Читать книгу Revolvergeier: Western Sheriff Sammelband 6 Romane - Alfred Bekker - Страница 10
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Schüsse peitschten plötzlich. Die Geräusche kamen von oben, aber es waren nicht die Juaristas, die geschossen hatten.
Kane blickte empor.
Er sah gleich vier der Bewaffneten, die die Hänge hinabstürzten. Andere drehten sich um, um sich gegen den so plötzlich aus dem Nichts aufgetauchten Gegner zu wehen. Kaum einer der Männer oben an den Kämmen der Hänge schaffte es noch, einen Schuss abzugeben.
Sie fielen die Steilhänge hinab. Todesschreie gellten. Die Körper schlugen schwer auf und blieben in verrenkter Haltung liegen. Aus mindestens zwei Dutzend Gewehren wurde geschossen.
Montalbáns Gesicht verzog sich zu einer Maske des Schreckens. Er schrie seine Leute an und riss den Gaul herum. Dass Kanes Waffe auf ihn gerichtet war, kümmerte in jetzt nicht.
Er ließ sein Pferd voranpreschen.
Sowohl von vorne als auch von hinten ritt ein Trupp französischer Kavalleristen heran. Sie feuerten mit ihren Sattelgewehren.
Oben an den Hängen tauchten jetzt auch die ersten Soldaten auf, legten ihre Karabiner an und feuerten in die Tiefe.
Drei, vier Männer aus Montalbáns Meute wurden sofort aus dem Sattel geholt. Die anderen preschten mit ihren Pferden vorwärts.
Die einzige Möglichkeit, dieser Falle zu entkommen, war Frontalangriff.
Die Mexikaner folgten Montalbán, der seinen Revolver zog und damit wild herumballerte.
Macondo legte sein Sharps Gewehr an und holte einen der Soldaten aus den Felsen. Ein gezielter Schuss, der sein Ziel genau traf. Der Soldat stieß einen gellenden Todesschrei aus und rutschte den Hang hinunter.
Kane steckte den Revolver ein.
Auf einer Entfernung von mehr als dreißig Yards konnte man sich auf die Treffsicherheit selbst des langläufigsten Navy Colts nicht mehr verlassen. Was man jenseits dieser Marke traf, war reine Glücksache.
Für solche Entfernungen brauchte man ein Gewehr.
Kane riss die Winchester aus dem Scabbard und schoss auf einen Soldaten, der gerade angelegt hatte.
Die ersten Mexikaner lieferten sich derweil einen Nahkampf mit den von vorne heran reitenden Soldaten. Innerhalb weniger Augenblicke lagen ein Dutzend Männer und auch ein paar Pferde getroffen am Boden. Aber Montalbán und seine Männer schafften den Durchbruch. Kane und Macondo folgten ihnen. Desgleichen George Allison, der sich dicht hinter ihnen hielt.
Kaum die Hälfte von Montalbáns Männern war noch am Leben. Und auch von denen, die den Durchbruch geschafft hatten, waren nicht alle unversehrt davongekommen. Einige hatten mehrere Schussverletzungen abbekommen.
Aber es blieb ihnen nichts anderes übrig, als weiter zu reiten und sich dabei so dicht wie möglich an den Rücken des Pferdes zu pressen, um die Trefferfläche klein zu halten – denn die Verfolger kamen rasch näher.
Die Schlucht teilte sich. Montalbán und seine Männer wandten sich nach links.
Kane zügelte sein Pferd.
Er blickte zurück.
Macondo folgte seinem Beispiel. Dabei nutzte er die Gelegenheit, sein Sharps Gewehr nachzuladen.
Der Hufschlag der Verfolger war hinter der nächsten Biegung bereits zu hören.
Im ersten Moment schien es so, als würde sich George Allison die größeren Überlebenschancen ausrechnen, wenn er bei Montalbán und seinen Männern blieb.
Aber dann besann er sich eines besseren.
Er zügelte ebenfalls seinen Gaul.
„Warum bleiben Sie nicht bei Ihren Freunden?“, fragte Kane hart, während er die Winchester nachlud.
„Das sind nicht meine Freunde.“
„Seltsam, es sah für mich aber so aus!“
Kane ließ die Winchester in den Scabbard gleiten und gab seinem Pferd die Sporen. Er nahm den Weg nach Rechts. Macondo und Allison folgten ihm.
Die Schlucht zog sich in einer lang gezogenen Biegung dahin und endete schließlich vor einem geröllhaltigen Hang.
Kane stieg ab, zog das Pferd hinter sich her. Das Tier rutschte.
