Читать книгу Großband #9 - Chronik der Sternenkrieger: Wo die Erhabenen wohnen: Acht Sternenkrieger Romane - Alfred Bekker - Страница 20
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“Waffen bereit machen”, befahl Corporal Raggie S. Terrifor. Der Gen-Optimierte kommandierte die Einheit der Space Marines an Bord der STERNENKRIEGER.
Die Gauss-Gewehre der Raumsoldaten waren normalerweise auf höchste Schusskraft eingestellt. Die Wuchtgeschosse, die mit diesen Waffen verschossen wurden, waren beinahe genauso durchschlagkräftig wie die Geschütze der STERNENKRIEGER.
“Waffen bereit”, kam es zurück.
“Schalten sie auf eine niedrigere Energiestufe”, befahl Terrifor. “Senken Sie den Maximalwert um zwei Drittel. Dann müsste es stimmen.”
Die Space Marines hatten allesamt den Helmfunk aktiviert. Denn auch wenn im Hangar Bedingungen entsprechend der Erdnorm herrschten, waren die Anzüge so gut isoliert, wenn sie geschlossen waren, dass die Verständigung erheblich erschwert worden wäre.
“Sir, bei allem Respekt, ist das ihr Ernst?”, fragte einer der Space Marines.
“Sie meinen, als ich den Befehl gab, dass Sie die Energieregler Ihrer Gauss-Gewehre herunterfahren sollen?”, fragte Raggie S. Terrifor. “Das entspringt der Weisheit der einzigen wissenschaftlichen Autorität von einigem Rang an Bord der STERNENKRIEGER.”
“Meinen Sie diesen Eierkopf vom Sirius aus dem Olvanorer-Orden?”, fragte der Space Marine.
“So ist es”, sagte Terrifor. “Ich traue ihm blind. Und wenn er sagt, dass wir weniger hart schießen sollen ...”
“... dann ist das, bei allem Respekt, Sir, der größte Schwachsinn, den ich je gehört habe!”
Unterdessen regelte Terrifor auch die Energie seiner eigenen Waffe herunter. Die Wuchtgeschosse aus quaderförmigen Wolfram wurden normalerweise durch den magnetisierten Lauf der Railgun auf eine so hohe Geschwindigkeit gebracht, dass sie nahezu jede denkbare Panzerung durchschlugen.
Dass sie gegen die Schiffe der Canyaj wirksamer sein würden, wenn sie mit geringerer Geschwindigkeit auftrafen, klang widersinnig. Aber Terrifor wusste, dass für Zweifel aller Art jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war.
“Wenn die Eierköpfe uns sagen, dass es so ist, dann gehen wir davon aus, dass es so ist, wie sie es uns sagen”, meinte Terrifor über Helmfunk. “Und ich will hoffen, dass dieser Olvanorer-Bruder Recht hat ...”
Aber darauf kommt es vielleicht gar nicht mehr an, ging es Terrifor durch den Kopf.
Die Chancen der STERNENKRIEGER-Besatzung war in diesem Kampf ohnehin alles andere als gut. Die andere Seite war einfach zu überlegen. Allerdings waren Raumsoldaten in schweren Kampfanzügen, die im All schwebten und mit Wuchtgeschossen auf die feindlichen Einheiten feuerten, in ihrer Wirkung nicht zu unterschätzen.
Auf jeden Fall werden wir schwer zu treffen sein, dachte Terrifor. Viel schwerer als unser Raumschiff. Und selbst das ist - gemessen an den Maßstäben des Alls - ein winziges Objekt, das nicht so einfach zu treffen ist.
Einer der anderen Space Marines hatte offenbar denselben Gedanken.
“Seien wir froh, dass wir gleich nicht mehr im Schiff sind”, meinte er. “Könnte sein, dass unsere Überlebenschance ausnahmsweise in diesem Fall sehr viel höher anzusetzen ist, als beim Rest der Besatzung.”
“Da haben Sie Recht, Space Marine!”, mischte sich jemand in den Helmfunkverkehr der Raumsoldaten ein.
Terrifor bemerkte die Kennung, die auf der Helmoberfläche eingeblendet wurde.
Bogdan, der Shuttle-Pilot einer Landefähre!, ging es Terrifor durch den Kopf. Hätte ich mir ja denken können!
