Читать книгу Großband #9 - Chronik der Sternenkrieger: Wo die Erhabenen wohnen: Acht Sternenkrieger Romane - Alfred Bekker - Страница 11
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“Wir treten bei dieser Kontaktaufnahme auf der Stelle, wenn Sie mich fragen”, sagte Commander Van Doren. Der Erste Offizier des Raumschiffs STERNENKRIEGER lehnte sich in seinem Sitz etwas zurück. Der Schalensitz im Raum des Captains passte sich ergonomisch an seinen Rücken an. “Wir befinden uns jetzt seit mehreren Wochen im System dieses Flare-Sterns, der sich jederzeit wieder aufblähen kann, sodass er uns quasi in harter Strahlung röstet. Und seit dieser Zeit haben fast täglich Treffen mit den Yroa stattgefunden. Ich möchte einfach nur zusammenfassen, was sich daraus bisher als Erkenntnisgewinn für unsere Seite ergeben hat: null Komma null!”
Die Frustration war auf Seiten von Commander Van Doren unüberhörbar.
Captain Rena Sunfrost hatte die wichtigsten Offiziere der STERNENKRIEGER in ihrem Besprechungszimmer zusammengerufen, um über die Lage zu beraten.
Ihr Gesicht verriet Anspannung.
Außer Van Doren waren auch Lieutenant Commander Robert Ukasi, Bruder Guillermo, Schiffsarzt Dr. Ash Trent, Chefingenieur Erixon sowie die Lieutenants John Taranos und Wiley Riggs anwesend.
Lieutenant Mandagor, der ansonsten eigentlich eines der beweglichen Wuchtgeschütze an Bord der STERNENKRIEGER bediente, führte zurzeit das Kommando auf der Brücke.
Zusätzlich war auch noch Corporal Raggie S. Terrifor anwesend. Der derzeitige Kommandant der an Bord der STERNENKRIEGER stationierten Truppe war zwar kein Offizier, aber Captain Sunfrost hielt ihn für kompetent, die Sicherheitslage einzuschätzen.
“Ich möchte Ihnen widersprechen”, sagte Bruder Guillermo und wandte sich damit direkt an Commander Steven Van Doren. “Wir treten keineswegs auf der Stelle. Und die Zeit, die wir darauf verwenden, näheres über die Yroa-Spezies zu erfahren, dürfte auch keineswegs verschwendet sein.”
“Nun, ich will ja gerne hoffen, dass Sie Recht behalten, Bruder Guillermo ...”, begann der Erste Offizier der STERNENKRIEGER, aber Bruder Guillermo ließ ihn gar nicht weiter zu Wort kommen. Für den ansonsten eher zurückhaltenden Angehörigen des Wissenschaftlerordens der Olvanorer war das eher ungewöhnlich.
“Die Besatzung des Yroa-Schiffs hat uns vor dem sicheren Untergang bewahrt”, erklärte Bruder Guillermo. “Das ist ein Faktum. Wir hätten gegen die Angreifer keine Chance gehabt.”
“Womit ich ihm unumwunden Recht geben muss”, warf Lieutenant Commander Robert Ukasi ein.
Bruder Guillermo fuhr fort: “Und wir haben durch die Yroa von der Existenz einer offenbar sehr gefährlichen Spezies erfahren, von denen wir bisher nichts wussten: den Canyaj. Über die wissen wir bislang nur, dass sie offenbar sehr fremdartig und sehr aggressiv sind. Aber davon abgesehen gibt es gute Gründe, davon auszugehen, dass eine so hochentwickelte Spezies wie die Yroa mehr über die geheimnisvollen Alten Götter weiß.”
“Das ist bislang nur eine Hypothese”, stellte Van Doren klar.
Bruder Guillermo wandte den Blick in Richtung des Ersten Offiziers der STERNENKRIEGER. “Es kann doch gar nicht anders sein, Steven”, behauptete er. “Selbst eine oberflächliche Analyse ihrer Raumfahrttechnik legt den Schluss nahe, dass ihre Technik auf die Technik der Erhabenen zurückgeht, die wir ja auch als die Alten Götter bezeichnen. Es gibt gewisse Parallelitäten zwischen allen bisher bekannten technischen Artefakten und Hinterlassenschaften der Alten Götter. Ich habe ein mathematisches Analyse-Programm entwickelt, das diese Gemeinsamkeiten schnell zu erfassen vermag und ...”
“Was schlagen Sie vor?”, unterbrach Rena Sunfrost den Olvanorer-Mönch.
Bruder Guillermo wandte den Blick in Richtung der Kommandantin.
