsachen, die einfach fertig werden müssen”, sagte er. „Dann kann es schonmal sein, dass man eine Nacht durcharbeiten muss. Staatsbedienstete wie Sie kennen sowas wahrscheinlich nicht.”

„Doch, das kenne ich durchaus”, sagte ich.

„Da ich gerne nach Hause möchte, um mich ein paar Stunden aufs Ohr zu hauen, fasse ich die Antworten auf Ihre mutmaßlichen Fragen mal kurz zusammen: Gestern Abend war die uns beiden ja gut bekannte Mandy Zachermann noch bei mir zu einem Gesprächstermin. Danach verließ sie das Büro. Das war so gegen 21.00 Uhr. Ich habe hier meine Sachen erledigt und wollte dann heute Morgen mit dem Wagen nach Hause fahren. In der Tiefgarage sah ich Mandy Zachermanns Coupé und habe mich gefragt, wieso der noch da steht.”

„Und weiter?”

„Ich habe genauer nachgesehen und Blutspuren auf der Fahrerseite bemerkt. Da habe ich die Polizei informiert und anschließend wurde dann die Leiche im Kofferraum gefunden. Das ist alles. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.”

„Worum ging es bei dem Gespräch gestern Abend?”

„Dazu kann ich Ihnen nichts sagen.”

„Wieso nicht?”

„Anwaltliche Schweigepflicht.”

„Mandy Zachermann ist tot. Sie können die anwaltliche Schweigepflicht nicht mehr verletzen.”

„Unter bestimmten Voraussetzungen schon. Aber ich kann Ihnen sagen, dass es vollkommen ausgeschlossen ist, dass das Thema unseres Gesprächs irgendetwas mit ihrem Tod zu tun hat.”

„Das zu beurteilen ist eigentlich meine Sache, Herr Christenschön.”

„Wie auch immer. Das ist alles, was ich Ihnen im Augenblick dazu sagen kann. Und was ein weitergehendes Entgegenkommen bei Auskünften aller Art betrifft, die auch die Kanzlei tangieren, müsste ich mich ohnehin mit meinem Kanzleipartner absprechen. Der ist heute allerdings den ganzen Tag nicht im Haus, weil er vor Gericht zu tun hat.”

„Tut mir leid, Herr Christenschön, aber so einfach kommen Sie aus der Nummer nicht raus!”

„Herr Kubinke, ich hoffe doch sehr, dass Sie die Prinzipien unserer Rechtsordnung genauso achten, wie ich das tue. Das mag manchmal für Ermittler etwas unbequem sein, aber ich denke, dass nehmen wir alle in Kauf, denn die Alternative wäre reine Willkür.”

„In diesem Punkt sind wir völlig derselben Meinung.”

„Na sehen Sie! Dann kann ich dieses Gespräch also als - vorläufig! - beendet ansehen und mich endlich ein paar Stunden aufs Ohr hauen, bevor ich mich dann dem nächsten Mandantentermin widmen kann. Wenn Sie weitere Fragen haben, vereinbaren Sie doch bitte mit meiner Sekretärin einen Termin. Nicht mehr diese Woche allerdings, falls es sich einrichten lässt. Dafür wäre ich Ihnen sehr dankbar und…”

„Herr Christenschön, es tut mir leid, wenn ich Ihren Redefluss unterbrechen muss. Aber hier geht es um eine Reihe von Morden, die miteinander zusammenhängen und es kann gut sein, dass Ihre Anwaltskanzlei nicht nur als anwaltliche Vertretung eines der Opfer in dieser Geschichte eine Rolle spielt, sondern von Ihnen noch ganz andere Interessen im Spiel sind. Sie sind ein Zeuge und sollte sich eine stärkere wirtschaftliche Verflechtung mit Reinhold Thalmanns Firma herausstellen, gehören Sie vielleicht sogar zum erweiterten Kreis der Verdächtigen.”

„Seien Sie vorsichtig, was Sie sagen, Herr Kubinke!”, giftete mich Christenschön an. Seine bis dahin ziemlich müde wirkenden Augen wirkten jetzt hellwach und hatten den stechenden Falkenblick zurückgewonnen, den ich schon bei unserer ersten Begegnung bei ihm bemerkt hatte. Ich hatte mit meinen Worten offenbar einen Nerv bei ihm getroffen. Gut so, dachte ich. Denn irgendetwas war hier ziemlich faul. In diesem Punkt war mein Instinkt untrüglich.

„Seien Sie lieber vorsichtig und verweigern Sie nicht von vornherein jedwede Kooperation!”, riet ich ihm. „Und jetzt schlage ich vor, dass wir noch einmal von vorne anfangen und ich die Gelegenheit bekomme, Ihnen meine Fragen zu stellen.”

„Hören Sie…”

„Nein, jetzt hören Sie mir gut zu, Herr Christenschön: Es ist schon ein großes Entgegenkommen meinerseits, dass diese Befragung hier stattfindet, sodass Sie Ihren wohlverdienten Schlaf vermutlich etwas schneller finden werden, als wenn ich Sie erst in einen Verhörraum des BKA einbestellen muss! In dem Fall gäbe es Zeugen, ein ordnungsgemäßes Protokoll, Audioaufzeichnungen und so weiter. Was wir hier jetzt reden, bleibt hingegen unter uns. Sie können hinterher alles abstreiten. Noch ist dies nämlich ein rein informationelles Gespräch und nichts weiter. Und den Unterschied zu einer offiziellen Vernehmung brauche Ihnen ja wohl nicht zu erklären.”

Es herrschte drei volle Sekunden lang vollkommenes Schweigen in Herrn Christenschöns Büro.

Das konnte eigentlich nur bedeuten, dass meine Worte auf ihn den gewünschten Eindruck gemacht hatten.

Er wollte gerade wieder loslegen, als seine Sekretärin den Kaffee hereinbrachte.

„Ich hoffe, ich störe nicht”, sagte die Sekretärin.

„Überhaupt nicht”, sagte ich.

Dreizehn Mörder: Krimi Paket 13 Romane

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