Читать книгу Revolvergeier: Western Sheriff Sammelband 6 Romane - Alfred Bekker - Страница 18

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Kane und Macondo gingen in den Saloon nebenan. Sie ließen die Schwingtüren auseinander fliegen. Im Schankraum war nicht viel los. Nur ein paar Zecher saßen an der Bar, ein Quartett von Spielern an einem der Tische.

Kane wandte sich an den Saloon Keeper.

„Ich brauche ein Zimmer für mich und eines für meinen Begleiter.“

„Sie können eines bekommen“, sagte der Saloon Keeper. Er war großer hagerer Mann mit tief liegenden blauen Augen und einem buschigen Schnauzbart. „Aber Ihr Freund nicht. Tut mir leid. Aber ich bediene hier keine Indianer.“

Auf einmal wurde es vollkommen ruhig im Raum. Alle blickten auf Kane und Macondo und erwarteten jetzt wohl irgendeine Reaktion.

„Ist schon gut“, sagte Macondo an Kane gerichtet. „Das ist nicht das erste Mal, dass ich so etwas erlebe. Ich werde den hiesigen Mietstall-Besitzer fragen, ob ich bei den Pferden schlafen kann...“

„Das brauchst du gar nicht erst zu versuchen!“, rief einer der Männer, die am Spieltisch saßen. Seiner Kleidung nach war er ein Mexikaner. Er stand auf. Er trug eine kurze, bis knapp zur Hüfte reichende Jacke und einen tief geschnallten Revolvergurt. Aber mit einem Bein stimmte etwas nicht. Es war steif und er zog es nach.

„Wer bist du?“, fragte Kane.

„Jemand, der dem Roten da vorne klarzumachen versucht, dass hier kein Platz für ihn ist!“

„Ich gehe schon“, sagte Macondo.

„Dann werde ich auch nicht bleiben“, sagte Kane.

„Hört nur!“, sagte der Kerl mit dem steifen Bein. „Der Kerl zieht die Gesellschaft eines Indianers der unseren vor!“

Kane musterte den Mann von oben bis unten.

„Sie kennen Mister Montalbán?“

„Was soll die Frage? Jeder kennt ihn hier in der Gegend!“

„Dann richten Sie ihm schöne Grüße von mir aus, wenn Sie ihn das nächste Mal sehen.“

Kane ging zu den Schwingtüren. Macondo folgte ihm. Sie traten ins Freie.

„Dies ist zum Glück nicht der einzige Saloon in Nogales!“, sagte Kane.

Eine Schar von Reitern preschte die Main Street entlang. Es war Montalbán mit seinen Männern. Kane zählte fünfzehn Bewaffnete. Offenbar war seine Bande durch den Angriff der Kavalleristen stark dezimiert worden.

Der Trupp zügelte vor dem „Happy Arizona Man“ die Pferde.

„Wir sollten so schnell es geht aus Nogales verschwinden!“, raunte Macondo.

Kane nickte.

Montalbán schob sich den Sombrero in den Nacken.

„Freut mich, euch wieder zu sehen, Hombre!“, sagte er. „Wir haben uns recht schnell aus den Augen verloren, als die Soldaten auftauchten.“

„Wie ich sehe, haben Sie deren Attacke überlebt!“, stellte Kane fest.

„Aber eine Menge guter Männer haben ins Gras beißen müssen! Meine Truppe wurde mehr als halbiert!“

„Das tut mir leid.“

„Ihr schuldet mir noch was!“

„Ich wüsste nicht was.“

„Ihr habt mein Gebiet durchquert und wir waren uns noch nicht ganz über den Wegzoll einig.“

„Wie ich mich erinnere, hatten Sie Ihre Meinung dazu gerade geändert, als Sie in die Mündung meines Peacemakers geblickt haben“, erwiderte Kane, dessen Daumen hinter die Schnalle des Revolvergurts geklemmt waren.

„Sehen Sie, genau das meine ich, Mister!“

Montalbán schnipste mit den Fingern. Daraufhin stiegen vier seiner Männer ab. Sie gaben den anderen die Zügel ihrer Pferde, zwei von ihnen zogen die Gewehre aus den Scabbards.

