Читать книгу Dreizehn Mörder: Krimi Paket 13 Romane - Alfred Bekker - Страница 15
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Оглавление„Gibt es irgendeinen Zusammenhang zwischen Reinhold Thalmann und der Darkovic-Organisation?”, fragte ich etwas später die Kollegin Lin-Tai, als wir sie in ihrem mit Computer-Equipment vollgestellten Arbeitsraum besuchten.
„Aus dem, was wir bisher den Unterlagen zu diesem Fall entnehmen konnten, gibt es nämlich keinen”, ergänzte Rudi.
„Wenn es einen gibt, kriege ich den heraus”, erklärte die IT-Spezialistin. „Darauf können Sie sich verlassen. Die Mathematik entlarvt jeden!”
„Wenn Sie das sagen”, gab ich zurück.
Sie sah mich einen Augenblick lang etwas irritiert an. Ironie und Sarkasmus liegen ihr einfach nicht. Auch nicht in kleinen Dosen. Und manchmal vergesse ich das einfach.
„Gerold sagte, Sie und FGF arbeiten an einer Drei-D-Simulation des Tathergangs”, sagte Rudi. FGF, so nannten wir alle Friedrich G. Förnheim bisweilen.
„Richtig. Das ist angesichts der dünnen Faktenlage natürlich mit einem hohen Fehlerquotienten behaftet. Trotzdem lassen sich vielleicht Aussagen über den Täter treffen.”
„Inwiefern?”
„Mit etwas Glück lässt sich beispielsweise dessen ungefähre Größe berechnen. Dazu müssten wir natürlich ermitteln, ob Niko Darkovic im Sitzen, Liegen oder Stehen erschossen wurde und wie weit der Täter dabei entfernt war.”
„Schmauchspuren gibt es sehr wahrscheinlich nicht mehr, die darüber Auskunft geben könnten”, meinte Rudi.
„Sagen Sie das nicht”, widersprach Lin-Tai. „FGF hat mir darüber etwas ganz anderes gesagt. Es kann sein, dass Schmauchpartikel sehr tief in das Gewebe eingedrungen sind. Der Plastinierungsprozess dürfte sie erhalten haben und falls FGF noch eine passende Methode findet, sie auch nachzuweisen und die spezifische Verteilung in eine mathematische Korrelation zu dem Treffer am Rückgrat und vergleichbaren Fällen gebracht wird, lässt sich daraus möglicherweise ungefähr ermitteln, aus welcher Entfernung geschossen wurde.”
„Jede Information kann uns weiterbringen”, sagte ich.
„Apropos Information. Ich habe über Niko Darkovic etwas herausgefunden, was zumindest mittelbar in Zusammenhang mit dem Fall steht”, eröffnete Lin-Tai nun. „Sie wissen, dass ich immer versuche, mir ein Bild von dem Betreffenden zu machen. In der Kürze der Zeit ist das zwar nur ein provisorisches…”
„Lin-Tai! Was haben Sie herausgefunden?”, unterbrach ich sie. Sie verlor sich gerne in Einzelheiten. Abgesehen davon war bei ihr eine flüchtige Netzrecherche das, was bei anderen als gründliche Nachforschungen durchgegangen wäre.
„Darkovic war Mitglied der Ritter vom Weißen Kreuz.”
„Noch nie davon gehört”, gestand ich.
„Die Ritter vom Weißen Kreuz sind so etwas Ähnliches wie der Rotary Club - nur dass die Mitglieder allesamt das sind, was man als katholische Fundamentalisten bezeichnen könnte.”
„Katholische Fundamentalisten?”
„Sie sind so konservativ, dass selbst der Vatikan sie nur mit Widerwillen duldet. Abgesehen davon engagiert sich diese Gruppe vor allem bei wohltätigen Projekten.”
„Okay, Darkovics Familie ist kroatischer Abstammung, wie man schon am Namen hört. Da wundert es einen nicht besonders, dass er katholisch war.”
„Ja, der springende Punkt ist ein anderer, Harry!”
„Ich bin ganz Ohr.”
„Die Ritter vom Weißen Kreuz gehören zu den schärfsten Kritikern von Reinhold Thalmanns Plastinierungsprojekt. Sie verfolgen ihn regelrecht mit Kampagnen - und zwar schon von seiner ersten Ausstellung an. Vorgeblich stehen dann örtliche Kreise oder Kirchengemeinden an den jeweiligen Orten der Ausstellung dahinter, aber wenn man etwas genauer hinschaut, dann sind eigentlich diese katholischen Ritter die Initiatoren im Hintergrund. Vor allem wenn man sich ansieht, wer die Kampagne finanziert hat, wird das sehr deutlich.” Sie fuhr mit den Fingern über eine ihrer Tastaturen, woraufhin sich auf einem großen Flachbildschirm ein Pfeildiagramm öffnete. „Ich habe diese Verflechtungen anhand ihrer mathematischen Relevanz mal ein bisschen veranschaulicht.”
„Das heißt, es ist völlig ausgeschlossen, dass Niko Darkovic jemals seine Zustimmung zur Verwendung seiner Leiche als Ausstellungsstück gegeben hätte”, stellte Rudi fest.
„Körperspende”, korrigierte Lin-Tai. „Der korrekte und von Reinhold Thalmann verwendete Begriff dafür heißt Körperspende. Das ist im Übrigen nichts Neues. Es gab immer schon Personen, die zu Lebzeiten verfügten, dass ihre toten Körper der Wissenschaft zur Verfügung gestellt werden, anstatt dass man sie auf herkömmliche Weise bestattet.”
Mein Handy klingelte.
Es war Kriminaldirektor Hoch.
„Der Haftbefehl für Reinhold Thalmann liegt innerhalb der nächsten zwei Stunden vor. Ein Durchsuchungsbeschluss für seine Privatwohnung sowie die Räumlichkeiten in denen er die Plastinierung durchführt sowie die Büros der Veranstaltungs-Agentur, die seinen Namen trägt, ebenfalls.”
„Dann kann es ja losgehen”, meinte ich.
„Voraussetzung ist, dass Sie tatsächlich Beweise dafür anführen können, dass Thalmann wusste, dass er eine Leiche plastinierte, die einem direktem Verbrechen zum Opfer gefallen ist.”
„Das kann er unmöglich übersehen haben. Herr Thalmann hatte eine Leiche mit Schussverletzungen auf dem Tisch. Das wird er uns erklären müssen”, sagte ich.
„Ich verlass mich auf Sie - und der Staatsanwalt auch. Wenn Thalmann eine Leiche, die für jeden erkennbar einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist, nicht den Behörden gemeldet hat, kann man ihn allein deswegen schon anklagen. Aber wenn sich der Staatsanwalt vor Gericht blamiert, wird er mich dafür verantwortlich machen und ich werde es beim nächsten Mal schwerer haben…”
„Ich glaube, da brauchen Sie sich in diesem Fall keine Sorgen machen.”