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“Energieversorgung ist auf auf zwanzig Prozent abgesunken”, stellte Lieutenant Simon E. Erixon fest. Das Gesicht des Chefingenieurs der STERNENKRIEGER flimmerte und zuckte auf dem Nebenbildschirm. Die Signalübertragung aus dem Maschinendeck wurde immer wieder unterbrochen. Offenbar war die Com-Verbindung gestört.

Aber das war im Moment noch das geringste Problem, mit dem die Besatzung der STERNENKRIEGER zu kämpfen hatte.

Erschütterungen gingen durch das Schiff.

Sunfrost spürte, wie es unter ihren Füßen rumorte.

“Steuerung ausgefallen”, meldete Rudergänger John Taranos. “Captain, wir sind manövrierunfähig.”

“Die letzten Treffer der Canyaj haben uns übel erwischt”, meinte Van Doren.

“Aber wir können noch selber schießen!”, sagte Ukasi. “Geschütze zwei und fünf ausgefallen. Alle anderen funktionieren einwandfrei.”

Wie zur Bestätigung seiner Aussage war im nächsten Moment wieder eine Explosion auf dem Hauptbildschirm zu sehen. Erneut war eines der Canyaj-Schiffe getroffen worden. Die Ortung registrierte wenig später vagabundierende Trümmerteile aus äußerst exotischen Materialien.

Bedenke, dass du sterblich bist, ging es Sunfrost durch den Kopf, während sie den Blick abwandte, um nicht geblendet zu werden. Eine automatische Filterfunktion verhinderte zwar, dass die Helligkeitswerte des Hauptbildschirms ein für menschliche Augen gefährliches Maß erreichten, aber vielleicht wollte Sunfrost auch einfach nur nicht so genau hinsehen. Denn sie vermied auch einen Blick auf die Ortungsdaten, die ihr auf der Armlehne am Sitz des Captains angezeigt wurden.

“Ungewöhnliche Ortungsdaten im Subraum-Bereich”, meldete jetzt Lieutenant Riggs.

“Was hat das zu bedeuten?”,fragte Sunfrost.

“Sie Signatur scheint mit der des verschwundenen Yroa-Schiffs identisch zu sein”, meldete Riggs.

“Anscheinend bekommen wir doch nochmal Besuch von unseren ehemaligen Rettern”, lautete Steven Van Dorens Kommentar.

“Raumschiff tritt ins Normal-Kontinuum”, sagte Riggs jetzt. “Es ist tatsächlich das Yroa-Schiff ... “

“Und es greift an!”, sagte Robert Ukasi erstaunt. “Es nimmt gleich mehrere Canyaj-Schiffe unter Beschuss ...”

“Wenn man den Kurs extrapoliert, dann fliegt das Yroa-Schiff direkt auf uns zu”, stellte Rudergänger Lieutenant John Taranos fest. Er war sichtlich irritiert. Er selbst konnte aufgrund der Manövrierunfähigkeit der STERNENKRIEGER ja nicht mehr ins Geschehen eingreifen. Aber die Anzeigen arbeiteten noch. Der Rudergänger nahm ein paar Schaltungen vor. Seine Miene zeigte noch immer Verblüffung. “Ich frage mich wirklich, was die vorhaben ...”, murmelte er.

“Können Sie das Geschehen optisch etwas heranzoomen, Lieutenant Riggs?”, fragte Sunfrost.

“Wir haben erhebliche Schäden und Ausfälle in der Energieversorgung. Das bleibt auch auf die Ortung nicht ohne Auswirkungen. Aber ich tue, was ich kann.”

Der Ausschnitt des Hauptbildschirms veränderte sich. Mehrere Lichtblitze waren zu sehen. Mutmaßlich Explosionen von Schiffskörpern. Die eingehenden Daten bestätigten diese Vermutung.

Auf einer kleineren, schematischen Darstellung konnte man die Positionen aller Raumfahrzeuge in näherer Umgebung erkennen sowie deren Bewegungsrichtung.

“Das Yroa-Schiff pflügt eine Schneise der Verwüstung in die Formation der Canyaj”, stellte Robert Ukasi mit einer Mischung aus Erstaunen und Bewunderung fest. “Das ist so etwas wie ein tollkühner Frontalangriff mitten in die Linien des Gegners!”