„Abschnallen!“, befahl Montalban. „Sie hätten mein freundliches Angebot, das ich Ihnen drüben in Mexiko gemacht habe, annehmen sollen! Jetzt ist es dafür zu spät. Die Preise haben sich erhöht!“

„Ich habe nichts, was ich Ihnen geben könnte. Und falls Sie daran denken, mir meinen Gaul oder meine Waffen abzunehmen, sollten Sie bedenken, dass ich zuerst auf Sie schießen werde, wenn Sie Ihren Männern den Befehl zum Feuern geben!“

Montalbán verzog das Gesicht.

„Ich habe gesehen, dass Sie schnell sind, Mister. Aber ich glaube kaum, dass Sie zum Schuss kommen werden.“

Kane sagte: „Lassen Sie uns besser in Ruhe. Wir wollen nichts anderes, als aus der Stadt zu verschwinden.“

Montalbán spuckte aus. „Wenn ihr beide glaubt, so einfach davonkommen zu können, dann habt ihr euch aber getäuscht!“

Macondos Hand wanderte in Richtung des Revolvers an seiner Seite.

Kane bewegte sich keinen Millimeter. Er behielt die Schar seiner Gegner genau im Auge. Dabei wandte er den Kopf. Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte er eine Bewegung in seinem Rücken bei den Schwingtüren des Saloons.

Ein Schuss krachte.

Macondo schaffte es nicht mehr, seine Waffe vollständig aus dem Holster zu reißen.

Eine Kugel war durch eine der Schwingtüren gefahren, ließ sie hin und her pendeln und hatte ihr Ziel eine Handbreit unterhalb von Macondos linkem Schulterblatt gefunden.

Das Gesicht des Apachen erstarrte. Er sank zu Boden.

Kane wirbelte herum und feuerte.

Die Handfläche glitt über den Hahn, zog ihn in einer fließenden Bewegung zurück. Der Schuss fuhr durch die andere Schwingtür. Die Wucht des Geschosses ließ sie nach innen schwingen.

Der Mann mit dem steifen Bein stand dahinter, in der Hand einen langläufigen Navy Colt. Aus diesem löste sich ein Schuss. Blutrot wie die Zunge eines Drachens leckte das Mündungsfeuer hervor.

Aber da Kanes Schuss den Kerl um den Bruchteil eines Lidschlags früher traf, ging der Schuss ungezielt ins Nichts.

Mitten auf der Stirn des Steifbeinigen bildete sich ein blutroter Punkt. Er taumelte einen Schritt zurück und schlug der Länge nach auf die Holzbohlen auf, die den Boden des Saloons bedeckten.

Kane warf sich zur Seite, während gleichzeitig Schüsse in seine Richtung fielen.

Er rollte sich unter den Pferden über den Boden. Die Gäule wieherten, traten zur Seite.

Kane musste höllisch aufpassen, um nicht von den Hufen zertreten zu werden.

Die Tiere rissen und zogen an ihrem Zaumzeug. Zwei Tiere rissen sich los und preschten in Panik auf Montalbán und seine Männer zu.

Kane rappelte sich auf, tauchte zwischen den Pferderücken hervor und feuerte in Richtung der Angreifer.

Zwei Mann sanken getroffen in den Staub, ein dritter kurz darauf. Eine vierte Kugel feuerte er auf Montalbán, aber diese verfehlte ihr Ziel. Der Boss der Bande hatte seinem Gaul die Sporen gegeben und war davon geprescht, sodass er bereits außerhalb der treffsicheren Schussweite eines Revolvers war.

Kanes Revolvertrommel war leergeschossen. Er steckte den Colt ein und löste die Zügel, mit denen die restlichen Pferde festgemacht waren – auch die seines eigenen Gauls. Aber bevor er diesem einen Klaps gab, riss er die Winchester vom Sattel herunter.

Mit einer energischen Bewegung lud er die Waffe durch.

Zwei Schüsse sorgten dafür, dass die Pferde in wilder Panik davon stoben.

Wie von Sinnen stiegen sie auf die Hinterbeine. Kane sprang durch das Fenster zurück in den Saloon. Das Glas splitterte. Er krümmte sich zusammen, begrub einen Tisch unter sich, dessen Beine aus dem Leim gingen, sodass er zusammenbrach.