“Ich schlage vor, in einen intensiven Dialog mit den Yroa zu treten. Unser Ziel ist es schließlich, das Geheimnis der Alten Götter zu enträtseln.”
Nein, das ist vielleicht Ihr Ziel, Bruder Guillermo - aber nicht das Ziel dieser Mission!, ging es Sunfrost durch den Kopf. Sie haben ein beachtliches Talent, ein Missionsziel in Ihrem Sinn umzudeuten ...
“Unser Ziel ist es, das Geheimnis der mysteriösen Lichtsonden zu enträtseln, die überall auftauchen und offenbar den Exodus der Etnord ausgelöst haben”, widersprach Commander Van Doren. “Deswegen hat man uns hierher in diesen abgelegenen Teil des Universums geschickt - weiter als jemals zuvor ein menschliches Raumschiff vorgedrungen ist.”
“Auch wenn sicherlich niemand etwas dagegen einzuwenden haben dürfte, wenn wir das Rätsel der Alten Götter gewissermaßen nebenbei lösen könnten”, fügte Rena Sunfrost hinzu.
“Ich denke, alles hat letztlich mit den Alten Göttern zu tun”, sagte Bruder Guillermo. “Sie müssen in ferner Vergangenheit ungeheuer mächtig gewesen sein. Ihr Wissen war auf einem Stand, der ...”
“... ungefähr dem Vollkommenheitsideal der Olvanorer entspräche?”, unterbrach Sunfrost ihn.
Bruder Guillermo sah sie an.
“Ja, ungefähr so”, bestätigte er.
“Wo Ihre Priorität liegt, haben Sie ja deutlich gemacht, Bruder Guillermo.”
“Die Alten Götter sind seit Langem verschwunden”, meinte Van Doren. “Vielleicht hat ihr ach so großes Wissen sie ins Verderben geführt. Und es könnte durchaus sein, dass sich andere dieses Wissens bemächtigt haben ...”
“So wie wir es ja auch schon versucht haben”, hielt Sunfrost ihrem Ersten Offizier entgegen.
“Haben Sie mal darüber nachgedacht, was geschehen wäre, wenn es uns tatsächlich gelungen wäre, das Wissen der Alten Götter in Besitz zu bringen?”
“Das ist eine philosophische Frage, die uns vielleicht für einen anderen Zeitpunkt aufheben sollten, I.O.”, fand Sunfrost.
Van Doren schüttelte den Kopf.
“Krieg ist keineswegs nur eine philosophische Frage, Captain.”
“Wer spricht denn von Krieg?”
“Es hätte Krieg gegeben, wenn wir durch die Technik der Erhabenen einen Vorsprung erlangt hätten.”
“Wir hätten dieses Wissen mit unseren Verbündeten geteilt.”
“Hätten wir?”, echote Van Doren. “Und unsere Bündnispartner? Die K’aradan, die Qriid ...” Van Doren schüttelte entschieden den Kopf. “Nein, ich habe so oft darüber nachgedacht und bin immer wieder zu demselben Ergebnis gekommen. Wenn es uns gelungen wäre, auch nur einen Bruchteil des Alte-Götter-Wissens in unseren Besitz zu bringen, hätte das Krieg bedeutet. Und das würde es noch!”
“Da muss ich Ihnen widersprechen”, sagte Bruder Guillermo. “Das Wissen ist vorhanden. Es ist allenfalls eine Frage der Zeit, wann es von irgendwem entdeckt wird. Vielleicht ist es sogar schon geschehen. Sie können die Erkenntnis niemals ungeschehen machen, Steven! Das ist ausgeschlossen. Im Universum kann nichts an Information vernichtet oder vermehrt werden. Information kann nur umgewandelt werden, so wie Materie in Energie verwandelt werden kann.”
“Das ist Olvanorer-Philosophie”, meinte Van Doren.
“Nein, das ist Thermodynamik, Steven. Reine Physik! Und wenn Sie einen Augenblick darüber nachdenken, dann werden Sie erkennen, dass es sich genau so verhält, wie ich es gerade dargestellt habe.”
Van Doren zuckte mit den Schultern. “Ich dachte, der wissenschaftliche Zweifel wäre eine der Grundtugenden der Olvanorer.”
“Das ist sie auch.”
“Dann wundert mich Ihre Gewissheit in dieser Sache!”
“Vielleicht können wir diese Grundsatzdebatte für eine Weile verschieben”, schlug Sunfrost vor. “Es geht im Moment einzig und allein darum, wie wir mit den Yroa umgehen.”
Bruder Guillermo hob die Augenbrauen.