“Ohne einen dienstlichen Grund haben Sie auf dieser Frequenz nichts zu suchen, Lieutenant Bogdan”, sagte Terrifor.
“Seien Sie nicht so kleinlich, Corporal! Und davon abgesehen stehen wir vor einer gemeinsamen Mission! Und wie auch immer die ausgeht, ich glaube wir sollten uns alle gegenseitig Glück wünschen. Denn das werden wir brauchen!”
“Viel Glück, Lieutenant Bogdan. Und jetzt verschwinden Sie aus dem Kanal, bevor ich ihn blockiere.”
In diesem Augenblick wurde auf Terrifors Helmdisplay angezeigt, dass der Luftdruck im Hangar sank. Die Schleusenfunktion war aktiviert worden. In Kürze würde ein veritables Vakuum herrschen, das den Bedingungen draußen im All glich.
Wenn es nur ein einfacher Ausstieg aus der STERNENKRIEGER gewesen wäre, dann hätte man die Luft durch die künstliche Schwerkraft des Schiffes halten können. Die Antigravaggregate waren darauf ausgerichtet. Aber in diesem Fall sah der Einsatzplan etwas anderes vor. Die Raumsoldaten sollten sich mit Hilfe aufgeschnallter Schubdüsen und der zur Ausrüstung gehörenden Antigrav-Paks quasi aus dem Hangar hinaus ins All schießen, um sich möglichst zu verteilen. Umso schwieriger würde es für die Geschütze der Canyaj sein, sie zu reffen und auszuschalten.
Um nicht unnötig Energie zu verschwenden und die Ressourcen der Anzugsysteme schon gleich zu Beginn der Mission zu minimieren, sollte sogar sogar die künstliche Schwerkraft im Hangar-Bereich abgeschaltet werden.
Dies geschah wenige Augenblicke später.
Terrifor konnte die Veränderung körperlich spüren, nachdem sie kurz vorher im Helmdisplay angezeigt worden war.
Er fühlte sich gewichtslos.
Und für ein paar Augenblicke etwas flau im Magen.
Dass weder der Corporal noch einer der unter seinem Kommando stehenden Space Marines den Kontakt zum Boden unter den Füßen verloren, hatte den Grund, dass die Magnetfunktion der Anzugstiefel sie am Boden hielt.
Nur einer der Marines hatte offenbar vergessen, diese Funktion zu aktivieren, obwohl eigentlich die Anweisung dazu gegeben worden war.
Jetzt begann er, sich langsam vom Boden zu erheben.
Ein schwebender Raumkrieger.
Er quittierte das mit einem Grinsen, das allerdings gefror, als er Terrifors eisige Miene durch die Sichtscheibe von dessen Helm sah.
Ein Blick, der einer Zurechtweisung gleichkam.
Nun öffnete sich das Haupttor des zur Luftschleuse umfunktionierten Hangars.
Da war jetzt nichts mehr zwischen den Space Marines und dem unendlichen kalten All, in dem die Canyaj-Schiffe auf sie warteten. Einige von ihnen waren als schnell wandernde Lichtpunkte zu erkennen. Das Licht des nahen Flare-Sterns, der das Zentralgestirn dieses Systems war, sorgte offenbar auf der Außenhaut der Canyaj-Schiffe für entsprechende Reflexionen, sodass sie relativ gut auszumachen waren.
“Hier Sunfrost von der Brücke”, meldete sich der Captain über den Helmfunk der Space Marines. “Wir bekommen gerade die Positionsdaten herein. Mehrere Canyaj-Einheiten nähern sich rapide und in einer Geschwindigkeit, die ein Bremsmanöver vermuten lassen.”
“Die wollen uns tatsächlich entern!”, entfuhr es Raggie S. Terrifor, obwohl es eigentlich nicht seine Art war, den Captain zu unterbrechen.
“Offenbar haben die mitbekommen, dass wir manövrierunfähig und wehrlos sind”, stellte Sunfrost nüchtern fest.
“Dann werden die uns mal kennenlernen”, meinte Terrifor.
“Zerschießen wir ein paar dieser Silizium-Knollen!”, meinte einer der anderen Marines. “Daraus bestehen die doch, wenn ich das im Helmdisplay eingeblendete Daten-Dossier einigermaßen richtig verstehe!”
“Geben Sie uns den Befehl zum Einsatz, Captain”, sagte Terrifor.