Ein Kugelhagel folgte.

Dieser Bleiregen fetzte die letzten Glasstücke aus dem Fenster heraus. Manche Kugeln gingen auf einfach durch die Holzwände hindurch. Kane blieb am Boden liegen, bis der Geschosshagel vorbei war.

Dann rappelte er sich auf und postierte sich links neben dem Fenster. Er nutzte die Gelegenheit, seinen Revolver nachzuladen.

Von draußen waren Stimmen zu hören.

Der Hufschlag der Pferde verklang.

Die Männer am Pokertisch saßen wie erstarrt da.

Derselbe fassungslose Gesichtsausdruck stand im Gesicht des Salon Keepers.

Dann wurde es draußen sehr ruhig. Montalbán und seine Männer hatten sich vermutlich auf der anderen Seite der Main Street postiert und warteten jetzt nur darauf, dass Kane sich zeigte.

Die Männer am Poker-Tisch waren offensichtlich unschlüssig darüber, wie sie sich verhalten sollten. „Wenn Sie auf Montalbáns Seite sind, Gentlemen, dann sollten Sie diesen Ort besser verlassen“, sagte Kane.

Niemand rührte sich. Kane deutete mit dem Lauf der Winchester auf den am Boden liegenden Steifbeinigen.

„Wer war das?“

„Johnny Gonzales“, gab der Saloon Keeper Auskunft.

„Wieso hat er Macondo von hinten erschossen?“, fragte Kane. „Der Indianer hat ihm nichts getan.“

„Johnny ist einer von Montalbáns Männern“, sagte der Salooner. „Seitdem er sich bei einer Schießerei ein paar Kugeln eingefangen hat, ist sein Bein steif, darum konnte er nicht mehr dauernd im Sattel sitzen.“

Kane verzog das Gesicht. „Montalbán hat ihn als Stadthalter zurückgelassen?“

„Er wollte ihn zum Sheriff machen. Für nächste Woche waren die Wahlen angesetzt.“

„Einen feiner Sternträger wäre das gewesen!“ Die Antwort bestand aus Schweigen. Kane wandte sich an die Männer am Pokertisch. „Was ist mit euch?“

„Wir haben mit Montalbán nichts zu tun!“, sagte einer von ihnen, ein rothaariger Mann mit dunkler Weste.

„Wenn Sie sich weiter von Montalbán Vorschriften machen lassen wollen, dann verschwinden Sie durch die Hintertür. Aber wenn Sie wollen, dass diese Bande nie wieder einen Fuß in diese Stadt setzt, dann helfen Sie mir!“

Die Männer sahen sich an. Der Rothaarige erhob sich als erster. Dann die anderen.

Schweigend verließen sie den Saloon durch den Hinterausgang.

Kane tauchte unter dem zerschossenen Fenster hindurch und erhob sich auf der anderen Seite wieder. Dort hatte er mehr Deckung. Er postierte sich neben den Schwingtüren.

Der Saloon Keeper stand noch immer wie angewurzelt da.

„Nichts für ungut, Mister“, sagte er schließlich und folgte den anderen.

Kane war jetzt allein.

Er blickte schräg über die Schwingtüren hinweg.

Macondos Leiche lag dort im Staub.

Kane hatte sich bereits an die Gesellschaft des Apachen gewöhnt. Es war besser zu zweit reisen, als allein und auf sich gestellt. Dass diese Bande ihn hinterrücks abgeknallt hatte, nahm er persönlich.

Mit dem Krieg in Mexiko hatte er nichts zu tun – aber was Montalbán und seine Männer betraf, war das etwas anderes.

Doch im Moment ging es weder um Recht noch um Rache, sondern in erster Linie schlicht darum, die nächsten Stunden zu überleben.

Seine Gegner konnten auf Zeit setzen. Damit rechnen, dass er irgendwann schlafen oder essen musste und dass sich zwangsläufig ein Moment ergeben würde, in dem er schwach und unaufmerksam war.

Dann konnten sie zuschlagen, ohne ein allzu großes eigenes Risiko einzugehen.

Revolvergeier: Western Sheriff Sammelband 6 Romane

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