Robert Ukasi hingegen verdrehte genervt die Augen. Dem Taktikoffizier der STERNENKRIEGER lag ganz offensichtlich schon länger einiges auf der Zunge. Aber bisher hatte er sich zurückgehalten.
“Die Yroa scheinen mir eine Zivilisation zu sein, die fortgeschritten genug ist, um über das Lichtsonden-Phänomen tiefer gehende Erkenntnisse zu besitzen”, erklärte Bruder Guillermo. “Wir gehen davon aus, dass die Lichtsonden irgendetwas mit jenem Volk zu tun haben, das wir als die Alten Götter oder die Erhabenen bezeichnen, wie sie sich selbst genannt haben. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass dieser Fairoglan und sein Begleiter noch nie etwas von dieser mächtigen Spezies gehört haben, die einst die Galaxis beherrschte.”
“Das könnte in der Tat ein Grund sein, sich näher mit den Yroa zu beschäftigen”, sagte Rena Sunfrost. “Oder lässt sich dagegen etwas sagen? Steven?”
Commander Van Doren wirkte abwesend.
Sunfrost fragte sich in diesem Augenblick, was in ihm vor sich ging. Die Vehemenz seiner Reaktion hatte sie ohnehin überrascht.
“Sie sind der Captain”, sagte Van Doren.
“Aber ich lege auf Ihre Meinung großen Wert, I.O.”, gab Sunfrost zurück.
“Das freut mich zu hören.”
“Zumal Sie erfahrener sind als ich.”
“Das ist richtig.”
“Was ist der Grund für Ihre Reserviertheit gegenüber den Yroa - um es mal ganz vorsichtig zu formulieren?”
Jetzt mischte sich Bruder William wieder ein. “Ihnen gefällt der Gedanke nicht, dass Sie Wesen gegenüberstehen, deren geistige Kräfte uns allen offenbar weit überlegen sind, nicht wahr?”
Bruder Guillermo schien mit seiner sprichwörtlichen Olvanorer-Empathie genau den Punkt getroffen zu haben, der hinter Van Dorens ablehnender Haltung gegenüber den Yroa steckte.
Der Erste Offizier der STERNENKRIEGER wirkte nur für einen sehr kurzen Moment überrascht.
Die Blicke der beiden Männer begegneten sich.
“Ich habe nichts gegen geistige Überlegenheit, sondern gegen geistige Manipulation”, brachte Steven Van Doren es jetzt auf den Punkt. “Und es ist eine Tatsache, dass wir massiver mentaler Beeinflussung ausgesetzt sind, seit wir mit den Yroa in Kontakt kamen. Wir alle! Und das Ausmaß ist keinem von uns wirklich bekannt.”
“In diesem Punkt muss ich Ihnen sogar Recht geben”, sagte Bruder William. “Die Gefahr, die von den besonderen Kräften ausgeht, die den Yroa offenbar eigen ist, dürfen wir nicht unterschätzen. Trotzdem überwiegt in diesem Fall eindeutig das Erkenntnisinteresse vor allem anderen.”
“Jedenfalls haben uns die Yroa einstweilen vor dem Angriff dieser zweiten unbekannten Spezies geschützt, den Canyaj”, sagte jetzt Lieutenant Commander Robert Ukasi. “Sie haben sich verhalten wie Verbündete. Und ganz ehrlich, wenn diese Fremden versucht hätten, uns zu vernichten, hätten sie es auch geschafft, wenn wir den Beistand der Yroas nicht gehabt hätten.”
“Dieser Einschätzung kann ich nur zustimmen”, mischte sich Bruder Guillermo ein.
Ein Signal ertönte.
Captain Sunfrost schaltete den Kom-Kanal über eine Funktion ihres Kommunikators frei. Auf dem Display wurde eingeblendet, wer sich da meldete. Es war die Brücke, namentlich Lieutenant Jamalkerim.
“Was gibt es, Lieutenant?”, fragte Sunfrost.
“Captain, wir empfangen Signale der Canyaj.”
“Sind Schiffe dieser Spezies im Normalraum materialisiert?”, fragte Sunfrost.
“Bislang nicht. Die Ortung rechnet aber mit dem Eintritt in den Normalraum von mindestens hundert Einheiten innerhalb der nächsten halben Stunde. Die Zwischenraum-Subdimensional-Resonanz zeigt entsprechende Werte.”
“Lösen Sie die höchste Alarmstufe aus, Lieutenant” , befahl Sunfrost.
“Aye, aye Captain”, bestätigte Lieutenant Susan Jamalkerim.