“Früher auf der Erde hat man so etwas auch als Amoklauf bezeichnet”, lautete indessen der Kommentar von Bruder Guillermo.

“Schiff nähert sich weiter”, meldete Lieutenant Riggs. “Die Beschleunigungswerte steigen rapide.”

Einige Bildschirme fielen unterdessen aus. Projektionen verschwanden. Displays verblassten und waren nicht mehr zu benutzen.

“Energieniveau jetzt auf fünfzehn Prozent”, sagte unterdessen Chefingenieur Erixon von seinem Nebenbildschirm aus. Seine Stimme klang verzerrt. Die letzten Worte waren kaum zu verstehen, ehe sich die Anzeige dann schließlich wieder etwas stabilisierte.

“Können Sie da nichts machen, Mister Erixon?”, fragte Sunfrost.

Die Nervosität war jetzt auch bei ihr kaum noch zu verbergen. Die Lage war einfach zu brenzlig.

“Es reicht im Moment für die Lebenserhaltungssysteme und die künstliche Schwerkraft. Wenn es noch weiter nach unten geht, müssen weitere Funktionen zugunsten von überlebenswichtigen Dingen abgeschaltet werden.“

“Ich schlage vor, die Frachträume zu räumen und dort die Lebenserhaltung abzuschalten”, sagte Van Doren.

“Sie haben gehört, was der I.O. gesagt hat, Mister Erixon?”, fragte Sunfrost.

“Okay. Das bringt aber nicht mehr als ein Prozent”, sagte Erixon daraufhin. “Wenn die Werte weiter so fallen, wird es bald überall an Bord der STERNENKRIEGER ziemlich ungemütlich.”

“Wie lange haben wir für die Evakuierung der Frachtbereiche?”, wollte Van Doren wissen.

“Fünf Minuten.”

Sunfrost wandte sich an Susan Jamalkerim. “Lieutenant, schalten Sie einen Kom-Kanal frei. Ich will, dass ich überall gehört werde.”

“Aye, Aye, Captain. Kanal freigeschaltet. Sprechen Sie”, sagte Jamalkerim.

“Hier spricht Captain Sunfrost. Alle Frachtbereiche sind sofort zu räumen. In fünf Minuten werden dort die Lebenserhaltungssysteme abgeschaltet, um Energie zu sparen. Es kann im Übrigen auch in anderen Bereichen zu Energieengpässen kommen. Wir sind in einer verzweifelten Lage, aber wir werden nicht den Mut verlieren. Geschwader-Lieutenant Naderw soll sich in seinen Jäger begeben und zum Start bereit machen. Dasselbe gilt für die Shuttle-Piloten. Vorbereitungen zur Evakuierung des gesamten Schiffs sind zu treffen. Corporal Terrifor und die Marines sollen schwere Raumkampfanzüge anlegen und sich für einen Ausstieg zum Schiff-zu-Schiff Kampf bereit machen. Wir wissen nicht, was die Angreifer mit uns vorhaben. Unseren Erkenntnissen nach, handelt es sich um eine anorganische Spezies, deren chemische Überlebensbasis nicht auf Kohlenstoff, sondern auf Silizium gegründet ist. Niemand weiß, welche Auswirkungen diese Tatsache darauf hat, wie empfindlich diese Wesen auf unsere Waffen reagieren, wenn es ihnen gelingen sollte, an Bord zu kommen und die STERNENKRIEGER zu entern. Die Piloten der Landefähren sollen sich an Bord der Beiboote begeben und dafür sorgen, dass sie startklar sind. Es tritt Notfallplan A in Kraft. Sunfrost, Ende.”

“Ich fürchte weder Landefähren noch unsere Rettungskapseln, der Jäger oder ausgeschleuste Space Marines werden überhaupt zum Einsatz kommen”, stellte Van Doren fest.

Sunfrost hob die Augenbrauen.

“So pessimistisch, I.O.?”

“Nur realistisch, Captain”, gab Van Doren zurück. “Die werden uns einfach mit ihren Waffen zerschreddern. Und wir haben dem nichts auch nur annähernd Gleichwertiges entgegenzusetzen.”


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