Macondo und Allison folgten seinem Beispiel.
Der Apache erwies sich dabei als besonders geschickt. Er hatte Kane bald überholt und erreichte zuerst den Kamm. Dort blieb er stehen und blickte zurück.
In der Ferne waren Schüsse zu hören.
Die Franzosen hatten Montalbáns Leute offenbar eingeholt und lieferten sich mit ihnen ein heftiges Gefecht.
Aber das bedeutete keineswegs, dass Kane und seine Begleiter sich in Sicherheit wähnen konnten.
Hufschlag drang durch die Schussgeräusche und hallte zwischen den Hängen wider.
Die ersten beiden Kavalleristen tauchten hinter der Biegung auf.
Macondo legte das Gewehr an und holte den ersten von ihnen aus dem Sattel, während Allison und Kane noch immer ihre Pferde über den Hang zu bugsieren versuchten.
Allison griff unter die Jacke, zog den Revolver aus dem Schulterholster und feuerte in heller Panik herum.
Immerhin trieb das sein Pferd weiter den Hang hinauf.
Weitere Kavalleristen kamen um die Biegung. Kane und Allison schafften es endlich, ihre Pferde über den Hang zu bringen. Dahinter war eine rutschige, von Geröll übersäte Schräge. Kane riss die Winchester aus dem Sattelschuh, ließ seinen Gaul die Schräge hinunterlaufen und lud die Waffe durch.
Er feuerte in Richtung der Angreifer und ging dabei in Deckung. Schuss um Schuss feuerte er in Richtung der Kavalleristen.
Macondo und Allison schossen ebenfalls.
Allison schrie auf, als eine Kugel ihn an der Schulter traf. Der Schuss aus seinem Colt wurde verrissen und ging ungezielt ins Nichts.
Er ließ sich ein Stück die Schräge hinunterrutschen, sodass er nicht mehr getroffen werden konnte. Mit der Handfläche presste er gegen die Wunde. Blutrot lief es ihm zwischen den Fingern hindurch.
„Verdammt!“, knurrte er.
Kane feuerte noch immer mit seiner Winchester. Zwölf Schüsse hatte die Waffe im Magazin.
Macondo war indessen in Deckung getaucht, um seine Waffe nachladen zu können. Jetzt kam er wieder hervor und schoss ebenfalls.
Rechts und links von ihnen streiften die Bleikugeln vorbei. Ein Projektil zertrümmerte einen der Kakteen, dass der kostbare Saft nur so herausspritzte und den vor Trockenheit aufgesprungenen Boden benetzte.
Als Kane und Macondo die Waffen senkten, lagen sieben Kavalleristen tot im Staub.
Offenbar hatten die Verfolger die Spuren studiert und den größeren Teil ihrer Truppe Montalbán und seinen Leuten hinterhergeschickt.
Dieser Umstand bedeutete für Kane und seine Begleiter vielleicht die Chance, den Soldaten doch noch zu entkommen.
In der Ferne war noch immer Gefechtslärm zu hören.
Kane wandte sich an den Indianer.
„Eins steht fest“, sagte er. „Wir werden jetzt wohl kaum in Mexiko bleiben können.“ Er deutete mit dem Winchesterlauf auf die getöteten Kavalleristen.
„Zumindest nicht, solange die Franzosen im Land sind“, stimmte Macondo zu.
Der Gedanke, die Grenze nach Arizona überschreiten zu müssen, gefiel ihm nicht. Es hatte schließlich Gründe, dass er nach Mexiko geflohen war. So ungerechtfertigt und falsch es auch sein mochte, er wurde nun einmal in Texas als Mörder gesucht.
Monate waren vergangen, seit er nur knapp dem Galgen entkommen war –und das nur, weil er sich in Notwehr verteidigt hatte.
Aber er musste damit rechnen, dass Steckbriefe von ihm inzwischen nicht nur in Texas kursierten. Wenn er Pech hatte, war inzwischen sogar eine Belohnung auf seinen Kopf ausgesetzt worden, die Kopfgeldjäger anlockte wie Coyoten die vom Geruch verwesenden Fleisches angezogen wurden.
Aber die Schwierigkeiten, die Jeff Kane in Texas gehabt hatte, waren nichts dagegen, dass er auf mexikanischem Boden Soldaten getötet hatte.
In Mexiko konnte er sich jetzt wohl erst wieder sehen lassen, wenn Kaiser Maximilian und seine Französischen Unterstützer gestürzt waren. Aber danach sah es im Moment überhaupt nicht aus. Im Gegenteil.